Bull kämpft um Fortbestand

21.06.2002
Seit Jahren kämpft der französische IT-Anbieter Bull um seinen Fortbestand. Dass er bis heute noch existiert, verdankt er vor allem der französischen Regierung. Diese bewilligte immer wieder Kredite, insgesamt angeblich rund fünf Milliarden Euro; gleichzeitig verkaufte Bull, was er nicht mehr brauchen konnte - unter anderem die Software- und Teile der Service-Abteilung. Trotz dieser Maßnahmen kam Bull immer tiefer in die roten Zahlen. Im Dezember letzten Jahres löste Pierre Bonelli den verantwortlichen Bull-Chef Guy de Panafieu ab. Bonellis nicht leichte Aufgabe war klar: den nach wie vor weltweit tätigen IT-Anbieter zu sanieren. Nach fünf Monaten traf Sanierer Bonelli die erwartete Entscheidung: Bull müsse komplett neu ausgerichtet werden - entweder durch den Verkauf oder die Änderung der Besitzverhältnisse. Gegenüber dem Wall Street Journal erklärte Bonelli, in der ersten Hälfte 2003 müssten die derzeitigen Aktionäre France Télécom, Motorola, NEC, der französische Staat und Dai Nippon Printing sich entscheiden, ob sie sich an der Neufinanzierung beteiligen wollten oder ob sie diese verkaufen wollten. Letzteres würde Bonelli vorziehen. Zumindest bei Kapitalgeber Frankreich stößt er damit auf ein offenes Ohr: Dieser will seine Beteiligung abstoßen und endlich einen Schlussstrich unter seine ausgesprochen kostenspielige Beteiligung ziehen. Zumal die EU derzeit gegen Bull wegen des letzten 450 Millionen Euro-Kredites ermittelt. Doch wie auch immer Bull sich künftig aufstellen wird - im Moment geht der IT-Anbieter daran, seine Immobilien zu verkaufen sowie die Rentenkasse seiner US-Mitarbeiter aufzulösen. Rund 12.000 ehemalige und aktuell Beschäftigte sollen eine Jahresrente erhalten; einen Teil des eingesparten Geldes will Bonelli für die Sanierung verwenden. Zur momentanen Geschäftssituation sagte der Sanierer optimistisch, er gehe davon aus, das Unternehmen werde in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres das budgetierte Umsatzziel von 700 Millionen Euro erreichen. Selbstverständlich müsse Bull wieder rote Zahlen bilanzieren. Der Verlust vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde bei rund 120 Millionen Euro liegen. Ob mögliche Investoren Bonelli die Prognose abnehmen, Bull werde im nächsten Jahr schwarze Zahlen schreiben, sei dahin gestellt. (wl)

Seit Jahren kämpft der französische IT-Anbieter Bull um seinen Fortbestand. Dass er bis heute noch existiert, verdankt er vor allem der französischen Regierung. Diese bewilligte immer wieder Kredite, insgesamt angeblich rund fünf Milliarden Euro; gleichzeitig verkaufte Bull, was er nicht mehr brauchen konnte - unter anderem die Software- und Teile der Service-Abteilung. Trotz dieser Maßnahmen kam Bull immer tiefer in die roten Zahlen. Im Dezember letzten Jahres löste Pierre Bonelli den verantwortlichen Bull-Chef Guy de Panafieu ab. Bonellis nicht leichte Aufgabe war klar: den nach wie vor weltweit tätigen IT-Anbieter zu sanieren. Nach fünf Monaten traf Sanierer Bonelli die erwartete Entscheidung: Bull müsse komplett neu ausgerichtet werden - entweder durch den Verkauf oder die Änderung der Besitzverhältnisse. Gegenüber dem Wall Street Journal erklärte Bonelli, in der ersten Hälfte 2003 müssten die derzeitigen Aktionäre France Télécom, Motorola, NEC, der französische Staat und Dai Nippon Printing sich entscheiden, ob sie sich an der Neufinanzierung beteiligen wollten oder ob sie diese verkaufen wollten. Letzteres würde Bonelli vorziehen. Zumindest bei Kapitalgeber Frankreich stößt er damit auf ein offenes Ohr: Dieser will seine Beteiligung abstoßen und endlich einen Schlussstrich unter seine ausgesprochen kostenspielige Beteiligung ziehen. Zumal die EU derzeit gegen Bull wegen des letzten 450 Millionen Euro-Kredites ermittelt. Doch wie auch immer Bull sich künftig aufstellen wird - im Moment geht der IT-Anbieter daran, seine Immobilien zu verkaufen sowie die Rentenkasse seiner US-Mitarbeiter aufzulösen. Rund 12.000 ehemalige und aktuell Beschäftigte sollen eine Jahresrente erhalten; einen Teil des eingesparten Geldes will Bonelli für die Sanierung verwenden. Zur momentanen Geschäftssituation sagte der Sanierer optimistisch, er gehe davon aus, das Unternehmen werde in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres das budgetierte Umsatzziel von 700 Millionen Euro erreichen. Selbstverständlich müsse Bull wieder rote Zahlen bilanzieren. Der Verlust vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde bei rund 120 Millionen Euro liegen. Ob mögliche Investoren Bonelli die Prognose abnehmen, Bull werde im nächsten Jahr schwarze Zahlen schreiben, sei dahin gestellt. (wl)

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