Chinas PC-Riese Legend schrammt haarscharf am Absatzziel vorbei

27.09.2001
Die weltweite Absatzschwäche bei PCs macht sich auch in den Boommärkten Asiens bemerkbar. Kaufunlust macht sich breit, und das sogar in China und Indien. Der chinesische PC-Riese Legend konnte seine Marktführerschaft zwar ausbauen, wird sein Inlandsziel von 3,7 Millionen Geräten im laufenden Geschäftsjahr bis März 2002 aber aller Wahrscheinlichkeit nach weit verfehlen.

Auf Jahresbasis ist der asiatisch-pazifische PC-Markt (ohne Japan) im zweiten Quartal 2001 um 8,2 Prozent gewachsen, im Vergleich zum ersten Quartal aber um 0,1 Prozent leicht rückgängig gewesen. Das ist das Ergebnis einer Studie von IDC. Die Marktforscher führen die plötzliche Absatzschwäche in der Region darauf zurück, dass die Verbraucher und Unternehmen durch die schwierige Weltwirtschaftslage verunsichert sind und Kaufvorhaben zunächst zurückstellen.

Selbst die einstigen Boommärkte Chinas und Indiens wollen nicht mehr so richtig ziehen. Der indische PC-Markt ist vom ersten auf das zweite Quartal sogar um 15,2 Prozent eingebrochen und der chinesische nur um magere 3,3 Prozent gewachsen. Das bekommt nun auch der chinesische PC-Riese Legend zu spüren, der sich innerhalb weniger Jahre auf Platz eins in Asien drängen konnte und plant, den Weltmarkt zu erobern (siehe ComputerPartner 14/01, Seite 16).

Laut Goldman Sachs konnte das Unternehmen seine Marktposition in Asien bisher zwar noch ausbauen, es wird aber sein Absatzziel von 3,7 Millionen verkauften PCs bis Ende März 2002 voraussichtlich um mehr als elf Prozent verfehlen. Denn nach einem glänzenden Start mit 44,5 Prozent Wachstum im ersten Quartal kam Legend im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr gerade mal auf ein Plus von 1,9 Prozent. Aussicht auf Besserung besteht vorerst nicht - nicht vor Weihnachten und Chinesisch-Neujahr, wenn es, der chinesischen Tradition gemäß, Bonuszahlungen gibt.

Aktie im Sturzflug

Während Legend an dem vorher gesteckten Absatzziel festhält, ist die Aktie des chinesischen Drachen seit Bekanntwerden der Q2-Zahlen weiter gepurzelt. Zwischen März 2000 und Juli 2001 hat das Papier des Börsenschwergewichts mehr als zwei Drittel seines Wertes eingebüßt. Ein weiteres Abrutschen ist "unvermeidlich" meint Vincent Fong von Hintful Capital.

Um nicht auch noch am Umsatzziel vorbeizuschrammen, müsste Legend mehr hochwertige Geräte verkaufen. Denn Partnerschaften mit AOL Time Warner für Webservices in China sowie mit Siemens für Mobiltelefone greifen noch nicht und drücken sich nicht wirklich in nennenswerten Umsätzen aus. Kirk Yang, Analyst bei Credit Suisse First Boston, zufolge werde die neue Version von Intel-Pentium-4-Rechnern das Schiff des chinesischen PC-Riesen in der zweiten Jahreshälfte wieder in Fahrt bringen. Er geht davon aus, dass Legend im laufenden Geschäftsjahr rund 3,4 Millionen PCs verkaufen wird.

Gelingt es dem Unternehmen nicht, seinen chinesischen Marktanteil von 30 Prozent deutlich auszubauen, sind laut Analysten dieses Jahr allemal 2,7 Millionen Stück drin. Nach Einschätzung von IDC wird der chinesische PC-Markt im Jahr 2001 "nur" um 26 Prozent auf rund neun Millionen Stück wachsen, während es im Jahr 2000 über 45 Prozent waren.

Samsung und HP verlieren an Boden, Dell holt stark auf

Noch mehr als in China und Indien kommt die psychologische Komponente der allgemeinen Niedergeschlagenheit offenbar in den vom Weltmarkt stark abhängigen Tigerstaaten Südkorea, Taiwan und Singapur zum Tragen. Der koreanische PC-Markt, der nach der Volksrepublik China der zweitgrößte in Asien ist, kam im zweiten Quartal 2001 im Vorjahresvergleich sogar auf ein sattes Minuswachstum von zwölf Prozent. Seit Juli 2000 ebenfalls stark eingebrochen ist der australische PC-Markt, vor Indien der drittwichtigste in der Region. Mächtig zulegen konnte hingegen der malayische PC-Markt. Auch Hongkong und Thailand schwimmen gegen den Abwärtstrend in den Tigerstaaten. Compaq ist es gelungen, der einstigen Nummer eins und jetzigen Nummer zwei IBM in Asien bedrohlich nahe zu kommen. Mit knapp 50 Prozent die stärksten Jahreszuwächse konnte im zweiten Quartal jedoch der amerikanische Direktanbieter Dell verzeichnen. Hewlett-Packard und Samsung hingegen zählen zu den Hauptverlierern im asiatischen Markt. (kh)

www.idc.com

www.legend.com

ComputerPartner-Meinung:

Wenn selbst Boommärkte wie China vor dem Hintergrund der allgemeinen Absatzschwäche einbrechen, dann zeigt sich, dass kein Markt für sich alleine mehr bestehen kann. (kh)

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