Apple-Chef Jobs sagt Clone-Anbietern ab: "Wir hätten uns ge

26.09.1997
MÜNCHEN: Man kann sich des Eindrucks kaum erwehren: Seitdem Ex-Next-Chef und Apple-Mitbegründer Steve Jobs wieder in der Führungszentrale des kalifornischen Computerpioniers thront, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Jetzt hat er dafür gesorgt, daß die bisherige Lizensierungspolitik gestoppt wird. Zugleich übernimmt das Unternehmen für 100 Millionen Dollar den Clone-Anbieter und Direktversender Power Computing. Die Verwirrung im Apple-Lager ist perfekt.Ich glaube nicht mehr an Apple. Wenn ich mir so einen Schlingerkurs erlauben würde, könnte ich auf der Stelle abtreten", schimpft Stefan Domeyer, Vorstandsvorsitzender der Pios AG in Braunschweig, einem Distributor, der sich auf den Vertrieb und Eigenentwicklung sogenannter Macintosh-Clones spezialisiert hat. Er ist, wie viele seine Kollegen, die mit dem Verkauf von Apple-Nachbauten auf das große Geld gehofft hatten, stinksauer auf den Computerpionier aus Cupertino. "Heute hüh und morgen hott" lautet für ihn die Firmenparole des angeschlagenen Mac-Herstellers. Erst wird das Betriebsystem lizenziert, doch kaum - so scheint es zumindest - kommt das Clone-Geschäft in Schwung, stampft der vorübergehend zum Chief Operating Officer (CEO) erkorene und von Ex-Apple-Chef Amelio wieder an Bord gehievte Apple-Mitbegründer Steve Jobs alle Pläne wieder ein. Nicht nur, daß die Schar der Mac-Loyalisten angesichts der Turbulenzen des kalifornischen Herstellers dahinschmilzt wie der Schneemann in der Sonne, jetzt führt die Debatte pro beziehungsweise contra Clones offensichtlich zu einer Glaubensspaltung innerhalb des Mac-Lagers.

MÜNCHEN: Man kann sich des Eindrucks kaum erwehren: Seitdem Ex-Next-Chef und Apple-Mitbegründer Steve Jobs wieder in der Führungszentrale des kalifornischen Computerpioniers thront, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Jetzt hat er dafür gesorgt, daß die bisherige Lizensierungspolitik gestoppt wird. Zugleich übernimmt das Unternehmen für 100 Millionen Dollar den Clone-Anbieter und Direktversender Power Computing. Die Verwirrung im Apple-Lager ist perfekt.Ich glaube nicht mehr an Apple. Wenn ich mir so einen Schlingerkurs erlauben würde, könnte ich auf der Stelle abtreten", schimpft Stefan Domeyer, Vorstandsvorsitzender der Pios AG in Braunschweig, einem Distributor, der sich auf den Vertrieb und Eigenentwicklung sogenannter Macintosh-Clones spezialisiert hat. Er ist, wie viele seine Kollegen, die mit dem Verkauf von Apple-Nachbauten auf das große Geld gehofft hatten, stinksauer auf den Computerpionier aus Cupertino. "Heute hüh und morgen hott" lautet für ihn die Firmenparole des angeschlagenen Mac-Herstellers. Erst wird das Betriebsystem lizenziert, doch kaum - so scheint es zumindest - kommt das Clone-Geschäft in Schwung, stampft der vorübergehend zum Chief Operating Officer (CEO) erkorene und von Ex-Apple-Chef Amelio wieder an Bord gehievte Apple-Mitbegründer Steve Jobs alle Pläne wieder ein. Nicht nur, daß die Schar der Mac-Loyalisten angesichts der Turbulenzen des kalifornischen Herstellers dahinschmilzt wie der Schneemann in der Sonne, jetzt führt die Debatte pro beziehungsweise contra Clones offensichtlich zu einer Glaubensspaltung innerhalb des Mac-Lagers.

Emotionen sollten außen vor bleiben

Während Domeyer drauf und dran ist, seine Geschäftsbereiche neu auszurichten - er will in Zukunft verstärkt NT-Maschinen mit 500 MHz und mehr designen -, schlägt nach Ansicht von Fritz Borgstedt, Geschäftsführer der Hamburger Systematics GmbH, Jobs den richtigen Weg ein. "Er führt das zu Ende, wozu das alte Management keinen Mut hatte", ist er sich sicher. "Apple tut gut daran, sich aus der Umklammerung der Clone-Hersteller zu lösen", so Borgstedt weiter. Zwar könne er den Unmut der Clone-Anbieter verstehen, aber von einem "Vertragsbruch seitens Apple" oder gar einem "späten Racheakt des Steve Jobs", wie Domeyer sich ausdrückt, kann seiner Meinung nach keine Rede sein. Der Systematics-Chef bleibt ganz nach Hamburger Manier kühl und gelassen. Für ihn zählen nur Fakten. Von sentimentaler Gefühlsduselei und immer wieder aufkommenden Emotionen, die den Schicksalsweg von Apple stets begleiten, hält er nichts. Seiner Ansicht nach käme eine Fortführung der aus dem Ruder geratenen Lizenzierungspolitik seitens Apple einem "Freibrief zum Gelddrucken" für die Clone-Hersteller" gleich. So sei die ursprüngliche Zielsetzung, den Markt für MacOS-kompatible Rechner zu verbreitern, völlig verfehlt worden. Denn die Schar der Clone-Anbieter versuchte keineswegs - wie Apple sich erhoffte - preisgünstige Rechner für den Consumer-Markt zu produzieren, sondern nahm das High-end-Segment ins Visier.

