Bescheidenes Wachstum

04.06.2004
Gleich zwei Marktforschungsinstitute befassen sich derzeit mit dem Markt für mobile Videodienste. Sowohl Frost & Sullivan als auch die ARC Group kommen dabei zu ähnlichen Ergebnissen: Der Markt wächst, aber langsam. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen

Attraktiv, aber zumindest bis 2007 noch nicht überzeugend genug seien die Umsatzchancen für mobile Videodienste. Zu dem Ergebnis kommen die Marktforscher von Frost & Sullivan (www.wireless.frost.com) in ihrer Studie "Analysis of the European Mobile Video Service Market". Die Umsätze, die sich in Westeuropa mit Videotelefonie, Video-Messaging und kleinen Handy-Filmchen erzielen lassen, sollen im Jahr 2004 gerade einmal 148 Millionen Euro betragen und bis 2007 auf knapp 1,6 Milliarden Euro steigen. Laut ARC Group werden mit mobilen Videodiensten 2008 weltweit 5,4 Milliarden Dollar umgesetzt. Dies sind bescheidene Zahlen, wenn man sie mit den im Mobilfunk erreichten Gesamtumsätzen vergleicht. So erzielten die Netzbetreiber und Service Provider allein in Deutschland 2003 rund 24 Milliarden Euro.

Große Hoffnungen setzen vor allem die Betreiber von UMTS-Netzen (Universal Mobile Telecommunications System) in das Geschäft mit bewegten Bildern, denn es stellt eine Differenzierungsmöglichkeit gegenüber GSM-Anbietern dar. "Langfristig könnten mobile Videodienste außerdem dazu beitragen, den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer zu steigern; von daher wächst ihre strategische Bedeutung", ergänzt Jan Sythoff, Research Analyst bei Frost & Sullivan.

Vor dem Erfolg müssen Gerätehersteller und Netzbetreiber jedoch noch eine Menge Hausaufgaben erledigen. Videofähige Endgeräte zu massenmarkttauglichen Preisen sind derzeit nicht vorhanden, Interoperabilitäts- und Roaming-Probleme sind ungeklärt - ebenso wie der Urheberrechtsschutz und die Lizenzgestaltung bei vorgefertigten Inhalten. Schließlich fehlen viel-fältige Inhalte, attraktive Tarifmodelle und benutzerfreundliche Angebote.

Trotz der Probleme ist Sythoff optimistisch: "In den kommenden zwei bis drei Jahren werden Videotelefoniedienste eingeführt, der MMS-Standard der zweiten Generation wird sich durchsetzen, und die Qualität der Videoinhalte wird sich verbessern." Sobald diese Ziele erreicht seien, sei der Markt für weiteres Wachstum bereit.

Meinung des Redakteurs

Mit Datendiensten lässt sich im Mobilfunk immer noch nicht viel Geld verdienen. Daran werden UMTS und Videodienste zunächst auch nichts ändern. Netzbetreiber und Gerätehersteller brauchen einen langen Atem - und vor allem frischere Ideen. Denn nur mit attraktiven Services und fairen Tarifen kann man Kunden ködern.

Zur Startseite