Bislang noch Schwächen im PC-Geschäft

06.10.1999

MARL: Der vor kurzem erfolgte Börsengang verleiht der Maxdata AG, Marl, im nationalen wie im internationalen Wettbewerb kräftigen Rückenwind. Mit zu den wichtigsten Themen der Westfalen wird in den nächsten Monaten die weitere Expansion in Europa gehören.Holger Lampatz kann zufrieden sein. Mit dem Börsengang fließen der Maxdata AG zwischen 300 und 350 Millionen Mark in die Kassen. Going Public heißt für den Vorstandschef aber auch, daß er mittelfristig mit 20,8 Prozent alleiniger Großaktionär sein wird. Wie berichtet will sich die Frankfurter Divaco AG in den nächsten drei bis vier Jahren von ihrer Beteiligung an Maxdata (derzeit 43,4 Prozent) trennen.

Mit dem beim Börsengang eingesammelten Kapital wollen die Westfalen vor allem im europäischen Ausland ihre Schlagkraft erhöhen. So gelang es ihnen, in nur zwei Jahren in England zum wichtigsten Monitorhersteller zu avancieren. Laut Vorstandschef wurden hier im ersten Quartal 1999 50.000 Belinea-Geräte abgesetzt. Neben Großbritannien haben die Westfalen Tochtergesellschaften in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Das bestehende Netz an Niederlassungen soll jetzt auch in Italien und Frankreich weiter ausgebaut werden.

Nachholbedarf sieht Lampatz vor allem aber im Computergeschäft, das 1998 knapp 43 Prozent zu den Einnahmen beisteuerte. "Bei PCs liegen wir drei Jahre zurück", so der Firmenchef, der als Grund dafür vor allem den relativ späten Markteintritt Anfang der 90er Jahre nennt.

Relativ klare Absage an den Consumermarkt

Maxdata will deshalb in Zukunft verstärkt die Top-500-Unternehmen in Deutschland angehen. Bislang gehörten überwiegend Soho-Anwender und mittelständische Unternehmen zur PC-Klientel des Unternehmens.

Für Lampatz wird dabei der Privatanwender auch weiterhin nur die zweite Geige spielen. "Es ist nicht unser strategisches Ziel, uns im Consumermarkt breitzumachen." Den Grund schiebt der Vorstandsvorsitzende gleich hinterher: "Der Consumermarkt macht weniger als ein Drittel des Gesamtmarktes aus, erfordert dafür aber teures Marketing." Eine Rechnung, die laut Lampatz nicht aufgeht: "Man muß den letzten technischen Schrei zum günstigsten Preis verscherbeln. Da sehen wir einen Zielkonflikt, wenn man auf Dauer Geld verdienen will."

Mit 331.000 abgesetzten PCs hat sich Maxdata im letzten Geschäftsjahr nach Angaben der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung

(GfK) auf Position fünf in Deutschland vorgeschoben. Bei Monitoren ist Maxdata laut Erhebungen der GfK mit 987.000 Stück Marktführer in Deutschland.

Keine Scheu, dafür aber "großen Respekt" hat Lampatz vor Direktanbieter Dell, der laut GfK mit 195.000 PCs nur auf Platz acht in Deutschland kam. Mit einer größeren Komponentenvielfalt sieht sich der Firmenchef jedoch gegenüber den Texanern besser positioniert. "Bei Maxdata kann der Kunde zwischen acht verschiedenen Monitorgehäusen wählen", so Lampatz.

Neuer Online-Vertrieb für den Handel

Wettbewerbsvorteile gegenüber den angestammten PC-Platzhirschen verspricht sich der Hardwarehersteller durch ein neues Vertriebsmodell. Mit Hilfe einer E-Commerce-Lösung, die auf dem sogenannten "Shop-in-Shop"-Modell basiert, kann der Kunde Produkte entsprechend seinen individuellen Anforderungen online beim Fachhändler ordern. Dieser gibt den Auftrag dann via Web an Maxdata weiter.

Die Internet-Software für das Shop-Konzept ist dabei für die Partner kostenlos. In den nächsten Monaten wollen die Marler dieses Modell, das bislang in der Pilotphase lief, flächendeckend ausbauen.

Vom Börsengang verspricht sich Lampatz einen kräftigen Wachstumsschub. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Westfalen den Umsatz um 33 Prozent auf fast 1,4 Milliarden Mark steigern (ohne Peacock/Vobis). Der Nettogewinn kletterte auf 49,9 Millionen Mark.

Im ersten Quartal legte Maxdata beim Umsatz um 38 Prozent auf

621 Millionen Mark zu. Der Nettogewinn stieg dagegen nur verhalten von 9,6 auf 10,3 Millionen Mark. Für 1999 erwartet Lampatz rund zwei Milliarden Mark Umsatz, im Jahr 2000 sind bis zu 2,6 Milliarden Mark angepeilt. (god)

Für Maxdata-Chef Holger Lampatz ist der Consumer-Markt unattraktiv:

"Er erfordert teures Marketing."

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