Barcodeleser - immer schön am Strich entlang

15.03.1996
MÜNCHEN: Das Patent ist fast ein halbes Jahrhundert alt, aber der Durchbruch ließ noch fast 30 Jahre auf sich warten. Mit der Entwicklung der heute gängigen Standard-Strichcodes werden Barcodeleser in Industrie, Handel und selbst Verwaltungen eingesetzt.Der Markt scheint schier unerschöpflich. "Fragen Sie mich lieber, wo Barcodeleser und -scanner nicht eingesetzt werden können." Heinrich Heiser, Logistikexperte aus Frankfurt, bekommt leuchtende Augen, wenn er an die "vielen Industrieunternehmen" denkt, denen er noch im Rahmen ihrer Umstruktuierung der Lagerverwaltung zur Barcodetechnologie verhelfen will. Daß dies auch für ihn ein lukratives Geschäft ist, gibt er unumwunden zu. "Denen bleibt nichts anderes übrig, als den gesamten Warenverkehr mit Strichcodes zu versehen, um effektiver und damit kostengünstiger arbeiten zu können."

MÜNCHEN: Das Patent ist fast ein halbes Jahrhundert alt, aber der Durchbruch ließ noch fast 30 Jahre auf sich warten. Mit der Entwicklung der heute gängigen Standard-Strichcodes werden Barcodeleser in Industrie, Handel und selbst Verwaltungen eingesetzt.Der Markt scheint schier unerschöpflich. "Fragen Sie mich lieber, wo Barcodeleser und -scanner nicht eingesetzt werden können." Heinrich Heiser, Logistikexperte aus Frankfurt, bekommt leuchtende Augen, wenn er an die "vielen Industrieunternehmen" denkt, denen er noch im Rahmen ihrer Umstruktuierung der Lagerverwaltung zur Barcodetechnologie verhelfen will. Daß dies auch für ihn ein lukratives Geschäft ist, gibt er unumwunden zu. "Denen bleibt nichts anderes übrig, als den gesamten Warenverkehr mit Strichcodes zu versehen, um effektiver und damit kostengünstiger arbeiten zu können."

In der Tat sind Strichcodes bei Industrie und Handel längst zur Pflicht geworden. Selbst Verwaltungsbereiche wie zum Beispiel Bibliotheken arbeiten zur schnellen Erkennung und Registrierung mit diesem Strichmuster. Dabei erfolgte die erste Patentanmeldung bereits 1949, mithin vor fast einem halben Jahrhundert. Doch zwischen der Patentanmeldung und dem Einsatz in nahezu allen Handels- und Industriebereichen brauchte es nahezu 25 Jahre. Mitte der 70er Jahre setzte die Entwicklung aller heute gängigen Standard-Strichcodes wie EAN/UPC, Code 128 und andere mehr ein.

Nach der Definition der wichtigsten Codes setzte die Nachfrage erst so richtig ein. Günther Stahl, Geschäftsführer der Barcodat GmbH in Dornstetten, holt weit aus, um den Einsatzbereich zu umschreiben. "Überall dort, wo Daten schnell, sicher und fehlerfrei eingelesen werden müssen." Und das ist für den Firmenchef mit zehnjähriger Branchenerfahrung nicht nur der Handel mit Kasse, Wareneingang und Verwaltung, sondern auch Maschinendatenerfassung, Maschinensteuerung, Betriebsdatenerfassung, Leistungsdatenerfassung für Pflegeberufe, Ausrüstung des Außendienstes, mobile Datenerfassung, digitalisierte Erfassung von Bildern oder Fingerabdrücken, Labor-Meßwerte-Erfassung und vieles andere mehr. Eine Einschätzung, die auch Bernhard Lenk, Technischer Leiter bei Datalogic in Erkenbrechtsweiler, nur bestätigen kann. "Strichcodes lassen sich fast überall einsetzen. Die universellen Möglichkeiten haben dabei die Anforderungen an Strichcodes immer höher werden lassen." So sei es zunehmend bei den heute eingesetzten integrierten Datenbank-Systemen erforderlich, sämtliche Abläufe im Unternehmen lückenlos zu verfolgen. "Der Strichcode als Informationsträger hat sich hier bisher bewährt, denn er schließt Eingabefehler praktisch aus."

Speziell in der Logistik seien die Vorteile der Strichcodes unübersehbar. Zumal sie nicht nur zur reinen Identifizierung eingesetzt werden können, sondern auch zur Steuerung und Abwicklung von Vorgängen in dezentralen Anlagen. Daraus resultiere ein Mehrbedarf an Informationen auf möglichst geringem Raum. Lenk: "Speziell im Bereich Paketsortierung und -verfolgung haben sich solche Anforderungen herauskristallisiert." Diese Barcode-Spezifikationen bezeichnet man auch als "EDI auf Papier". Mit diesen Strichcodes werden beispielsweise Informatioen vom Lieferanten zum Kunden übertragen, so unter anderem in der Automobilbranche über das "Odette-Label" (Organisation for Data Exchange by Tele Transmission in Europe).

Da erscheint es fast schon selbstverständlich, wenn Barcodat-Geschäftsführer Stahl hoffungsfroh festhält, daß "der deutsche Markt ein interessantes Geschäft ist, in dem sich täglich neue Applikationen ergeben". Und so unterscheidet sich seine Prognose kaum von den Marktbetrachtungen des Mitbewerbes: "Der Markt ist noch lange nicht gesättigt. Ich schätze das Sättigungsvolumen derzeit auf etwa 50 Prozent."

Dafür Sorge tragen werden die Handelsbetriebe. So hat zum Beispiel die Intermec GmbH in Düsseldorf den Schuhfilialisten Deichmann auf Barcode-System umgestellt. Das Unternehmen mit 700 Filialen und drei Distributions-Zentren arbeitete zuvor mit Magnetstreifensystemen und IBM-Kassenterminals.

