MÜNCHEN: Während CD-Rom-Laufwerke weg gehen wie warme Semmeln, liegen DVD-Geräte wie Blei in den Regalen. Wegen fehlender oder nicht verabschiedeter Standards ist der Kunde verunsichert. Deshalb bleibt er beim Vertrauten und kauft bewährte Technik."In diesem Jahr wurden schon zwischen 1,8 bis 2 Millionen CD-Rom-Laufwerke aller Marken in Deutschland abgesetzt", freut sich Bernd Hippmann, Customer Relation Manager von Philips. "Und im nächsten Jahr erwarten wir noch einmal eine Steigerung um 50 Prozent."
Jürgen Graf, Vertriebsbeauftragter Rotating Memories Panasonic, erwartet dagegen im Weihnachtsgeschäft einen regelrechten Boom bei DVD-Laufwerken. "Panasonic hat zwar in den letzten Monaten die Produktion dieser Laufwerke etwas gedrosselt, doch jetzt arbeitet der Hersteller wieder mit voller Kapazität. Panasonic stellt etwa 250.000 DVD-Laufwerke pro Monat her. Im Nachbarland Frankreich ist die Akzeptanz von DVD-Laufwerken deutlich besser als in Deutschland," ärgert sich Graf. "Deutsche Verbraucher haben die Vorteile eines DVD-Laufwerks noch nicht richtig erkannt." Schuld daran gibt Graf auch den Medien (Endverbraucher-Zeitschriften), die dem Anwender noch Zurückhaltung beim Kauf suggerieren.
Grosse Preisdifferenz zwischen Laufwerken
Ein Punkt dürfte die Kaufentscheidung wesentlich beeinflussen, und das ist der Preis. Während schnelle CD-Rom-Laufwerke schon unter 100 Mark angeboten werden, kosten DVD-Laufwerke mehr als das Doppelte. Zwar sinkt deren Preis beständig, aber eben extrem langsam. Außerdem gibt es kaum Software, die auf DVD angeboten wird. Und das Angebot an Spielfilmen ist auch eher mager. Insgesamt sind nur etwa 300 Titel auf dem deutschen Markt verfügbar. Die Spieleindustrie verspricht zwar, in Zukunft die große Speicherkapazität der DVD nutzen zu wollen. Doch außer Ankündigen passiert zur Zeit nichts. Im Moment sind noch keine Spiele auf DVD erhältlich. Einzig eine Handvoll Edutainment-Software auf DVD ist zu bekommen.
Geschwindigkeitskampf
Trotzdem wird DVD das Medium der Zukunft. Einge Firmen, wie beispielsweise Pioneer, haben sich bereits komplett aus dem CD-Rom-Markt zurückgezogen. Die anderen Hersteller setzen zwar auch auf DVD, entwickeln aber zusätzlich CD-Rom-Laufwerke weiter.
In der Einstiegsklasse sind zur Zeit die 40fach-Laufwerke aktuell. Die werden für ungefähr 80 bis 120 Mark als Retailprodukt angeboten. Laufwerke mit 48facher oder noch höherer Geschwindigkeit kommen gerade auf den Markt. Aber so große Geschwindigkeitszuwächse wie in den vergangenen Jahren wird es hier nicht mehr geben. Es genügt nämlich nicht, die CD mit immer höherer Geschwindigkeit rotieren zu lassen. Hier schiebt die Physik einen Riegel vor. Da CDs inzwischen ein Massenprodukt geworden sind, auf jeder PC-Zeitschrift finden sich mindestens eine, wenn nicht mehrere der Datenscheiben, sinkt auch deren Qualität.
Da ist beispielsweise die Bohrung nicht genau zentriert, oder aber der Aufkleber ist um wenige Bruchteile eines Millimeters verrutscht. Außerdem kann die CD gewellt sein. Alle diese Faktoren führen dazu, daß die CD bei hohen Drehzahlen zu flattern anfängt. Dann setzt das Laufwerk automatisch die Drehzahl herab, und schon ist es aus mit der hohen Geschwindigkeit. Statt mit 40facher arbeitet das Laufwerk dann nur noch mit 20facher Geschwindigkeit oder sogar noch langsamer.
CD-Brenner stark im kommen
CD-Brenner erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Einige große OEMs überlegen bereits, ob die PCs fürs Weihnachtsgeschäft mit CD-Brennern statt mit CD-Rom-Laufwerken auszustatten. Heutige Brenner erlauben das auch problemlos. Denn sie sind schneller als ihre Vorgänger. Damit ist aber nicht nur die Schreibgeschwindigkeit (zur Zeit liegt die bei maximal achtfachem Brennen), sondern die Lesegeschwindigkeit gemeint. Hier erreichen die Laufwerke inzwischen Geschwindigkeiten um 24 x.
Viel schneller können aber die Daten mit einem Brenner auch nicht gelesen werden. Der Grund: Der Laser in einem Brenner ist viel stärker und damit auch größer und schwerer. Zur Positionierung muß eine viel größere Masse bewegt werden. Deshalb sind der maximalen Lesegeschwindigkeit alleine physikalisch schon Grenzen gesetzt.
Fazit
Obwohl viele Hersteller liebend gerne das CD-Rom-Laufwerk für tot erklären und nur noch DVD-Laufwerke produzieren würden, ist es noch lange nicht am Ende. "Die Margen sind beim DVD einfach besser, CD-Rom-Laufwerke werden nur durchgeschoben", gaben Distis und Händler gegenüber ComputerPartner zu. Für eine massenhafte Verbreitung der DVD-Laufwerke fehlen aber noch Software beziehungsweise Spielfilme. Die Filmindustrie verhindert mit den Ländercodes und ihrem Wunsch nach dem optimalen Kopierschutz die Verbreitung der DVDs. Außerdem ist der Kunde verunsichert, weil immer noch kein richtiger Standard für Spielfilme geschaffen ist.
Zugegeben, der DVD gehört die Zukunft. Aber bis sie sich gegen die CD-Rom durchgesetzt hat, wird es noch einige Zeit dauern. (jh)
Die neueste Generation multifunktioneller CD-RW-Laufwerke findet weit mehr Resonanz als DVD-Geräte.