ATI: mit Radeon 9600 den Massenmarkt im Visier

13.03.2003
Unter dem Codenamen R350 kursierten schon lange Gerüchte um den neuen Grafikprozessor von ATI im Markt. Nun ist das Geheimnis gelüftet. Kurz vor der Cebit stellt ATI die neuen Chips vor.

"Radeon 9800 Pro" heißt das neue Flaggschiff aus der Grafikprozessorreihe von ATI. Der kanadische Grafikspezialist hat dabei das Vorgängermodell, den "Radeon 9700 Pro", so gut konzeptioniert, dass schon leichte Verbesserungen der Chiparchitektur einen großen Anstieg der Grafikleistung bewirken. Auch der neue 9800 Pro wird weiterhin in 0,15-Mik-rometer-Technologie gefertigt. Ebenfalls beläuft sich die Anzahl der Transistoren immer noch auf ungefähr 107 Millionen.

Beim Radeon 9700 hatte sich ATI mit der Taktfrequenz noch ein wenig zurückgehalten. Der 9700 Pro arbeitete mit einem Chiptakt von 325 MHz und 310 MHz Speichertakt, was 620 MHz realen Speichertakt bedeutete. Der Nachfolger wird mit 380 MHz Chiptakt und 340 MHz Speichertakt bedient. Aus der geringen Takterhöhung von 65 MHz resultiert aber eine Erhöhung der Rechenleistung von etwa 30 Prozent. Der Chip kann nun laut ATI anstelle von 325 Millionen Dreiecken pro Sekunde 380 Millionen Dreiecke pro Sekunde berechnen. Die Pixelfüllrate ist von 2,6 auf 3,04 Gigapixel pro Sekunde angestiegen.

Zusätzlich spielen Optimierungen in der Ansprache des Speichers eine wesentliche Rolle. Betreibt man den Chip mit den "alten" Taktfrequenzen, wird eine Erhöhung der Rechenleistung von drei bis fünf Prozent erzielt.

Die wichtigste weitere Änderung in der Baureihe ist das Speichervolumen. Die Radeon 9800 Pro wird es auch mit 256-MB-DDR-Speicher geben. Gerüchten zufolge soll der riesige Speicher notwendig sein, um Doom III mit voller Auflösung spielen zu können. Der lang erwartete Ego-Shooter soll nämlich rund 95-MB-Texturen in den Grafikspeicher schaufeln. Damit die Karte dann nicht das "Swappen" (Auslagern von gerade nicht benötigten Dateien) anfängt, muss das Speichervolumen drastisch erhöht werden. Bei 95 MB hätte man sonst nur die Rechenleistung einer 32-MB-Grafikkarte.

Interne Verbesserungen

Der Chip stellt technisch gesehen eine Verbesserung und Optimierung des alten 9700 Pro dar. Dabei wurde die Shader-Einheit (Smart Shader) um einen so genannten "F-Buffer" ergänzt. Theoretisch sind damit unbegrenzt lange Pixel-Shader-Codes möglich. Diese werden beim Hausgebrauch, sprich bei Spielen, aber kaum eine Rolle spielen, da sie die Karte ausbremsen. Da Nvidia bei der Geforce FX ebenfalls eine erweiterte Funktion des Pixel Shader integriert hat und diese DirectX 9+ nennt, will ATI auftrumpfen und nennt die Funktion jetzt DirectX 9++.

Geblieben ist das Speicher-Interface mit einer Bus-Breite von 256 Bit, das DDR-Speicher Typ 1 unterstützt. Die 256-MB-Version der 9800 PRO, die später auf den Markt kommen wird, soll aber mit DDR II ausgestattet sein.

Eine weitere wichtige Änderung betrifft den zusätzlichen Stromstecker auf der Platine. Der frühere kleine Stecker, der üblicherweise für 3,5-Zoll-Laufwerke eingesetzt wird, wurde durch einen großen Stecker ersetzt, wie er bei 5,25-Zoll-Laufwerken zu finden ist. ATI verspricht sich von dieser Maßnahme eine bessere mechanische Haltbarkeit, da die Lötflächen aufgrund der größeren Anschlüsse wesentlich massiver ausgeführt werden können. Außerdem wurde der Karte ein neuer Lüfter/Kühlkörper spendiert. Am Ramdac hat der Hersteller nichts geändert, die beiden Bausteine laufen unverändert mit 400 MHz.

Die Karte soll ab April in den Handel kommen. Der voraussichtliche Preis wird wahrscheinlich knapp unter 450 Euro liegen. Nach unten rundet ATI das Programm mit dem "Radeon 9600" und dem "Radeon 9200" ab.

Beim Nachfolger des Radeon 9500 Pro hat sich einiges getan. Er wird nun in der Silizium sparenden 0,13-Mikrometer-Technologie gefertigt und arbeitet mit einer Chip-Taktfrequenz von 400 MHz (früher 275 MHz). Der voraussichtliche Preis ist absolut Mainstream-tauglich: Er soll - mit 128 MB bestückt - bei etwa 200 Euro liegen. Die Einsteigerklasse will ATI mit dem Radeon 9200 bedienen. Diese Karte wird es mit 64 oder 128 MB Speicher geben, die Pro-Version dagegen nur mit 128-MB-DDR-RAM: Die Preise dieser Karten sollen zwischen 150 und 180 Euro liegen.

www.ati.de

ComputerPartner-Meinung

ATI hat mit der neuen Serie alle Trümpfe in der Hand. Das Unternehmen hat mit den neuen Chips nicht nur zu Nvidia aufgeholt, sondern den Wettbewerber überholt. Zurzeit braucht sich ATI mit seinen Produkten nicht zu verstecken, sondern kann sich beruhigt zurücklehnen. Denn mit den Produkten für den Massenmarkt wird das große Geld verdient. Und es war schon immer besser, den kleinen Bruder vom schnellsten Chip zu haben als die kleine Schwester des zweiten Siegers. (jh)

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