Cebit: Agilisys kauft deutschen ERP-Markt leer

22.03.2004
Ein deutsches ERP-Schnäppchen nach dem anderen verleibt sich der amerikanische Software-Hersteller Agilisys ein. Der Anbieter von vertikalen Unternehmenslösungen für die fertigende Industrie und den Großhandel hat nach Brain und Infor die Varial Software AG aufgekauft.

Ein deutsches ERP-Schnäppchen nach dem anderen verleibt sich der amerikanische Software-Hersteller Agilisys ein. Der Anbieter von vertikalen Unternehmenslösungen für die fertigende Industrie und den Großhandel hat nach Brain und Infor die Varial Software AG aufgekauft.

Varial soll als separate Business Unit von Agilisys operieren. Jim Schaper, Chairman und CEO von Agilisys. "Wir gewinnen durch die übernahme eine erprobte Lösungspalette", und fügt hinzu: "Dies verschafft Agilisys einen strategischen Vorteil."

Dieser Vorteil dürfte vor allem der AP AG, der CIS AG und PSI Penta wenig Freude bereiten. Bei den OEM-Partnern von Varial stand die Konkurrenten des Hamburger Softwarehauses kurz nach der Bekanntgabe auf der Cebit Schlange: "Vier Varial-Wettbewerber machten schon Angebote", berichtet Reinhold Karner, Gründer der CIS AG, am Messe-Freitag.

Das überrascht nicht. Während sich für die bereits von Agilisys aufgekaufte Infor, ebenfalls OEM-Partner von Varial, durch die neue übernahme nichts verändert, konkurriert vor allem die CIS AG aber auch der Microsoft-Partner AG AG mit dem Agilisys-Konglomerat.

"Ich sehe mittelfristig Gefahren für unsere Geschäftsbeziehungen", erklärt Harald Witte, Vorstandsvorsitzender bei der AP AG. Während die AP AG ihr ERP-Paket bereits frühzeitig auf Dotnet umstellte und auf dem Business Framework der Redmonder aufsetzen will, entwickelt Varial seine Anwendungen in der neuen Generation auf Java. "Die neue Konstellation bestärkt dies noch", erklärt Witte.

Der AP-Chef sieht aber auch einen positiven Aspekt. Nach Einschätzung von Witte habe Varial bei der Entwicklung der neuen Produktgeneration noch eine Menge Arbeit vor sich: "Jetzt ist das Geld dafür da."

Trotz der Wettbewerbs-Situation mit dem Aufkäufer ihres Technologie-Lieferanten gibt sich der Chef der CIS AG Karner gelassen. "Wir wussten schon lange von den Verhandlungen." Laut Karner habe der Semiramis-Hersteller Verträge mit Varial, die eine Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren haben.

Die auf der Cebit für Sommer 2004 angekündigte Version 4.3 der java-basierten ERP-Suite "Semiramis" von CIS soll die Anlagen- und Finanzbuchhaltung sowie die Kostenrechnung noch tiefer integrieren. So tief, das Semiramis den eigenen Workflow, die Metadaten sowie das Output-Mangement zusammen mit der Varial-Software nutzen kann, und Anwender auf einer durchgehend einheitlichen Benutzeroberfläche arbeiten.

Die rund 100 VARs (Value Added Reseller) von Varial sind auf unterschiedliche Regionen, Industrien und Unternehmensgrößen spezialisiert und sollen von der globalen Infrastruktur der Agilisys profitieren. "Wir werden das Vertrauensverhältnis nicht stören", versichert Friedel Schwardtmann, Vorsitzender des Vorstandes bei Varial.

Doch der 58jährige ehemalige Software-Verantwortliche bei Phillips geht voraussichtlich in drei Jahren in den Ruhestand. (hei)

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