Bäurer will sich mit Open- Source aus der Krise kämpfen

06.11.2003
Im Oktober 2002 meldete der Hersteller von Unternehmenssoftware Bäurer Insolvenz an. Jetzt kämpft sich das nach der Zahlungsunfähigkeit aus der zweiten Reihe aufgerückte Management mit dem Investor Adastra aus der Krise. Open-Source-Software spielt dabei eine Schlüsselrolle. Von ComputerPartner-Redakteur Eberhard Heins

Aus den Ruinen des einst von Heinz Bäurer gegründeten Softwerkers ist die Bäurer GmbH mit Firmensitz in Donaueschingen hervorgegangen. Bäurer hatte von 1998 an massiv auf aktienfinanzierte Expansion gesetzt. Filialen in Europa, dann in den USA, sowie ungehemmte Zukäufe von Wettbewerbern und Systemhäusern blähten das Unternehmen auf. Doch die IT-Krise machte die ungezügelte Bäurer-Expansion zunichte. Die Gruppenstruktur erwies sich als unrentabel, erwartete Umsätze blieben aus. Im Oktober 2002 stellte die AG Antrag auf Insolvenz.

Nach dem Absturz versuchen die ehemaligen Vorstände des ERP-Anbieters, Dietmar Reinhard, Stefan Schulik und Markus Wild, einen Neustart. Der renommierte Insolvenzverwalter Volker Grub entwickelte für sie ein Finanzierungs- und Geschäftskonzept und konnte dafür auch einen Investor gewinnen: Adastra (www.adastra.de). Er erwartet von all seinen Beteiligungsgesellschaften innerhalb von drei Jahren eine substantielle Wertsteigerung. Das gilt auch für den Hersteller von Unternehmenssoftware: "Unsere Investition ist nicht kurzfristiger Natur", betont aber Ulrich Clemm, Geschäftsführender Gesellschafter bei Adastra.

Bäurer-Investor hält Suse-Beteiligung

Die Softwerker aus Donaueschingen befinden sich zwar noch in der Rekonvaleszenz, aber Heilung ist möglich, weil das Kerngeschäft wieder im Mittelpunkt steht: Mittelstandslösungen für die Bereiche Fertigungsindustrie, Kunststoffbranche und technischer Großhandel. Die größten der angegebenen 1.200 "b2"-Installationen weist das Unternehmen nach Angaben von Bäurer-Geschäftsführer Wild im Indus-triebereich auf. 24 Millionen Euro Umsatz in Deutschland, Österreich und Schweiz erwirtschaftete bisher der ERP-Hersteller laut Wild. Der Lizenzanteil daran beträgt den Angaben zufolge 25 Prozent, die verbleibenden 75 Prozent verteilen sich auf Dienstleistung und Wartung.

Im Gegensatz zum Wettbewerber AP AG sieht Bäurer seine Zukunft nicht durch Microsoft-Technologie gesichert. Auf Serverseite bietet der Softwarehersteller neben Windows bereits "Suse Linux 7.3" an. Das dürfte auch den Investor freuen, denn auch an dem Linux-Distributor Suse hält Adas-tra eine Beteiligung.

Zwölf B2-Installationen würden bereits auf dem Open-Source-Betriebssystem laufen. Für den Client benötigt "b2" allerdings nach wie vor Windows. "Wir werden künftig aber auch Linux für den Desktop anbieten", erklärt Wild. Auch bei der Datenbank setzen die Donaueschinger nicht auf Microsoft, sondern auf Oracle und Informix. "Wir planen auch für MySQL", berichtet Wild.

Meinung des Redakteurs

Bäurer hat einen starken Investor. Aber für Softwerker wird es schwer, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Investitionen in Infrastruktur-Kompatibilität gehen zu Lasten neuer Funktionen. Immer häufiger entscheiden sich deshalb Softwarehäuser dafür, ihre Anwendungspakete auf Basistechnologie wie dem Microsoft Business Framework aufzusetzen. Bäurer setzt dagegen auf Open-Source-Technologie. Im Wettbewerb mit AP wird sich zeigen, wer künftig die besseren Karten hat.

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