Canon hofft auf ein digitales Jahr: "Von dem Kuchen wollen wir was haben"

27.02.2003
Die Canon Deutschland GmbH setzt 2003 auf digitale Produkte: Vor allem vom Digitalkamera-Geschäft erhofft man sich einen erneuten Wachstumsschub. Dies beinhalte viel mehr als den Verkauf der Hardware, so Canon-Manager Harald Horn. Insbesondere IT-Händler seien daher gefordert, endlich über ihren Tellerrand zu blicken.

"2003 wird ein digitales Jahr", ist sich Harald Horn sicher. "Und von diesem Kuchen wollen wir ein großes Stück haben." Dabei liegt heute schon ein ansehnli-cher Brocken auf dem Teller des Canon-Consumer-Imaging-Direktors: Bei Digitalkameras ist Canon derzeit nach eigenen Angaben mit 14,9 Prozent Marktführer in Deutschland, bei Inkjet-Druckern hält der Hersteller etwa 25 Prozent. Nur bei Laserdruckern sieht es bescheidener aus: "Mit 7,8 Prozent spielen wir da keine Rolle. Das ist aber auch kein strategischer Markt, den wir in den nächsten ein bis zwei Jahren stark fokussieren werden", so Horn. Muss auch nicht sein: Als OEM-Partner von HP ist Canon auch ohne eigenes Label hier dick im Geschäft.

Ziel nicht ganz erreicht - trotzdem zufrieden

Allerdings ist die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung auch an der Canon Deutschland GmbH nicht spurlos vorübergegangen: Von den einst 1.100 Mitarbeitern sind nur noch 950 an Bord, die Kostenstrukturen stehen weiterhin auf dem Prüfstand. Mit einem Umsatz von 932 Millionen Euro hat man das im Geschäftsjahr 2002 anvisierte Ziel von einer Milliarde nicht ganz erreicht. Dennoch ist das Management zufrieden: "In der aktuellen Situation ist jedes Plus ein großer Gewinn", sagt Horn. Und im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern hat Canon dem Krisenjahr ein Wachstum von immerhin 6,6 Prozent abgerungen.

Für Horn dürfte das Ergebnis auch eine persönliche Bestätigung sein, denn rund zwei Drittel der Umsätze wurden in seiner Abteilung erwirtschaftet: Als Leiter von Canon Consumer Imaging (CCI) wacht der Manager seit der Fusion von Canon Deutschland und Canon Euro-Photo über alle Produkte, die via Einzelhandel vertrieben werden: Fotokameras, Inkjet- und Laserprinter, Fax, Scanner, Multifunktionsgeräte und Video.

Der zweite Geschäftsbereich, die Canon Business Solutions (CBS), unterliegt der Leitung von Geschäftsführer Roderich Stomm - der somit weniger Umsatz verantwortet als sein Mitarbeiter. Man sei intern frei von solchen Eitelkeiten, sagt Horn und ergänzt: "Das ist kein Thema. Durch die Konzentrierung aller Consumer-Produkte auf eine Vertriebsorganisation ist es für unsere Handelspartner einfach nur leichter geworden, mit uns Geschäfte zu machen."

Bedeutung der Megastore-Partner nimmt zu

Über insgesamt sechs Vertriebs-kanäle drückt CCI seine Waren in den Markt, neben der IT- und Foto-Fachhändlerschaft gehören auch Handelskooperationen und Großmärkte zu den Partnern. Besonders gute Ergebnisse wurden in allen Kanälen mit digitalen Produkten erzielt: Digitale Schwarzweiß-Kopierer, Flachbettscanner, Digitalkameras und Faxgeräte gehörten nach Angaben des Unternehmens zu den Rennern des vergangenen Jahres. Für 2003 strebt CCI erneut ein Plus von mindestens fünf Prozent an.

