Canvas 6

15.07.1999

MÜNCHEN: Canvas 6 ist Illustrationsprogramm und Bildbearbeitungssoftware in einem. Außerdem bietet das Werkzeug Layout-Funktionen und die Möglichkeit, fertige Internet-Seiten zu exportieren.Wer hat eigentlich die Bildbearbeitung von der Illustrationsgrafik getrennt? Für den Profi ist es eine Selbstverständlichkeit, ständig zwischen verschiedenen Programmen hin- und herzuschalten, dem Laien

ist die Trennung der verschiedenen Programme hingegen unverständlich. Für ihn ist alles, was hinten raus kommt, irgendwie "Grafik". Genau hier wählt Deneba den Ansatz für sein komplexes Produkt "Canvas", das inzwischen in der Version 6 vorliegt und jetzt in Europa groß rauskommen soll.

Seitenansicht

Im Gegensatz zu einem reinen Bildbearbeitungsprogramm startet Can-vas das neue Projekt direkt mit einer Seitenansicht. Darin werden die verschiedenen Objekte plaziert und beliebig bearbeitet. Der große Vorteil dieser Technik liegt in der Orientierung. So lassen sich auch komplexe, mehrseitige Broschüren innerhalb einer einzigen Umgebung erstellen.

Sehr gewöhnungsbedürftig zeigt sich anfangs das Interface des Programms, später erweist es sich als recht komfortabel. Wie Photoshop macht auch Canvas regen Gebrauch von schwebenden Werkzeugfenstern. Doch lassen sich diese an eine Hauptleiste andocken. Dort erscheinen Sie als "Reiter", deren Inhalte nur dann zu sehen sind, wenn man die Reiter anklickt.

Vom Arbeitsprinzip wählt Canvas einen objektorientierten Ansatz. Hier ist es in der Bildbearbeitung einem aktuellen Produkt wie Photoshop 5 deutlich unterlegen, denn es kennt keine neutralen "Einstellungsebenen". Bei aufwendigen Collagen ist es mitunter schwierig, einzelne Objekte auszuwählen. Hier sollte der Designer lieber auf die ebenfalls verfügbare Ebenentechnik umschalten. In diesem Modus kann er wie gewohnt arbeiten.

Sprite-Layer-Technologie

Neben dem Layout liegt die zweite wesentliche Stärke des Programms

in der Kombination von Vektor-und Bitmapelementen. Sprite-Layer-Technologie heißt das bei Canvas. Objekte, die mit Transparenz versehen werden, interagieren automatisch mit ihrer "Umwelt", das heißt mit anderen Objekten, die sie überlagern oder von denen sie überlagert werden. Dabei kann der Designer sogar mit Hilfe von Bezierkurven den Verlauf einer Transparenz selbst bestimmen. Mit dieser leistungsfähigen Technologie entstehen in Minutenschnelle spannende Kompositionen aus Bildern, grafischen Elementen und Texten. Im Vergleich zu bekannten Programmen hat Canvas immer in den Grenzbereichen Vorteile. Man kann damit Layouts wie in "Xpress" erstellen, gleichzeitig erlaubt das Programm aber auch Objektebenen über mehrere Seiten zu behalten. Canvas beherrscht Vektortechniken wie Corel Draw oder Illustrator, besitzt zusätzlich aber einen Freihand-Pinsel, mit dem Transparenz "gemalt" werden kann.

Im Web-Design hingegen muß Canvas deutlich Federn lassen. Die ehrgeizige Vorgabe, fertige Web-Sites erstellen zu können, erfüllt Canvas mit einem lumpigen Trick: Die fertige Grafik wird zur Imagemap konvertiert. Die Interaktivität wird von einem Java-Applett erzeugt, das die Koordinaten der Maus auswertet und Bildelemente interaktiv verändert. Die Gesamtdokumente überschreiten dabei spielend die 100 KByte-Grenze und sind damit unbrauchbar. (fp)

Die verschiedenen Werkzeugfenster können in der Leiste über der Arbeitsfläche versteckt werden.

Die Stärke von Canvas liegt in der Kombination von Vektor- und Pixeleffekten.

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