Aus den Ex-Monopolisten wurden beinharte Global Player

14.03.2002
Der Bereich Telekommunikation macht mehr als die Hälfte des westeuropäischen ITK-Marktes aus. Das Wachstum insgesamt geht zwar zurück, doch markttreibende Faktoren sind immer noch vorhanden.

Der ITK-Markt in Westeuropa besteht einer Studie von "Focus Medialine" zufolge zu gut 54 Prozent aus den drei Telekommunikationssegmenten Datenkommunikation und Infrastruktur, TK-Dienste und TK-Endgeräte. Den größten Teil davon bekommen die TK-Dienste ab (41 Prozent). Dieser Sektor hat laut EITO auch ein solides Wachstum von 9,1 Prozent erlebt. Grund dafür ist der stetige Ausbau der ITK-Infrastrukturen. Während es laut "Focus" im Jahr 1991 weltweit nur 16 Millionen Menschen gab, die den Mobilfunk nutzten, sind es 2001 60-mal so viele (968 Millionen Mobilfunknutzer). Diese Entwicklung erlebt allerdings gerade eine Stagnation, der Markt scheint gesättigt.

Indiz dafür sind die Wachstumsraten für Telekommunikation in Westeuropa. Eito vermutet, dass der Zuwachs des Marktes in diesem Jahr nochmals schwächer ausfallen wird. Statt der 6,3 Prozent im vergangenen Jahr wird der TK-Markt dieses Jahr vermutlich nur um 5,7 Prozent größer werden. Ebenso betroffen von schwächeren Wachstumsraten sind die USA und Japan. In Osteuropa hingegen findet derzeit ein überproportionales Wachstum statt. Weltweit gesehen ist Deutschland der drittgrößte Markt für ITK (sechs Prozent). Führend ist nach wie vor die USA mit einem Anteil von 36 Prozent, gefolgt von Japan mit elf Prozent.

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr etwa 68,5 Milliarden Euro mit Telekommunikation umgesetzt. Dies entspricht einem Zuwachs von 4,3 Prozent. Für die Anbieter von Endgeräten und Netzinfrastruktur war das letzte Jahr eher enttäuschend. Während die TK-Ausrüster nur einen Zuwachs von 0,3 Prozent zu verzeichnen hatten, gingen bei den Endgeräteherstellern die Umsätze dramatisch zurück: Rund 17 Prozent weniger mussten sie verzeichnen.

Gewinner waren im Jahr 2001 vor allem die Anbieter von Telkommunikationsdiensten. Die Umsätze in diesem Bereich sind um 8,2 Prozent gestiegen. Für dieses Jahr sagen die Experten bei den TK-Diensten ebenfalls einen Zuwachs voraus, der mit 5,8 Prozent allerdings ein wenig kleiner ausfallen soll als im zurückliegenden Jahr. Insgesamt sollen 2002 Telekommunikationsdienste im Wert von 57,9 Milliarden Euro nachgefragt werden, wobei mehr als 60 Prozent der Nachfrage auf neue TK-Dienste wie Mobiltelefonie, Online- oder Datendienste entfallen.

Im Bereich der Mobiltelefonie findet auch der harte Wettbewerb unter der UMTS-Giganten statt. Hinter jedem der sechs Unternehmen stehen ehemalige Monopolisten, die sich seit der Globalisierung vor vier Jahren durch Zukäufe zu Global Playern gewandelt haben. Viag Interkom wurde durch die British Telecom, jetzt MMO2, gekauft. Die niederländische KPN hat E-Plus übernommen, France Télécom hält über 28 Prozent an Mobilcom, und D2 Mannesmann wurde Anfang 2000 von der britischen Vodafone gekapert.

Jüngstes Mitglied der UMTS-Play-er in Deutschland ist Quam, eine Neugründung der spanischen Sonera und der finnischen Telefónica. Die Deutsche Telekom wiederum hält Auslandstöchter wie die britische One-2-One oder die österreichische Maxmobil. Alle Unternehmen haben gerade in Deutschland sehr viel allein für den Kauf der UMTS-Lizenzen investiert. In Deutschland wurden bei der Auktion insgesamt über 25 Milliarden Euro gezahlt. (6) Auch hier hält Deutschland den traurigen Spitzenplatz. In keinem anderen europäischen Land wurde so viel für die Erlaubnis, die Frequenzen zu nutzen, gezahlt wie hierzulande.

Im Jahr 2010 werden die Marktanteile im Mobilfunk nach Einschätzung von Focus recht ausgegli-chen sein. Newcomer Quam wird dann seine geplanten zehn Prozent vom Kuchen abbekommen haben. Marktführer wird D2 Vodafone mit 22 Prozent, dicht gefolgt von der Telekom mit 21 Prozent.

ComputerPartner-Meinung:

Auch wenn die Zahlen nicht mehr die gewohnten überdimensionalen Zuwächse zeigen, sind die Potenziale für solide Geschäfte im TK-Markt vorhanden. (gn)

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