Eine Entwicklung wird der IT-Händlerschaft allerdings nicht gefallen: "Die Bedeutung der Megastores hat zugenommen", sagt Stefan Riediger, verantwortlich für den Verkauf. 23,4 Prozent der Umsätze macht Canon über Saturn, Vobis, Promarkt und Co. - Tendenz steigend. 12,6 Prozent entfallen demnach auf den Bereich Distribution, in dem auch die Händler integriert sind. "Besonders stark ist Canon derzeit nun mal im Consumer- und nicht so sehr im Business-Segment", sagt Horn. Immerhin: Discountern wie Aldi oder Lidl erteilt Canon im Gegensatz zu anderen Herstellern weiterhin eine deutliche Absage: Man habe mit diesem Kanal noch nie zusammengearbeitet, für die nächsten Jahre sei hier auch nichts geplant.

Und das digitale Potenzial sei groß genug für alle, sagt der Hersteller. Auf digitale Kameras trifft das sicherlich zu: Hier lag das Wachstum zwischen 2001 und 2003 in Deutschland bei 164 Prozent. Horn glaubt zwar nicht, dass sich diese Zahlen wiederholen lassen, dennoch sei der Bedarf nach wie vor sehr groß: "Digitalkameras sind gesellschaftsfähig geworden. Wir werden genug damit zu tun haben, den Bedarf für die nächsten zwei Jahre zu decken."

20 Millionen Kunden wollen noch eine Kamera

Auf mindestens 15 bis 20 Millionen Kunden schätzt Canon das Potenzial allein in Deutschland. Und auch dann sei der Markt noch lange nicht gesättigt, meint Horn: "Während die analogen Kameras über einen sehr langen Zeitraum benutzt wurden, sorgt man bei einer digitalen Kamera schon nach drei bis vier Jahren für Ersatz. Das wird dazu beitragen, dass uns dieses Geschäft noch lange Spaß machen wird." Zwar sei der parallel erwartete Boom bei Fotodruckern bislang ausgeblieben, aber er werde noch kommen, ist sich der Manager sicher.

Die IT-Händler hätten aber auch in der aktuellen Situation keinen Anlass, den Markt den Media-Märkten und Fotohändlern zu überlassen. "Einer der wenigen Wachstumsmärkte in der heutigen Zeit ist nun mal der Markt des Digital Imaging. Der IT-Fachhandel ist sicherlich gut beraten, sich dieses Themas verstärkt anzunehmen", so Horn. Canon sehe das Potenzial jedenfalls nicht nur im Geschäft mit der Hardware. Peripheriegeräte wie Drucker und Scanner seien zusätzliche Umsatzbringer, ebenso wie die entsprechenden Verbrauchsmaterialien. "Canon bietet hier Komplettlösungen aus einer Hand und ist somit ein idealer Partner", sagt Horn.

Auch das Geschäft mit Software, mit Bildbearbeitungs- und Archivierungsprogrammen, könne ein interessantes neues Geschäftsfeld werden. Möglichkeiten und Ideen rund um das Thema "Home Printing" gebe es reichlich, so der Manager. Es liege an den Partnern, diese Chance auch zu nutzen. "Heute mehr denn je ist jedes Unternehmen aufgefordert, über den Tellerrand seines bisherigen Wirkungskreises hinaus nach neuen Wegen zu suchen. Was liegt da näher, als auf einen Wachstumsmarkt zu setzen, von dem wir auch in den nächsten Jahren noch weiterhin positive Entwicklung erwarten?".

www.canon.de

ComputerPartner-Meinung

Die Aufforderung an IT-Händler, das Potenzial des Digitalkamera-Marktes für sich zu nutzen, ist nicht neu, aber leider noch nicht in den Köpfen der Partner angekommen. Daher profitieren derzeit vor allem die Großmarktanbieter von dieser digitalen Welle. Das müsste aber wirklich nicht sein: Es wird schließlich immer Kunden geben, die zu ihrem Händler gehen, um sich dort nicht nur die Kamera, sondern auch den Drucker, die Tinte und das Papier zu holen. (mf)

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