Cebit: Distis steht harter Kampf mit der Messeleitung bevor

18.11.1999
MÜNCHEN: Die jüngsten Erfolgsmeldungen zur Cebit 2000 - mehr Aussteller, mehr Fläche - können nicht darüber hinwegtäuschen, daß zumindest eine Teilnehmergruppe mit gemischten Gefühlen präsent sein wird: die in Halle 10 zusammengepferchten Distributoren. Trotzdem rechnen die Cebit-Macher wieder einmal mit einem durchschlagenden Erfolg des Mega-Events.

Die gute Absicht ist da, die Ausführung läßt zu wünschen übrig. Wenige Monate vor der Cebit 2000, die aufgrund der Expo bereits vom 24. Februar bis 1. März stattfindet, zeichnet sich ab, daß sich die Deutsche Messe AG mit ihrem konzertierten Händlertreff-Konzept keinen Gefallen getan hat. Zwar, wirft sich Cebit-Chef Hubert Lange in die Brust, versammeln sich in Halle 10 über drei Geschosse hinweg rund 70 Distributoren und belegen an die 5.000 Quadratmeter Fläche, die Zugpferde, sprich die großen Broadliner, aber sind dort nicht anzutreffen.

Die belegen ihren alten Stand, sofern sie Eigenmarken im Portfolio haben. Pech für Computer 2000. Halle 10 steht für die Münchner nicht zur Debatte, Eigenmarken haben sie nicht. So nehmen sie gar nicht teil. Aber auch die Begeisterung der anderen Broadliner dürfte sich in Grenzen halten. Denn ihre alten Stände wurden laut Lange flächenmäßig deutlich reduziert. Mehr als 50 bis 100 Quadratmeter haben ihnen die Hannoveraner Messestrategen nicht zugestanden.

Daß man aufgrund der neuen Marschroute eine gewisse Ausfallrate bei den Distis hat, gesteht Lange freimütig ein. "Einige haben unser Angebot, das meiner Ansicht nach gut ist, nicht angenommen. Dafür habe ich persönlich zwar Verständnis, doch eine andere Lösung ist derzeit platzmäßig nicht möglich." Den Vorwurf, die Distis würden wie in einem Kaufhaus plaziert, tut er mit lakonischen Worten ab: "Distributoren haben ihre feste Klientel. Die sind nicht auf Laufkundschaft angewiesen." Daran mag wohl ein Körnchen Wahrheit sein, das wird aber die Distis nicht besänftigen. Eine Cebit-Teilnahme ist nicht billig, da will man was haben fürs Geld. Ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis aber dürfte unrealistisch sein. Die Halle 10, in der bislang die Weltlichtschau angesiedelt und die zur Cebit geschlossen war, fordert den Ausstellern einiges in Sachen Standgestaltung ab. Zweigeschossige Bauten sind nicht möglich, außerdem steht jedem Aussteller auch dort nur eine begrenzte Standfläche zur Verfügung.

MESSE SIGNALISIERT GESPRÄCHSBERREITSCHAFT

Immerhin aber scheint die Cebit-Strategen die Empörung seitens der Distis, der Händler und nicht zuletzt auch der Hersteller nicht kalt gelassen zu haben. Wenngleich der Zug für 2000 abgefahren ist, signalisiert Lange doch zumindest Gesprächsbereitschaft für die Cebit 2001. "Wir werden die nächste Cebit erst einmal abwarten und mit den Distributoren im Dialog bleiben." Fraglich ist allerdings, woher Lange, wenn er das überhaupt vor hat, dann eine akzeptable Lösung hernehmen will. Die Flächenkapazität wird sich auch 2001 nicht geändert haben.

Ein Lichtstreif am Horizont zeichnet sich für die Wiederverkäufer erst mit der Cebit 2002 ab. Dann soll nämlich zwischen den Hallen 13 und 25 eine zusätzliche Halle gebaut und nutzbar sein. Allerdings sollten sich die Distis auf einen harten Kampf einstellen. Denn Lange will heute noch keine Garantie dafür abgeben, diese Halle dann auch zum Händlertreff zur Verfügung zu stellen.

Aller Aufregung zum Trotz strahlen die Cebit-Macher einmal mehr vor Selbstzufriedenheit. Denn das bevorstehende ITK-Mega-Ereignis weist wieder einmal eine gestiegene Austellerzahl und Fläche auf. Nach zuletzt 7.412 Unternehmen, davon 2.891 aus dem Ausland, haben sich für die kommende Cebit 7.515 Unternehmen angemeldet, um ihre Produkte und Strategien zu präsentieren. Immerhin 2.921 davon aus dem Ausland. Die Netto-Ausstellungsfläche erhöht sich von 398.913 auf 408.839 Quadratmeter. Bei den Besuchern macht Lange wie gewohnt in Understatement. Er rechnet mit "650.000 bis 700.000". Zur zurückliegenden Cebit hatten 698.319 den Weg zum Messegelände gefunden. "Diese Zahl läßt sich kaum noch steigern", so Lange. Aber das sagt er jedes Jahr. (bk)

Zur Startseite