Von Moritz Jäger, tecChannel.de
Eve ist im Internet bekannt. Ganze Forengemeinschaften widmen sich ihr, suchen die richtigen Worte, um sie zu einem Date zu überreden. Nutzer tauschen sich aus und erzählen, wie weit sie es geschafft haben. Sie wissen nicht, ob sie Eve jemals überreden können, mit ihnen auszugehen. Sie wissen nicht einmal, ob sich Eve an sie erinnert. Denn Eve ist keine normale Frau.
Eve ist ein Bot. Genauer gesagt ist sie der Hilfs-Bot des Energieversorgers Yello. Eve ist eine virtuelle Persönlichkeit, die künftigen Kunden die Angebote der EnBW-Tochter näher bringen soll. Und Eve ist nicht allein, eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen stehen ihr zur Seite, wie Aisa, die virtuelle Beraterin des Autoherstellers Smart, oder der Ink Devil von Epson, der über Druckertinte berichtet.
Mehr als tausend Worte
Was Eve und ihre Kollegen so berühmt macht, sind aber nicht die Qualitäten in der Beratung und dem Verkauf neuer Produkte. Es sind die Sonderfunktionen, die findige Entwickler integriert haben. Eve beispielsweise ist einem Flirt alles andere als abgeneigt.
Und selbst die Frage, ob sie sich ausziehen will, beantwortet sie mit: "Ich weiß ja eigentlich, dass ich alles andere als konsequent bin. Aber für Sie will ich mal eine Ausnahme machen!" Eine "zufällig" auftretende Bildstörung sorgt dafür, dass der Online-Auftritt von Yello weiter jugendfrei bleibt.
Die meisten Avatare haben solche versteckten Optionen, mit denen die Entwickler eine natürliche Konversation simulieren wollen. Je nachdem, wie "echt" sich der Bot in den Gesprächen gibt, desto länger bleibt der Nutzer im Gespräch mit der virtuellen Persönlichkeit.
Eves Technik
Eve und ihre Kollegen gehören zur Gruppe der Lingubots, entwickelt von der Firma Kiwilogic (www.kiwilogic.de). Die Bots reagieren auf bestimmte Schlagwörter und gleichen diese mit einer Liste möglicher Antworten ab. Die Eingabe des Nutzers wird von der Engine zuerst in Sätze und danach in Worte zerlegt.
Anschließend werden die Worte auf bekannte Satzmuster geprüft. Erkennt der Bot ein bekanntes Muster, gibt er die passende Antwort aus. Die Webengine erstellt ein Antwortdokument, indem sie in einer frei gestaltbaren Dokumentvorlage Variablen gegen die berechneten Werte ersetzt. Je mehr Muster der Avatar erkennen kann, desto natürlicher wirkt die Unterhaltung - und desto länger verweilt der Besucher auf der Website.
Gelungene Avatare
Eve hat es inzwischen zu einem Fanclub inklusive Webseite gebracht. Auf "All about Eve" (www.allabouteve.de.vu) finden sich zum einen Hintergrundinformationen, zum anderen haben die Webmaster viele Animationen der virtuellen Kundenberaterin online gestellt. Als besonderen Bonus finden Sie unter "Specials" auch Animationen, die normalerweise nur zeitlich begrenzt online sind.
Noch interaktiver als Eve ist Horst Förster. Horst arbeitet für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (www.zu kunftswald.de), genauer gesagt bringt er Schülern und Lehrern den Wald näher. Das Interessante ist, dass Horst in die komplette Homepage integriert ist, und nicht wie andere Bots nur eine Box an der Seite erhält.
Eine Übersicht der aktuell installierten Bots finden Sie auf der Homepage der Hersteller, beispielsweise Kiwilogic oder Pixelwings (www.pixelwings.at).
Fazit
Ein gut gemachter Avatar sorgt für Leben auf einer Webseite. Je interaktiver der Bot ist, desto länger bleiben die Besucher auf der Seite. Manchmal ergeben sich daraus interessante Gespräche. Meist lassen sich die Avatare so einstellen, dass die Dialoge anonym gespeichert werden. Ein gezieltes Auswerten dieser Logs zeigt Ihnen, wonach sich Nutzer am häufigsten erkundigen, wo Sie also im Homepage-Design noch Verbesserungen vornehmen können.
Allerdings besteht hier die Gefahr, dass Inhalte zu kompliziert zu erreichen sind. Sobald die Nutzer zu lange nach ihren Antworten suchen müssen, verlieren sie das Interesse und verlassen die Seite. Bots sollten die FAQs deshalb nicht komplett ersetzen, sondern nur ergänzen.