"Breitband für alle", zumindest mit Datenraten von zwei Megabit pro Sekunde Downstream, ist technisch umsetzbar - auch in ländlichen Regionen mit schwierigen geographischen Gegebenheiten. Diesen Schluss erlaubt eine Fallstudie, die Ingenieure der Fraunhofer-Einrichtung Systeme der Kommunikationstechnik (ESK) für die Gemeinde Weiding im bayerischen Wald durchgeführt haben. Das erarbeitete Konzept in diesem Fall ist eine Hybrid-Lösung aus DSL-Anschlüssen und WiMAX, die theoretisch überall realisierbar wäre. In der Praxis könnten in anderen Gegenden alternative Ansätze jedoch wirtschaftlich sinnvoller sein, beispielsweise die Verwendung anderer Funktechnologien.
"Weiding ist ein sehr komplexer Fall", betont ESK-Sprecherin Susanne Baumer gegenüber pressetext. Insgesamt 14 Ortsteile, angebunden an drei Ortsvermittlungsstellen, umfasst die Gemeinde. Für direkte DSL-Anschlüsse sind viele Teilnehmer zu weit von den Vermittlungsstellen entfernt. Ein untersuchter Lösungsansatz war die Verlegung optischer Fasern, die allerdings aufgrund der Kosten für Erdarbeiten unwirtschaftlich erschien. Die letztendlich vorgeschlagene Lösung nutzt WiMAX als Uplink von neu installierten DSLAM-Schaltkästen, von denen aus die Haushalte per DSL angebunden werden. Ausschlaggebend dafür war nicht zuletzt ein existierender Funkturm, der sich für eine WiMAX-Basisstation anbietet und dazu beiträgt, dass die ESK-Ingenieure diese Variante als wirtschaftlichste Lösung identifiziert haben.
"Diese Variante würde technisch überall funktionieren", meint Baumer. Allerdings wären konkrete Fallstudien für andere Gemeinden sinnvoll, da dort andere Technologien eine günstigere Umsetzung erlauben könnten. Optische Funkverbindungen beispielsweise böten der ESK zufolge hohe Datenraten bei einfacher Installation, wurden aber in der konkreten Fallstudie aufgrund einer für das Gebiet zu hohen Wetterabhängigkeit und zu geringen Reichweite letztendlich als nicht optimal gesehen. Weiters sei UMTS in der Gegend von Weiding wenig verbreitet, könne sich aber in anderen Regionen als Teil der dort wirtschaftlich sinnvollsten Lösung entpuppen.
Die ESK-Studie für Weidling war Teil des Projekts "Praxisnahe Lösungen zur Schließung von Breitbandlücken", das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert wurde. In diesem Rahmen wurden für sechs deutsche Gemeinden exemplarisch konkrete, möglichst wirtschaftliche Lösungen zur Schließung der jeweiligen Breitbandlücke gesucht. Angestrebt wurde, damit die Machbarkeit der flächendeckenden Breitbandversorgung in Deutschland aufzuzeigen. (pte) (wl)