Doch diese Lösung wurde den immer weiter wachsenden Ansprüchen mit jährlich über 54 Millionen Schuhen nicht mehr gerecht. "Damit stand fest, daß die neue Lösung entsprechend der vorhandenen Unternehmenstechnik PC-orientiert sein mußte", berichtet Jörn O. Schulte von der Intermec GmbH.

Codierung sämtlicher Daten möglich

Eine Voraussetzung war, daß die etwa 150 Millionen Etiketten nicht nur sicher befestigt sein müssen, sondern auch den klimatischen Bedingungen in der Herstellerländern für die Schuhe, so in Asien und Brasilien, standhalten können. Der zentrale Etikettendruck erfolgt in Bottrop auf "Direct Thermal and Thermal Transfer Bar Code Printern 4400". "Die Intermec-Drucker waren für uns die richtige Wahl, robust, zuverlässig, schnell und einfach zu bedienen", beglückwünscht sich Jürgen Hechenrieder, EDV-Verantwortlicher bei Deichmann, noch heute zu dieser Investitionsentscheidung. Immerhin spart so der Schuhhändler 700.000 Mark im Jahr.

Ähnliche Erfahrungen hat auch die österreichische Supermarktkette Billa nach der Einführung von Barcodescannern gemacht. Im Zentrallager des Handelsunternehmens Billa wird der Warenfluß für die Versorgung des österreichischen Vertriebsnetzes gesteuert. Dieser gewaltige Warenfluß vom Lieferanten bis zu den einzelnen Verkaufspunkten sollte im Logistiksystem optimiert werden. Als Lösung werden im Bereich Wareneingang Industriescanner von Datalogic für die Erfassung der Daten der einzulagernden Paletten eingesetzt. Die Scanner sind paarweise an den Einlagerungspunkten neben der Förderstrecke montiert und identifizieren die Paletten am Förderband. Sämtliche Paletten werden von den Lieferanten mit EAN 128 Etiketten ausgestattet.

Dieser Standard ermöglicht die Codierung sämtlicher Daten, wie zum Beispiel Artikelcode, Menge, Mengeneinheit, Ablaufdatum, Palettennummer und anderes auf firmenübergreifender Basis. Die Daten werden aus dem Code gelesen und an die EDV-Anlage weitergeleitet, die wiederum alle relevanten Daten zur Steuerung des logistischen Prozesses verwendet. Fehlt mal ein Etikett oder ist es unleserlich, dann sortiert das System die Palette aus zur manuellen Weiterleitung. Die dabei praktizierte Transportgeschwindigkeit beträgt etwa 0,3 Meter pro Sekunde. Dies setzt bei den Scannern eine Leserate von 800 bis 1 600 Scans pro Sekunde voraus.

Höchstmaß an Sicherheit gefordert

Der konsequente Einsatz von Strichcode-Lesegeräten entscheidet zu einem nicht unwesentlichen Teil über die Kostenstruktur im Handel. Zumal dann, wenn das gesamte Warenwirtschaftssystem damit verbunden ist. Was letztendlich die Grundlage für einen sinnvollen Einsatz darstellt. Der Vorteil der im Handel überwiegend eingesetzten EAN-Code und Code 2/5 interleaved ist, daß sie über eine hohe Informationsdichte verfügen und in verschiedenen Größen verwendet werden können. Nachteilig wirken sich allerdings die kleinen Toleranzen aus. Um diese ausgleichen zu können, müssen die Strichcode-Lesegeräte über ein Höchstmaß an Sicherheit verfügen.

Daneben spielt es auch eine große Rolle, mit welchen Komponenten die Lesegeräte verbunden werden sollen. So achtet Barcodat-Geschäftsführer Stahl bei den Installationen darauf, ob das Lesegerät an Terminals oder PCs angeschlossen wird. "Weiter muß vorher analysiert werden, welche Barcodes gelesen werden: Barcode-Größe, Barcode-Auflösung (grob oder fein), wie die Barcodes gedruckt sind, Barcode-Typ, Etiketten-Typ, also Beschaffung der Oberfläche und die Farbe, sowie die gewünschte Leseentfernung." Und Vertriebsmanager Rainer Winter von der Computer Identics GmbH in Friedrichsdorf ergänzt: "Vor allem bei den Anpassungen sind die Hersteller von aktuellen Trends abhängig. Da muß sehr genau geklärt werden, wie die Datennetze aufgebaut, die Industriebussysteme und neuen Designstandards aussehen." Aus diesem Grund würde sein Unternehmen verstärkt offene Lösungen anbieten.

Der Markt für Barcodeleser entwickelt sich prächtig. Mit der Folge, daß die Wahl der richtigen Systeme immer schwieriger wird.

Beratung durch den Fachhandel

Hier kommt es nicht nur auf die Größe des Handelshauses an, sondern auch auf die Lagerkapazität und das damit verbundene Warenwirtschaftssystem. Sicher ist, je komplexer das System, je durchgängiger der Warenfluß vom Lieferanten bis zum Kassensystem, desto interessanter entwickelt sich der Optimierungsprozeß. Letztendlich rechnet sich ein solches System für den kleinen Fachhändler ebenso wie für den Filialisten.

Allerdings ist Beratung nötig. Die Hersteller bieten zum Teil Gesamtlösungen aus eigener Produktion oder in Kooperation mit Hard- und Software-Häusern an. Sie analysieren den Warenfluß, optimieren bei Bedarf die Lagerhaltung und integrieren das Barcode-System in die bestehende oder neue Computeranlage, bis hin zum mobilen Einsatz über Datenfernübertragung. (wk)

Zur Startseite