Auch geplatztes Investment kann United Planet nicht aufhalten

22.06.2000
Wo bleibt der Investor? Eine seltene Frage in Zeiten, in denen sich die Geldgeber auf alles stürzen, was irgendwie mit Internet zu tun hat. United Planet musste sie sich dennoch stellen.

Es sah alles so gut aus: Das passende Produkt, branchenerfahrene Köpfe und ein zehn Millionen Mark versprechender Investor ließen alles rosig erscheinen. Doch der machte dann erst mal einen Strich durch die Rechnung: "Die haben behauptet, die Entscheidung des Investments könnte ohne Hauptversammlung gefällt werden. Beim Notar stellte sich dann heraus, das dem keineswegs so war. Das hat uns dann doch etwas getroffen", gesteht Karsten Bohlmann, Marketingleiter der United Planet GmbH, Anbieter einer Intranet-Komplettlösung namens Intrexx. Jetzt wende sich aber wieder alles zum Guten, denn ein neuer Partner wurde gefunden. Mitte Juli stehe die Sache - und die zehn Millionen ebenfalls.

Top oder Flop?

Der Name des neuen Investors wird aber noch nicht verraten, denn "sicher ist das Geschäft immer nur beim Notar", weiß Beiratsvorsitzender Axel Wessendorf inzwischen nur allzu gut, fügt aber hinzu: "Als gebranntes Kind haben wir uns den neuen Partner natürlich mit der gebotenen Vorsicht ausgesucht." Den Namen des vorherigen Flop-Spenders will er ebenfalls nicht kund tun: "Das würde im Neuen Markt wie eine Bombe hochgehen."

Doch was ist neben der Investorensuche das eigentliche Geschäft von United Planet? "Es gibt keine standardisierte Intranet-Lösung neben uns", will Bohlmann den Investor-unabhängigen Wert des Unternehmens hervorheben. Doch ein bisschen Pech hatten die Anbieter auch schon mit ihrem Produkt: Eigentlich hieß es "Intrazone", doch weil dieser Name in den USA belegt ist - und der dortige Markt ebenfalls anvisiert ist -, musste eine Umtaufe in "Intrexx" stattfinden.

Alte Lexware-Mannschaft

Die Entstehungsgeschichte von United Planet klingt trotz alledem vielversprechend. Gegründet wurde das Unternehmen Oktober 1998, mit dabei sind der ehemalige Lexware-Gründer und -Geschäftsführer Wessendorf sowie Manfred Stetz, der bei Lexware für das Thema Internet/Intranet verantwortlich war und nun zusammen mit Hans-Peter Fuchs (man denkt es sich fast: ebenfalls Ex-Lexware-Mann) die Geschäftsführung von United Planet innehat. Und seit Januar ist auch Bohlmann mit an Bord - zuvor bei Lexware in Sachen Marketing und Vertrieb unterwegs. Ein eingespieltes Team also, könnte man meinen.

Bis November letzten Jahres beschäftigte sich das Unternehmen allein mit der Entwicklung des neuen Produkts, das für die Größenordnung 5 bis 300 PC-Arbeitsplätze angelegt ist. Heute nutzen bereits 1.300 Unternehmen die Software, 60 Prozent davon setzen das Fünfer-Starter-Kit erst einmal als Test-and-Go-Version ein. Auch wurden Anregungen der Kunden in die Version 1.1 aufgenommen, zum Beispiel eine Link-Connection, die bestehende Intranets in die Lösung einbindet.

Zielgruppe sind zunächst vor allem kleinere Unternehmen wie Softwarehäuser und Webagenturen. Großkunden können nur projektbezogen in einzelnen Abtei-lungen bedient werden. "Viele unserer Händler setzen das Produkt selbst ein. Denn sie wissen, was es kostet, wenn man selber ein Intranet erstellen will", rührt Bohlmann weiter die Werbetrommel.

Das bindet Kunden

Apropos Werbetrommel: Sieben Millionen Mark will United Planet dieses Jahr in das Marketing investieren. Dazu soll unter anderem das Schalten von Anzeigen in Endkunden-Zeitschriften, Netzwerk- und Wirtschaftstiteln sowie auch TV-Werbung in ntv und N24 gehören. 80 Partner kann das Start-up schon jetzt vorweisen, darunter Akcent, Comteam und die Bechtle-Gruppe. Geplant waren ursprünglich bis des Ende des Jahres 100, "eine Zahl, die wir wohl schon im September erreichen", ist Wessendorf zufrieden.

"Das Produkt ist ein gutes Mittel der Kundenbindung. Die Marge bei unserer Software beträgt 30 Prozent, aber die wiederum macht vielleicht nur um die 20 Prozent des Geschäfts aus, denn Beratung, Planung, das Schaffen einer Infrastruktur und das Erstellen neuer Anwendungen fällt alles dem Händler zu", will Bohlmann weitere potentielle Partner locken. 4.000 Intrexx-Lizenzen, überwiegend für 5er-Plätze, will United Planet dieses Jahr verkaufen. Und dass diese Zielsetzung erfüllt wird, dessen ist sich Bohlmann sicher: "Sobald das Thema Shop-Systeme abflaut, wird unser Thema aufkommen." (via)

www.intrexx.de

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