Börsengang soll Wachstum auf neue Basis stellen

06.10.1999

MÜNCHEN: Innovative Produkte zu entwickeln, ist die eine Sache. Die Geschäftsidee auch zu vermarkten, die andere - und meist die schwierigere. Die in München ansässige Computerlinks AG versteht sich als Drehscheibe zwischen US-Herstellern und Partnern. Im dritten Quartal plant das Unternehmen den Börsengang am Neuen Markt. ComputerPartner-Mitarbeiterin Andrea Goder sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Stephan Link.

Computerlinks ist seit 15 Jahren im Markt. Mit welcher Geschäftsidee starteten Sie?

LINK: Wir haben das Unternehmen zunächst hobbymäßig betrieben und in den ersten Jahren Computerzubehör verkauft, von Beginn an aber ausschließlich mit Partnern zusammengearbeitet. Erst seit Anfang der 90er Jahre vermarkten wir erklärungsintensive IT-Produkte amerikanischer High-Tech-Unternehmen.

Wie hat man sich das vorzustellen?

LINK: Zunächst sind die USA der Markt, woher die meisten neuen Entwicklungen kommen. Wir spüren diese Trends auf, führen sie im deutschen Markt ein. Anders ausgedrückt: Wir sind der "Link" zwischen US-Herstellern und Vertriebspartnern in Deutschland.

Um welche Produkte beziehungs-weise Technologien geht es dabei?

LINK: Unsere sechs Geschäftsbereiche sind Internet/Intranet, IT-Security, Thin-Client/Server-Computing, Remote Access, Wireless Networking sowie Clustering. Im Moment bestehen unter anderem Verträge mit US-Unternehmen wie Ascend, Axent, Citrix, Lucent, Motorola, SCO und Security Dynamics.

Wie sieht ihr Wettbewerbsumfeld aus?

LINK: Bei allen Produkten haben wir natürlich keine Exklusivität. SCO-Produkte werden zum Beispiel auch von Raab Karcher distribuiert. Insgesamt ist die Konkurrenz in jedem unserer Geschäftsbereiche relativ stark.

Wie wollen Sie sich von den Mitbewerbern abheben?

LINK: Mit der heutigen Zusammensetzung des Lösungsportfolios haben wir eine hohe Komplementarität zwischen den Produktbereichen. Das heißt, der Kunde kann aus verschiedenen Bereichen bei uns Produkte kaufen, die er dann als Business-Solution beim Endkunden installiert. Kommt es dabei zu Problemen, haben wir die Expertise und können unseren Partnern helfen. Mit unserer heutigen Produktpalette haben wir sicher ein Alleinstellungsmerkmal im Markt.

Gibt es Internationalisierungspläne?

LINK: Für uns ist der deutsche Markt so groß, daß wir uns bis jetzt rein darauf konzentriert haben. Nach dem Börsengang wollen wir ins benachbarte Ausland gehen.

In welche Bereiche soll der Emissionserlös außerdem fließen?

LINK: Wir werden insbesondere die Beratungskapazitäten ausbauen und in die Vermarktung neuer Produkte und IT-Technologien investieren. Um unsere Präsenz zu erhöhen, sind neben Allianzen auch Akquisitionen von Schulungs- und Beratungsfirmen geplant.

Vor einem halben Jahr hätten Sie noch mit einem deutlich höheren Emissionsvolumen rechnen können.

LINK: Es ist richtig, daß es durch mehr Angebot jetzt eine gewisse Nivellierung geben wird. Kein Mensch würde heute allerdings über das Thema reden, wenn es nicht zu solchen Übertreibungen bei den Neuemissionen gekommen wäre.

Prinzipiell sehe ich aber eine sehr gesunde Entwicklung am Neuen Markt. An der Nasdaq sind mehrere tausend Firmen notiert. Es wird demnächst auch am Neuen Markt 300 bis 400 Firmen geben. Gegen die muß man konkurrieren. Das ist keine Frage. Das fängt schon bei den Investoren an.

Was planen Sie, um nicht in der Masse der Börsenkandidaten unterzugehen?

LINK: Bei mehr Marktteilnehmern muß man mehr Marketing machen, auch für den Börsengang. Wir betreiben deshalb eine sehr bewußte Öffentlichkeitsarbeit mit Presse und Anzeigen. Zu informieren sind auch unsere Kunden und Mitarbeiter. Außerdem schreibt Computerlinks mit einer gewissen Internet-Phantasie schon immer schwarze Zahlen. Unser Unternehmen wird am Neuen Markt auch ein bestimmtes Alleinstellungsmerkmal haben.

1998 steigerten Sie mit 70 Mitarbeitern den Umsatz um 50 Prozent auf 43 Millionen Mark. Was soll in den nächsten beiden Jahren in den Bilanzen stehen?

LINK: Wir rechnen jeweils mit einem Umsatzplus von über 40 Prozent. Zum Ergebnis will ich nur soviel sagen, daß wir 1998 deutlich profitabel waren und noch nie rote Zahlen geschrieben haben.

Unternehmensgründer und Vorstandschef Stephan Link: "Es wird demnächst auch am Neuen Markt 300 bis 400 Firmen geben. Gegen die muß man konkurrieren."

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