Berlin führt, aber prozentual hat München die meisten Webadressen

06.09.2001
Für die Registrierung deutscher Webseiten mit der Domain-Endung ist die Frankfurter Genossenschaft Denic zuständig. Sie sorgt nicht nur dafür, dass es keine Doppler gibt, sondern führt auch Buch darüber, wo die betreffende Webseite registriert ist. In absoluten Zahlen hat demnach Berlin die meisten *.de-Homepages. Prozentual gesehen ist jedoch München die heimliche Internethauptstadt Deutschlands.

Jeder, der unter der deutschlandspezifischen Top-Level-Domain *.de eine eigene Internetadresse einrichten will, muss sich bei der Frankfurter Genossenschaft Denic (Deutsche Network Information Center) registrieren lassen und dabei auch seinen Wohn- oder Firmensitz angeben. Netter Nebeneffekt: Mit der Regis-trierung wird auch die geographische Verteilung der deutschen Domains sichtbar. In Berlin mit seinen knapp 3,4 Millionen Einwohnern sind rund 210.000 Webseiten mit der *.de-Endung regis-triert - so viele wie in keiner anderen deutschen Großstadt.

Die größte Webdichte Deutschlands weist jedoch München auf. Die Isar-Metropole gilt nicht nur als eines der wichtigsten Medien-, sondern neben Silicon Valley, Bos-ton und London auch als eines der bedeutendsten IT-Ballungszentren der Welt. Statistisch gesehen hat jeder achte Münchener eine eigene Webseite, in Hamburg jeder zwölfte und in Berlin sogar nur jeder 16. Der in die Untersuchung einbezogenen Personen.

Firmenanteil rückläufig

1994 waren bei Denic nur 1.000 Domains registriert, 75 Prozent davon auf Firmen und Organisa-tionen. Im Frühjahr 1999 waren es bereits 500.000, ein Jahr später knapp zwei Millionen und bis Ende Juli 2001 mehr als 4,7 Millionen *.de-Adressen. Nach *.com ist *.de somit die Top-Level-Domain mit der zweitgrößten Verbreitung in der Welt. Jeden Tag werden bei Denic zwischen 5.000 und 9.000 neue Domain-Namen angemeldet.

Die Registrierung allein bedeutet aber noch nicht, dass die jeweilige Webseite auch mit Inhalten gefüllt ist. Wie ein Student der Universität Köln herausgefunden hat, sind 55 Prozent der *.de-Adressen ungenutzt. Der Firmenanteil der genutzten ist auf etwa 20 Prozent zurückgegangen.

Der Anteil der privaten Homepages liegt bei etwa 13 Prozent - Tendenz steigend, denn die Regis-trierung einer Webseite allein kostet so gut wie nichts. Bei elf Prozent ist eine Weiterschaltung aktiv, ein Prozent wird von so genannten Domain-Grabbern und Firmen belegt, die diese entweder vermieten oder gegen Profit verkaufen wollen.

Angesichts der Flut von Neuein-tragungen wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, sich unter einem kurzen, einprägsamen Namen eintragen zu lassen. Um herauszufinden, ob ein bestimmter Name schon im Gebrauch ist, gibt es spezielle Suchmaschinen wie etwa den Domaincrawler. Die Webadresse "fritz.de" ist zum Beispiel schon vergeben, "fritzkarl.de" jedoch noch nicht.

Wer seinen Lieblingsnamen mit der Top-Level-Domain *.de schon belegt findet, kann es mit *.com versuchen. Außerdem hat die ursprünglich von der US-Regierung gegründete ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) als Hüter aller Internetadressen gerade erst beschlossen, eine Reihe von neuen Top-Level-Domains freizugeben, darunter für Privatpersonen auch die sinnige Endung *.name.

www.denic.de

www.domaincrawler.de

www.icann.org

ComputerPartner-Meinung:

Berlin ist hip, aber München ist die deutsche Metropole mit dem höchsten Freizeitwert, mit den meisten Biergärten und dem schönsten Umland. Das ist sicherlich mit ein Grund, warum sich immer mehr IT-Firmen in Bayerns Hauptstadt ansiedeln und nicht nach Berlin gehen. Erst vor kurzem giftete die Berliner Zeitung, "die heimliche Hauptstadt" werde noch an ihrem "eigenen Erfolg ersticken", wenn sich immer mehr wichtige Firmen in München ansiedeln. Ganz aus der Luft gegriffen ist das nicht. Denn angesichts der hohen Gehälter und Mieten beginnen die ersten Großunternehmen bereits, München den Rücken zu kehren. Prominentestes Beispiel ist die Siemens-Tochter Infineon. (kh)

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