Apple schlachtet seine heiligen Kühe

30.05.1997
MÜNCHEN: In der Apple-Chefetage wird gerade ein Schlachtfest gefeiert, sämtliche heiligen Kühe müssen um ihr Leben bangen: Zum einen schnürt das Unternehmen seine Newton-Abteilung derzeit zu einem verkaufsgerechten Paketchen zusammen, zum anderen wird den Apple-Entwicklern der Weg zur Verwendung von Intel-Chips und Microsofts Win 95 und NT geebnet.Innerhalb der nächsten sechs Monate hat sich für Apples Newton Systems Group - die jetzt als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen Newton Inc. firmiert - entweder ein Geldgeber oder ein Käufer gefunden - so lautet das Stoßgebet von Fred Anderson, dem Executive Vice-President bei Apple. Das Unternehmen, so gibt er bekannt, soll möglichst in der Nähe der Muttergesellschaft untergebracht werden, bis es flügge und fertig zum Verkauf ist.

MÜNCHEN: In der Apple-Chefetage wird gerade ein Schlachtfest gefeiert, sämtliche heiligen Kühe müssen um ihr Leben bangen: Zum einen schnürt das Unternehmen seine Newton-Abteilung derzeit zu einem verkaufsgerechten Paketchen zusammen, zum anderen wird den Apple-Entwicklern der Weg zur Verwendung von Intel-Chips und Microsofts Win 95 und NT geebnet.Innerhalb der nächsten sechs Monate hat sich für Apples Newton Systems Group - die jetzt als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen Newton Inc. firmiert - entweder ein Geldgeber oder ein Käufer gefunden - so lautet das Stoßgebet von Fred Anderson, dem Executive Vice-President bei Apple. Das Unternehmen, so gibt er bekannt, soll möglichst in der Nähe der Muttergesellschaft untergebracht werden, bis es flügge und fertig zum Verkauf ist.

Damit schafft er jetzt Klarheit, schließlich munkelte die gesamte Branche bereits seit Mitte März, daß die wenig lukrative Abteilung ausgegliedert und zum Verkauf auf den freien Markt geworfen werden soll. "Einen solchen Klotz am Bein kann sich das Unternehmen wahrhaftig nicht leisten", bestätigt ein kalifornischer Marktforscher. "Das, was Apple jetzt macht, ist das einzig vernünftige in dieser brenzligen Situation."

Experten schätzen die installierte Basis des MessagePads auf etwa 200.000 Stück. Im vergangenen Quartal, so heißt es, haben sich die Verkäufe der neuen Version, des MessagePad 2000, immerhin verdreifacht. Habe die Newton-Mannschaft - wenn möglich, sollen 170 Leute von Apple in das neue Unternehmen übernommen werden - erstmal den Status des Mitläufers im Windschatten eines großen Konzerns verloren, so glauben Newton-Fans, könne sie sich als Newcomer im Markt sicher gut positionieren.

Das ist sehr optimistisch, sagen andere. Schließlich habe Apple bereits seit Monaten in alle Richtungen signalisiert, daß der Produktbereich der kleinen Alleskönner zur Disposition stände - ohne jeden Erfolg. "Sie haben praktisch vor den Nasen jedes möglichen Kunden mit der Abteilung herumgewedelt - aber niemand hat angebissen", faßt ein Branchenkenner zusammen.

Wie auch immer, Apple mag seinen einst so hoffnungsvollen Sproß nicht ohne Rückendeckung ins richtige Leben schubsen. Bis sich ein Käufer gefunden hat, bleibt Newton Inc. eine hundertprozentige Tochter des Konzerns. Zudem will Mama Apple die eMates als Lizenznehmer weiterhin vermarkten und unterstützen.

Für noch viel größeren Wirbel allerdings sorgte Apples Ankündigung von "Rhapsody für Intel". Neben einer Version für PowerPC-basierte Rechner will das Unternehmen in einer 180-Grad-Wendung erstmalig auch eine Version seines Betriebssystems für Intel-kompatible PCs anbieten. Auf der Entwicklerkonferenz WWDC Mitte Mai in Kalifornien überraschte Apple-Chef Gilbert Amelio sein Auditorium mit Äußerungen wie, man wolle "sich nicht mehr von der Intel- beziehungsweise Microsoft-Welt isolieren". Man wolle auch die Entwicklungsumgebung "Yellow Box" sowohl in die Betriebssysteme Rhapsody für PowerPC als auch in Rhapsody für Intel integrieren. In Form einer Runtime stelle das Unternehmen die Yellow Box zudem auch nicht nur für das Mac OS, sondern auch für Windows 95 und Windows NT zur Verfügung. Im Klartext heißt das: die Programmierer können mit ihrer Hilfe Applikationen entwickeln, die sich sowohl auf dem MacOS als auch auf Windows 95 und NT einsetzen lassen.

Als Amelio dann auch noch erklärte, Apple wolle keine Lizenzgebühren für die Yellow Box erheben, war die Überraschung perfekt. Ob es nun wirklich die Verzweiflung ist (Amelio: "Die kommenden zwei Jahre werden über Leben oder Tod entscheiden") oder ob die Rückkehr von Firmengründer Steven Jobs ins Unternehmen die Kehrtwendung

bewirkt hat, die meisten Marktforscher in den USA begrüßten die neue Marschrichtung als gute (zum Teil auch als letzte) Chance für Apple. (du)

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