"Apple macht sich den Markt kaputt"

14.03.2002

"Apple muss zu seinem Glück gezwungen werden!" Der das sagt, ist Geschäftsführer eines Apple-Centers und einer der 150 Mac-Händler, die sich in der gerade formierten "Interessenvereinigung" zusammengeschlossen haben, um Apple Deutschland auf einen händlerfreundlicheren Kurs zu bringen.

Der Streit zwischen Apple-Händlern und Frank Steinhoff, Apple-Statthalter in Deutschland, ist ausgesprochen heftig. Denn es geht darum, so Michael Reutlinger, der für "die Mehrheit der Apple-Händler" spricht, den deutschen Apple-Managern beizubringen, dass "sie den Mac-Markt kaputt machen, wenn sie ihre bisherige Strategie fortsetzen". Im Klartext heißt das: Die rund 180 Fachhändler hier zu Lande wollen nicht mehr mit "zwei bis drei Prozent Margen" arbeiten, sondern für ihre Leistungen - Ladengeschäfte, zertifizierte Techniker, Service und Apple-Promotion - bessere Konditionen bekommen "als ein Händler, der bei der Distribution so nebenher einen Mac ordert und ihn mit zwei bis drei Prozent Aufschlag weiterverkauft", so Reutlinger. "Es muss uns Luft zum Atmen bleiben, sonst steigen wir aus!"

Der Konflikt, "den Steinhoff lösen muss, will er nicht selbst darüber stolpern" (ein norddeutscher Apple-Händler), schwelt schon länger: Bereits unter Steinhoffs Vorgänger Peter Dewald beäugten Apple-Händler misstrauisch das Wachstum des Direktvertriebs in Deutschland. Doch da es damals wie auch heute erklärtes Ziel der Apple-Führung war und ist, diesen Anteil zu erhöhen, wuchsen Firmen wie vor allem Cancom, aber auch HDS und Uhlmann deutlich - "auf Kosten des Fachhandels, der hier zu lande 60 Prozent des Umsatzes macht", sagt Reutlinger.

Doch anders als vor zwei Jahren stünden mittlerweile die Apple-Händler mit dem Rücken zur Wand. "Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns zusammenzutun", erklärt ein kleinerer Apple-Händler. "Unsere Margensituation ist trostlos."

So verlangt die Interessenvereinigung von Apple-Manager Steinhoff, diese Entwicklung zu stoppen. "Warum haben sich 90 Prozent der Apple-Händler bereits ein Windows-Standbein zugelegt?" fragt der norddeutsche Händler rhetorisch. "Weil sie sonst, trotz aller Loyalität zu Apple, Pleite wären", antwortet er.

Im Zentrum der Händlerforderungen steht: Apple muss klare Strukturen im Handelskanal schaffen. Dazu gehöre das Ende der Subventionierung von Cancom. Das Unternehmen bietet "Mac-Rechner um elf Prozent unter dem Händler-Einkaufspreis an", hat Reutlinger festgestellt. Ferner müssten alle Apple-Center zu dem selben EK bedient werden. Es dürfe künftig keine verdeckte Backmargins geben, verlangt die Interessengemeinschaft. Zum dritten müsse Apple "zusammen mit den Händlern" (Reutlinger) dafür sorgen, dass die Mac-Marktanteile, die derzeit bei unter drei Prozent liegen, wieder deutlich erhöht würden. "Sonst ist der Markt bald kaputt", sagt Reutlinger.

Wie ernst der Konflikt ist, zeigt die Reaktion von Apple Deutschland: Steinhoff werde sich diese Woche mit den Händlern zusammensetzen. Mehr wollte Apple dazu nicht sagen.

www.apple.com/de

ComputerPartner-Meinung:

Es brennt bei Apple Deutschland - lichterloh. Rund 150 Apple-Händler proben den Aufstand. Ihre keineswegs leere Drohung lautet: Entweder ändert Apple seine Händlerpolitik oder wir steigen aus. Apple-Geschäftsführer Frank Steinhoff wird einlenken müssen. Tut er es nicht, erlebt Apple die Katastrophe schlechthin. (wl)

Zur Startseite