Branchenkenner erwarten Rückzug der Porsche Holding bei der Taylorix AG

14.06.1996
STUTTGART: Nachdem der 1993/94 tief in die roten Zahlen geratene Systemlösungsspezialist und Rechenzentrumsanbieter Taylorix weitreichende Reorganisationsmaßnahmen vorgenommen hat, plant die Unternehmensführung wieder mit Gewinnen. Wie lange die neuformierte Taylorix AG allerdings noch von dem alleinigen Gesellschafter Porsche finanziert wird, scheint offen zu sein.Als eine "sicher interessante Überlegung" bezeichnete Werner Heinzelmann, Vorstandsvorsitzender der Taylorix AG in Stuttgart, fast genau vor einem Jahr die Frage, ob der Zweck seiner Sanierungsbemühungen bei dem angeschlagenen System- und Softwarehaus darin bestehe, das Unternehmen oder Teile davon zu verkaufen (vgl. Ausgabe Nr. 24/95, Seite 4). Heute, ein Jahr später, haben sich die Organisationsstrukturen bei Taylorix erheblich verändert.

STUTTGART: Nachdem der 1993/94 tief in die roten Zahlen geratene Systemlösungsspezialist und Rechenzentrumsanbieter Taylorix weitreichende Reorganisationsmaßnahmen vorgenommen hat, plant die Unternehmensführung wieder mit Gewinnen. Wie lange die neuformierte Taylorix AG allerdings noch von dem alleinigen Gesellschafter Porsche finanziert wird, scheint offen zu sein.Als eine "sicher interessante Überlegung" bezeichnete Werner Heinzelmann, Vorstandsvorsitzender der Taylorix AG in Stuttgart, fast genau vor einem Jahr die Frage, ob der Zweck seiner Sanierungsbemühungen bei dem angeschlagenen System- und Softwarehaus darin bestehe, das Unternehmen oder Teile davon zu verkaufen (vgl. Ausgabe Nr. 24/95, Seite 4). Heute, ein Jahr später, haben sich die Organisationsstrukturen bei Taylorix erheblich verändert.

Ohne schwarze Zahlen kein Verkauf?

Erste Opfer einer möglichen Zerstückelung von Taylorix auf neue Gesellschafter sind die Taylorix Fachverlag GmbH, die an den Schäffer-Poeschl-Verlag der Holtzbrinck Gruppe veräußert wurde, sowie die Taylorix Software und Service GmbH, die von ehemaligen Taylorix-Managern im Rahmen eines Management Buy Outs übernommen wurde (siehe Kasten). Für Branchenkenner steht fest, daß der Taylorix-Alleinaktionär, die Porsche Holding im österreichischen Salzburg, auch noch den verbliebenen Rest abstoßen wird, sobald die Voraussetzungen dafür geschaffen sind. Das heißt vor allem: sobald das Unternehmen saniert ist und wieder schwarze Zahlen schreibt.

"Heinzelmann putzt das noch vorhandene Inventar schön blank, damit es für mögliche Interessenten blinkt und glitzert", glaubt der Geschäftsführer eines schwäbischen Systemhauses zu wissen. Der Auftrag von Heinzelmann, der im Herbst 1994 als Trouble-Shooter seinen glücklosen Vorgänger Georg Hänsel ablöste, war eindeutig: "Ein Haus wie Porsche läßt einfach nicht zu, daß ein von ihm kontrolliertes Unternehmen wie Taylorix derart den Bach runter geht", erklärt ein Insider. Auch das zeitliche Engagement des österreichischen Taylorix-Vormanns, der nur während der Woche in Stuttgart weilt, ist nach unseren Informationen zeitlich befristet. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Porsche Holding nach einem Käufer für Taylorix sucht, sobald die Situation in Stuttgart so ist, daß das Unternehmen von der Ertragsseite wieder vernünftig dasteht. "Mit Verlust verkaufen, Arbeitsplätze vernichten und sich einfach verabschieden, das entspricht nicht der Unternehmenskultur der Porsche Holding", so ein Insider.

Gesundschrumpfungsprozeß hält an

Heinzelmann selbst gibt sich hinsichtlich dieser Thematik bedeckt. Nur soviel: Er kann es sich vorstellen, "wenn ein seriöser Interessent die Vorstellungen von Porsche teilen könnte."

Was seine wesentliche Aufgabe betrifft, Taylorix wieder in die Gewinnzone zu bringen, scheint Heinzelmann eine Erfolgsmeldung nach Salzburg faxen zu können. "Ich kann noch keine Ertragszahlen für 1995/96 nennen, da das Ergebnis von unseren Wirtschaftsprüfern noch abgesegnet werden muß. Sicher ist aber, daß wir schon für diese Rechnungsperiode schwarze Zahlen ausweisen werden", freut sich der Taylorix-Chef.

Dafür gingen die Erlöse von 220 Millionen Mark im Geschäftsjahr 1994/95 (31.3.) auf 162 Millionen Mark im letzten Geschäftsjahr zurück. Die wesentlichen Gründe für die Erlöseinbuße bestehen in der Aufgabe des Hardwareverkaufs sowie Umstrukturierungen in der Vertriebsorganisation. Alle ehemals im Haus angestellten Außendienstmitarbeiter sind jetzt selbständige Wiederverkäufer oder suchen einen neuen Arbeitgeber. "Früher haben wir ohne zwischengeschalteten Wiederverkäufer direkt PC-Software verkauft. Heute fungieren unsere früheren Außendienstler als autorisierte Händler und sind somit im Verkaufsprozeß zwischengeschaltet. Daß sich diese Situation auf den Umsatz auswirkt, ist klar", kommentiert Heinzelmann. Seit Oktober 1995 tragen die Taylorix-Händler überhaupt nichts mehr zum Umsatz der Taylorix AG bei, da das ganze PC-Branchengeschäft inklusive Wiederverkäufer über die rechtlich eigenständige Taylorix Software und Service GmbH in Stuttgart bilanziert wird.

Auch in diesem Jahr hält der "Gesundschrumpfungsprozeß" bei der Taylorix AG an: Der Plan sieht einen weiteren Umsatzrückgang auf nur noch 105 Millionen Mark vor. Frei nach dem Sponti-Spruch: Lieber reich und gesund als arm und krank.

AU Gutsch, Stefan

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