Aus Borland wird Inprise: Großkunden im Visier

05.08.1998

SAN FRANCISCO: Nach erfolgreichem Turnaround wechselt Borland Inc. Strategie und Namen: "Inprise" steht für "Integrating the Enterprise", die Orientierung an Großkunden.Del Yocam, CEO und Chairman des Tool-Herstellers, kündigte in San Francisco darüber hinaus einen Enterprise Application Server und die Errichtung einer "Professional Service Division" an. Diese soll Consulting, Training und Support aus einer Hand anbieten.

Der neue Name soll die veränderte Strategie symbolisieren. Inprise richtet sich am Großkundengeschäft aus. Das Unternehmen aus San Mateo, Kalifornien, will das Image des "kriselnden Tool-Herstellers" (Yocam) ablegen und im Markt für Enterprise-Software eine Spitzenstellung erobern. Konkret konnte Yocam jedoch lediglich die Neufirmierung bekanntgeben. Ohne festen Termin blieb die Ankündigung des Enterprise Application Servers. Er soll nach Herstellerangaben Corba und die DCOM-Weiterentwicklung COM+ ebenso unterstützen wie Java Beans.

Die Übernahme von Visigenic Inc. (siehe ComputerPartner Nr. 4/98) mit der objektorientierten Middleware "Visibroker" bot laut Yocam die Basis zum Einstieg in den Markt für Software, die verteilte Anwendungen in Computernetzen (Distributed Computing) ermöglicht. Dort tritt Inprise in Wettbewerb mit einigen Kunden. Oracle, Sybase, Net Dynamics oder Gem Stone: Sie alle nutzen Visigenic-Technologie für ihre Application Server.

Gerhard Romen, Geschäftsführer der Inprise Deutschland GmbH, Langen, ist vom Erfolg der neuen Strategie überzeugt: "In diesem Markt ist Platz für drei bis fünf Player." Marktforscher International Data Corp. (IDC) prophezeit jedenfalls ein rapides Wachstum: von weltweit 375 Millionen Dollar in diesem Jahr auf eine Milliarde Dollar in 2001.

Auf dieser Welle will Yocam "Inprise in den nächsten drei Jahren zu einem 500-Millionen-Dollar-Unternehmen machen". Immerhin hat er in den 18 Monaten seit Übernahme des Chefsessels den Turnaround vom Übernahmekandidaten mit 108 Millionen Dollar Verlust im vergangenen Geschäftsjahr zu einem expandierenden Unternehmen mit schwarzen Zahlen (2,8 Millionen Dollar Gewinn im vierten Quartal 1997) geschafft.

Die 1,4 Millionen Delphi-Anwender sollen von der Neuorientierung unberührt bleiben: Alle Entwicklungstools werden weiterentwickelt und nach wie vor unter dem Markennamen Borland angeboten. (rk)

Inprise-Chef Del Yocam will den Umsatz in den nächsten drei Jahren auf 500 Millionen Dollar schrauben.

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