Astra: mit neuen Logistikstrukturen das Wachstum in den Griff kriegen

17.01.2002
Während im zweiten und dritten Quartal 2001 für manchen Distributor die Luft immer dünner wurde, hat die Astra Datentechnik GmbH laut eigenen Angaben von einer Flaute nichts bemerkt. Im Gegenteil: Der Hürther Disti hat im vergangenen Jahr einige, inzwischen profitable Auslandsniederlassungen eröffnet und ist in die Top Five der deutschen Distributionsszene aufgestiegen.

Wir haben im zweiten und dritten Quartal des vergangenen Jahres genau das Gleiche gemacht wie immer", sagt Finanzmanager Guido Mumm, der am 1. Januar 2002 in die Geschäftsführung der Astra Datentechnik GmbH aufgestiegen ist. Von einem Umsatzrückgang sei nichts zu spüren gewesen. So hatte man sich auch im Juli entschlossen, das Umsatzziel von 383 Millionen Euro (750 Millionen Mark) auf 409 Millionen Euro (800 Millionen Mark) anzuheben. Mit Ablauf des Geschäftsjahres 2001 haben die Hürther das gesteckte Ziel noch übertroffen: Sie weisen einen Umsatz von mehr als 462 Millionen Euro (905 Millionen Mark) aus.

Diese positive Geschäftsentwicklung spiegelt sich auch in den Channel-Champions-2001-Hitliste von ComputerPartner (siehe Aus-gabe 42/2001, Seite 32) wider. Hier konnte sich die Astra Datentechnik in der Kategorie "Erfolgreiche Firma" den vierten Platz sichern. Dennoch nimmt der Disti Abstand von der Betitelung "Broadliner". Man habe dazu zwar die Produktbreite, aber nicht die Produkttiefe, so das Unternehmen.

Mumm sieht den Einbruch einiger Mitbewerber im vergangenen Jahr zum einen in einer möglichen Retail-Lastigkeit und zum anderen in einer Fokussierung auf Volumengeschäfte, die möglicherweise im vergangenen Jahr aufgrund Investitionsstopps mancher großer Unternehmen nicht zustande gekommen sind. "Unser Geschäft bestimmen der Fachhandel und die europäische Expansion", so Mumm. Mit dieser Ausrichtung auf die Kernzielgruppe Fachhandel habe man die Umsätze im vergangenen Jahr kontinuierlich steigern können.

"Immerhin macht der Fachhandel 50 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus", führt der neue Geschäftsführer weiter aus. Die bestehenden Channels wie Retail, Großhandel und Fachhandel hat Astra im April vergangenen Jahres um den Systemhausbereich ergänzt, über den rund 800 Systemhaus-Kunden betreut werden sollen.

Auch dem Wettbewerb gegenüber gibt Astra sich gelassen: "Wir sehen keinen direkten Wettbewerb. Wieso auch?", sagt Mumm, und: "Außerdem sind die Top-Six-Distributoren komplett unterschiedlich aufgebaut." So habe jeder seine Daseinsberechtigung.

Wachstum will geplant sein

Der in 2001 erreichte Umsatz und das für 2002 geplante Ziel von 750 Millionen Euro bringt den Hürther Komponentendistributor an die Logistikgrenze. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, erfolgte im September vergangenen Jahres der Spatenstich für eine neue, sechsstöckige Firmendependance, die im dritten Quartal dieses Jahres fertiggestellt sein soll. Als Zwischenlösung wurde im Oktober vergangenen Jahres ein in unmittelbarer Nähe liegendes, von Aiwa aufgegebenes Großraumlager angemietet.

Rund 80 Mitarbeiter kommissionieren pro Tag zirka 6.000 Pakete. Ab Ende Januar soll dort ein auf Navision basierendes Warenwirtschaftssystem in Verbindung mit einem Lagerverwaltungsprogramm arbeiten. Auch der Webshop ist in dieses halbautomatische System mit eingebunden. Das komplette Innenleben dieses Lagers ist bereits so konzeptioniert, dass es bei dem diesjährigen Umzug in die neuen Hallen komplett übernommen werden kann.

Europäisches Wachstum wird weiter vorangetrieben

Von dem neuen, 4.800 Quadratmeter großen Interimslager werden neben den Kunden auch die im vergangenen Jahr gegründeten und die für die Zukunft geplanten Auslandsniederlassungen beliefert. Neben den bestehenden Standorten in den Niederlanden (Astra Benelux), Frankreich (Astra Mediterrannée) und Österreich (Astra Alpe Adria) richtet man den Blick nun gen Süden. Die "Astra Iberia" soll sich noch in diesem Jahr in Spanien niederlassen.

Dabei betont Finanzchef Mumm: "Wir halten nichts von Zukäufen." Sämtliche ausländischen Niederlassungen würden aus den eigenen Reihen besetzt. Es finde sich immer ein prädestinierter Mitarbeiter, der diese Aufgabe in Verbindung mit der Verwirklichung eines Auswanderungstraumes realisieren könne. So erklärt sich auch, dass die europäischen Dependancen innerhalb kürzester Zeit schwarze Zahlen aufweisen. "Im Oktober 2001 haben wir die österreichische Niederlassung mit vier Mitarbeitern eröffnet. Sie hat bereits im November ihren Break-even erreicht", erklärt Mumm stolz.

www.astra-gmbh.de

ComputerPartner-Meinung:

Ab einem bestimmten Umsatzvolumen sind die primären Probleme der Distribution die Logistik und Lagerverwaltung. Das rasante Wachstum der vergangenen Jahre hat die Astra Datentechnik GmbH an einen Punkt gebracht, an dem man handeln und in logistische Strukturen investieren muss. Das Unternehmen hat hoffentlich frühzeitig reagiert und somit die Weichen für die Zukunft gestellt. (bw)

Astra nicht an erster Stelle

Facts & Figures

Neben der Distribution, die Astra klar als Fokus herausstellt, bietet der Disti auch eigene Produkte an. "Es gibt drei Eigenmarken, die wir wirklich unser Eigen nennen", zählt Marcus Mintrop, Einkaufsleiter bei der Astra Datentechnik GmbH, auf.

Seit fünf Jahren bietet das Unternehmen dem Fachhandel zehn verschiedene Monitormodelle unter dem Brand "Novita" an. "Wir werden 2001 das erste Mal mehr als 100.000 mit Eigenlabel versehene Monitore verkaufen", rechnete Mintrop Ende vergangenen Jahres vor. Für 2002 hat man sich das ehrgeizige Ziel von 120.000 bis 130.000 Geräten gesetzt.

Im Grafikkartenbereich kann Astra mit zwei Produktmarken aufwarten. Von der "Powercolor"-Produktschiene, die seit Anfang 1999 dem Fachhandel ans Herz gelegt wird, werden laut Mintrop aktuell zwischen 50.000 und 70.000 im Monat verkauft. Der zweite Brand "VGA No. 1" wurde im März 2001 ins Leben gerufen.

Pläne, weitere Eigenmarken zu produzieren, habe man in Hürth nicht. "Mit den Monitoren und Grafikkarten sind wir bestimmt noch eine Weile ausgelastet. Außerdem sind wir in erster Linie Distributor", beschwichtigt der Einkaufsleiter. Man wolle weder seinen Kunden noch den Herstellern Konkurrenz machen. (bw)

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