Aufschwung für MO in Sicht?

20.06.2002
Die MO-Technologie hat sich in ihrer rund zehnjährigen Geschichte einen kleinen, aber feinen Nischenplatz im Markt erobert. Mit weltweit rund zehn Millionen installierten Geräten besitzt MO eine stabile Basis.

Daten auf magneto-optischen (MO) Medien werden mit-hilfe von Magnetfeldern geschrieben und optisch, per Laser, wieder gelesen. Während des Schreibens wird die Datenscheibe punktuell auf über 200 Grad aufgeheizt. Nur oberhalb dieser Temperatur lässt sich das Material durch ein Magnetfeld beeinflussen. Es ändert dann seine physikalischen Eigenschaften, und ein Bit ist geschrieben. Im kalten Zustand können externe Magnetfelder den Daten deshalb nichts anhaben. Die Daten sind also recht sicher aufgehoben. Und wie die Diskette befindet sich die MO-Scheibe in einer stabilen Hülle, die erst im Laufwerk geöffnet wird. Deshalb sind Kratzer auf der Datenscheibe eher unwahrscheinlich.

3,5-Zoll-MOs gibt es inzwischen mit einer Kapazität von bis zu 2,3 GB. Und das Schöne daran: Die Datenscheiben sind rückwärtskompatibel. Selbst die ersten auf den Markt gekommenen MO-Scheiben mit 128 Megabyte Kapazität lassen sich von den modernen MO-Laufwerken mit 2,3 GB noch lesen und beschreiben. Noch größere Kapazitäten bieten 5,25-Zoll-MO-Scheiben. Diese werden von beiden Seiten beschrieben und können bis zu 9,2 GB Daten fassen.

In puncto Zuverlässigkeit, Datensicherheit und Performance sind MO-Scheiben den CD-R/RWs weit überlegen. Trotzdem haben MO-Laufwerke nicht die Marktbedeutung, die ihnen eigentlich zukommen müsste. Woran liegt das?

Heute werden MO-Laufwerke nur noch von zwei Firmen produziert. Das ist einmal Sony mit den 5,25-Zoll-Laufwerken. Diese werden zur Datensicherung im professionellen Umfeld eingesetzt. Diese Serie bietet hohe Kapazität bei hohem Preis. Günstiger sind die 3,5-Zoll-Laufwerke von Fujitsu. Betrachtet man diese als Konkurrenzprodukt zu Wechselfestplatten, stimmt der Preis. Doch für den Massenmarkt sind die Laufwerke einfach zu teuer.

Starke Konkurrenz: CD-R

Seit CD-Brenner schon quasi zur Standardausrüstung von PCs gehören, wird die Luft für MO-Laufwerke noch dünner. Besonders die billigen CD-R-Medien, die heute nicht einmal mehr einen halben Euro kosten, sorgen für eine massenhafte Verbreitung der Brenner. Außerdem lassen sich CD-Rs in allen herkömmlichen PCs mit einem CDROM-Laufwerk problemlos lesen. Bei entsprechend vorsichtiger Behandlung der CD-Rs sind die dort gespeicherten Daten auch sicher untergebracht.

Ein weiterer Punkt für die mangelhafte Akzeptanz der MO-Speichertechnik ist das fehlende Marketing. Eine Vielzahl der IT-Entscheider weiß gar nicht, was MO zu leisten vermag. In den Medien wird MO immer noch als Stiefkind behandelt. Während jede PC-Zeitschrift in jeder Ausgabe immer über das Neueste von CD-Brennern berichtet, kann man die Artikel über MO an den Fingern einer Hand aufzählen.

Betrachtet man die in den vergangenen Jahren durchgeführten Anwenderanalysen, so setzen 50 Prozent aller Anwender MO-Produkte zur Datensicherung ein. Aufgrund der sehr hohen Zuverlässigkeit der Speichertechnik hat sich MO gerade in vertikalen Marktsegmenten durchgesetzt. Zum Beispiel sind 3,5-Zoll-Laufwerke in der medizintechnischen Umgebung zu finden.

Allerdings kann MO noch mehr: Dank der hohen Datentransferraten von etwa 6 MB/s lassen sich auf diesen Medien auch hervorragend Videosequenzen aufzeichnen und wiedergeben. Rund zehn Millionen Mal lässt sich das Medium beschreiben und wieder löschen. Das schaffen sonst nur Festplatten. Deshalb ist es eigentlich ein Wunder, dass sich MO im Bereich der Videobearbeitung nicht stärker etabliert hat.

Seit Anfang des Jahres sind alle Unternehmen verpflichtet, ihre Geschäftsdaten in elektronischer Form aufzubewahren. Das Prob-lem dabei: Es muss sichergestellt sein, dass die Daten anschließend nicht mehr verändert werden können. Außerdem muss der Datenträger eine unveränderliche ID-Nummer tragen, die sich auch nicht nachträglich ändern lässt.

Für diesen Zweck bieten sich zum einen CD-Rs an. Diese haben aber den Nachteil, dass die ID-Nummer per Software aufgebracht werden muss. Weiterhin muss, um die Datei brennen zu können, zuerst ein Image auf der Festplatte erstellt werden. Und ob das rechtlich erlaubt ist, wird derzeit noch geklärt. Denn das Image lässt sich kinderleicht jederzeit verändern.

Bei MO-Medien dagegen wird schon bei der Herstellung eine unveränderliche ID-Nummer aufgebracht. Sony arbeitet gerade an einem Verfahren, um MO-Medien für diesen Zweck einsetzbar zu machen. Mittels einer Firmware-Änderung des Laufwerks können dann die Medien nur noch beschrieben werden. Eine Zwischenspeicherung der Daten auf der Festplatte (Image) ist vor dem Beschreiben nicht notwendig. Aus diesen Gründen bietet sich die MO-Technologie besonders für kleine und mittelständische Unternehmen zur elektronischen Datensicherung an. Das könnte der MO-Technologie einen gewissen Schub verleihen.

www.fujitsu.de

www.sony.de

ComputerPartner-Meinung:

Nicht immer setzt sich die beste Technologie durch. MO, schon seit rund zehn Jahren auf dem Markt, kämpft, trotz aller Bemühungen der Hersteller, immer noch um Beachtung. Mehr als vertikale Märkte konnte die MO-Technologie bislang nicht erobern. (jh)

Funktionsweise von MO

Facts & Figures

Die MO-Technologie kombiniert die magnetische und die optische Speichermethode. Ein Laserstrahl erhitzt den Datenträger punktuell auf ungefähr 180 bis 200 Grad bis über den Curiepunkt. Der Curiepunkt gibt die Temperatur an, bei der das Material seine magnetischen Eigenschaften verliert. Anschließend wird per Elektromagnet ein magnetisches Feld erzeugt, das jetzt erst das Bit (0 oder 1) setzt. Gelesen werden die Daten mit einem abgeschwächten Laserstrahl, der dann die Informationen wieder liefert. Mit den heute eingesetzten Materialen lässt sich der Schreibvorgang rund zehn Millionen Mal wiederholen. Das schafft, abgesehen von der sonst wesentlich empfindlicheren magnetischen Aufzeichnung bei Festplatten, kein anderes Medium. (jh)

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