Bill Gates ruft Mitarbeiter zu "Web-Offensive" aus

09.11.2005
In einem internen E-Mail hat Microsoft-Chef Bill Gates seine Manager aufgefordert, den Trend zu webbasierten Services ernst zu nehmen. "Der nächste Gezeitenwechsel" im Software-Geschäft

In einem internen E-Mail hat Microsoft-Chef Bill Gates seine Manager aufgefordert, den Trend zu webbasierten Services ernst zu nehmen. "Der nächste Gezeitenwechsel" im Software-Geschäft sei im vollen Gange. Mit dieser Formulierung erinnert Gates an sein 1995 geschriebenes internes Mail "Die Internet-Flutwelle", mit dem er Microsoft dazu aufrief, sich endlich um das Web und damit um einen Internet-Browser zu kümmern.

Software, so Gates, könne "viel leistungsfähiger" gemacht werden, wenn sie das Web als Verteilungs- und Serviceplattform mit einbeziehe. Bis dato nutze Microsoft das Web viel zu wenig: Benutzer von Office- und anderer Software müssten sich mit Update-CDs herumschlagen, die Release-Wechsel lassen - wie im Fall SQL-Server - jahrelang auf sich warten.

Wie ernst es Gates mit seiner Mahnung ist, zeigen die Ankündigungen der letzten Woche. Microsoft werde in Zukunft ergänzende Web-Versionen seiner wichtigsten Programme herausbringen. Sie sollen die Namen "Office Live" und "Windows Live" tragen.

Gates nimmt die "sehr zerstörerische" Welle (!) neuer internetbasierter Angebote auch zum Anlass, auf Konkurrenten wie Google und Salesforce.com hinzuweisen. Diese Unternehmen bieten bekanntlich einfachere, in rascher Folge aktualisierte Software-Module zum direkten Aufruf über den Browser an.

Gates' Mail beinhaltet auch ein Memo des Microsoft-Technikvorstandes Ray Ozzie. Der ehemalige Lotus-Manager schreibt, Konkurrenten wie Skype und Research in Motion seien in bestimmten Produktbereichen als innovativer als Microsoft. So habe sich Google eine "enorm starke Position" gesichert; das Unternehmen könne sich zu einer Bedrohung für Microsoft-Angebote entwickeln. (wl)

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