Clone-Hersteller entpuppten sich als beinharte Konkurrenz

Das ist zwar keineswegs verwerflich, doch anstatt über eine verbreiterte Basis Wegbereiter eines neuen Standards zu werden, gaben sich die Clone-Fabrikanten schlußendlich als beinharte Apple-Konkurrenz zu erkennen. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Während im Jahr 1994 - dem Beginn der Lizenzierungsoffensive - weltweit etwa vier Millionen Macintosh verkauft wurden, werden es Ende diesen Jahres inklusive der MacOS-kompatiblen etwa 3,5 Millionen Einheiten werden. Was den deutschen Markt betrifft, so die Schätzung Borgstedts, liegt die Zahl der abgesetzen Nachbauten bei 8.000 bis 9.000 Stück, im Mutterland USA taxieren Experten den Anteil der Clones unter den Mac-Rechnern auf immerhin stattliche 15 Prozent. Von einer Ausweitung des Marktes zugunsten der PowerPC-Plattform kann also keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Der Schuß ging nach hinten los.

Nun ist Apple um Schadensbegrenzung bemüht. Schließlich trägt das kalifornische Unternehmen so gut wie alle Forschungs- und Entwicklungskosten für die Plattform, die abgeführten Lizenzgebühren der Clone-Hersteller konnten diese nicht kompensieren. "Ich kann Jobs voll und ganz verstehen, daß er sich dagegen sperrt, seine eigene Konkurrenten zu subventionieren", unterstreicht Apple-Händler Borgstedt.

Schuldzuweisungen bleiben nicht aus

Nun scheint die Sache ausgestanden zu sein: Die einst unter dem Namen AIM durch das Trio Apple, IBM und Motorola gegründete Allianz, die sich auf die Fahne schrieb, die Verbreitung PowerPC-Plattform voranzutreiben, wird als gescheitert in die Annalen der IT-Historie eingehen. Wen wundert es dabei, daß den einstigen Kooperationspartnern gegenseitige Schuldzuweisungen leicht über Lippen gehen. So nennt beispielsweise die Motorola Computer Group Apples Entscheidung, künftige Technologien und Betriebsysteme nicht mehr zu lizenzieren, als Grund, die Herstellung von Clones einzustellen. Doch für Marktkenner ist das nicht der wahre Grund: "Die Motorola Computer Group hat mit seinen Produkte nur Verluste eingefahren. Das wundert kaum, hatten sie doch nicht einmal ein klares Vertriebskonzept", so ein Insider. "Für die war das nur ein willkommener Anlaß, sich möglichst schadlos aus der Affäre zu ziehen. Dauerhaft hätten die sich sowieso nicht am Markt halten können", will er wissen.

Furcht vor Direktvertrieb geht um

Mit der von Apple getroffenen Entscheidung, das bisherige Lizenzmodell zu kippen, dürfte klar sein ,daß die Clones über kurz oder lang vom Markt verschwinden werden. Viele Apple-Händler, insbesondere jene, denen es per Vertrag untersagt ist, Apple-fremde Produkte zu vertreiben, haben damit eine Sorge weniger. Die vermeintliche Konkurrenz ist zunächst ausgebootet. Doch so manchen Wiederverkäufer stehen anläßlich der 100 Millionen Dollar schweren Übernahme von Clone-Anbieter Power Computing durch Apple bereits erneut die Sorgenfalten auf der Stirn. Zu den übernommenen Aktivposten des Unternehmens zählt nicht zuletzt dessen Kundendatenbank und Vertriebsabteilung. Power Computing hat zumindest in den USA fast ausschließlich direkt via Internet an Endkunden vertrieben. Nun sehen einige Handelspartner eine Gefahr darin, daß Apple sich diese Erfahrungen zu nutze macht und sich künftig verstärkt dem Direktgeschäft widmet, Deutschland dabei nicht ausgeschlossen. Zudem ist Apple nach der Übernahme von Next im Besitz von Web Objects, einer Technologie, die beispielsweise Direktversender Dell für sein Internet-Bestellsystem verwendet. Doch der deutsche Apple-Statthalter Peter Dewald wiegelt ab: "In Europa wird es kein Direktgeschäft geben", verspricht er. Es sei zwar richtig, daß Apple in den USA in den Bereichen Schulwesen sowie Lehre und Forschung verstärkt das Direktgeschäft forcieren würde, dies sei aber in diesen Segmenten schon immer so gewesen.

Endkonfiguration soll von Händlern übernommen werden

Hingegen sehen Dewalds Zukunftspläne für den Vertrieb innerhalb der Regionen Deutschland, Österreich und der Schweiz anders aus. Channel Building heißt das Thema, mit dem sich Apple Deutschland zur Zeit beschäftige. "Ich weiß, daß sich viele unserer Partner wünschen, die Endkonfiguration zu übernehmen", so der Apple-Chef.

Doch gibt er zu bedenken, daß eine Umstellung hin zum Channel Building nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen sei. "Wir haben für unlängst SAP als Warenwirtschaftssystem eingeführt. Es ist also jederzeit möglich, die noch fehlende Komponente namens Fertigung zu implementieren", erklärt er weiter und resümiert: "Vorerst bleibt jedenfalls alles wie gehabt". (cm)

Pios-Chef Domeyer: "Seit Jobs wieder an Bord ist, ist er drauf und dran, einen Multi-Millionen-Dollar-Schaden anzurichten".

Apple-Chef Deutschland Dewald: "Ein Direktgeschäft in Europa ist nicht denkbar".

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