13.000 Arbeitsplätze bedroht

Chiphersteller Qimonda ist pleite

23.01.2009
Der krisengeschüttelte Speicherchiphersteller Qimonda ist pleite. Die Infineon-Tochter hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München gestellt
Qimonda-Werk in "Silicon Saxony" nahe Dresden.
Qimonda-Werk in "Silicon Saxony" nahe Dresden.
Foto: Ronald Wiltscheck

Weltweit beschäftigt Chiphersteller Qimonda 13.000 Mitarbeiter. Für diese droht jetzt der Gang zum Arbeitsamt. Denn die krisengeschüttelte Infineon-Tochter ist pleite. Das Unternehmen hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München gestellt. "Es ist ein Eigenantrag eingegangen", bestätigte eine Sprecherin des Amtsgerichts München.

Zuvor hatte Qimonda, seit dem 1. Mai 2006 als eigenständige Gesellschaft mit Sitz in München agierend und seitdem auch erkennbar problembehaftet, mit der sächsischen Landesregierung, dem Land Portugal, wo ein Werk der Münchener steht, und dem Qimonda-Eigner Infineon über Kredite in Höhe von 325 Millionen Euro verhandelt. Sie sollten das Unternehmen retten.

Doch nachdem Qimonda-Manager Anfang dieser Woche erklärt hatten, sie bräuchten weitere 300 Millionen Kredite beziehungsweise Bürgschaften, waren die Kreditgeber Presseberichten zufolge mehr als erstaunt. Über 600 Millionen wollten sie nicht zur Verfügung stellen - mit der jetzt bekannt geworden Folge quittierte Qimonda dieses Verhandlungsergebnis.

Heute früh waren weder von Qimonda noch von Infineon, das seit dem missglückten Börsengang der Chip-Ausgründung im August 2006 noch 77,5 Prozent der Aktien besitzt, eine Stellungsnahme zu erhalten. Mittlerweile erklärte Qimonda, "der Vorstand ist bestrebt, wesentliche Unternehmensteile im Rahmen der Insolvenz zu sanieren". Und weiter: "Das deutsche Insolvenzrecht bietet die Chance, unseren bereits begonnenen Restrukturierungsprozess zu beschleunigen und das Unternehmen wieder auf eine solide Basis zu stellen", sagte Qimonda-Chef Kin Wah Loh.

Qimonda fertigt in Dresden, München, im portugiesischen Vila do Conde nahe Porto und am amerikanischen Technologiezentrum Raleigh. Knapp 5.000 Mitarbeiter arbeiten in Deutschland. Zwar stellt das Unternehmen mit eigenen Technologien (vor allem der "Buried-Wordline-Technik") konkurrenzfähige Speicherchips her, doch von Anfang an erschien Branchenexperten klar, dass das Unternehmen zu klein und finanziell mit zu geringen Mitteln ausgestattet war, um im schwierigen und kapitalintensiven Speichermarkt überleben zu können.. Aus diesem Grund lehnten es institutionelle Anleger ab, sich auch in Hochzeiten der Spekulation Aktien der Münchener zuzulegen; gleichermaßen war von der selber krisengeschüttelten Konzernmutter Infineon wenig zu erwarten.

Diese suchte konsequenterweise auch seit Mitte 2008 einen Käufer für die Münchner. Doch zu diesem Zeitpunkt hätte niemand auch nur einen Cent für das hochverschuldete Unternehmen gezahlt. Jedenfalls winkten die namentlich genannten möglichen Partner und Investoren, unter anderem Hynix, Micron und sogar die Jenaer Sugoma KG ab.

Im Dezember vorigen Jahres wandte sich Qimonda dann an den Freistaat Sachsen, um über eine staatliche Finanzierung zu verhandeln. Das Interesse des Freistaates an dem Erhalt des Werkes Dresden liegt auf der Hand, doch es wollte ohne Beteiligung von Infineon und, im Gefolge, Portugals nicht verhandeln. Am 21. Dezember wurde ein Finanzierungspaket für Qimonda vorgestellt, an dem Sachsen mit 150 Millionen Euro, Infineon mit 75 Millionen und Portugal mit 100 Millionen beteiligt sein sollten. Zugleich kündigte Qimonda an, ohne diese Hilfen gehe es im Frühjahr 2009 pleite.

Qimonda ist, nach BenQ und Sinitec, die dritte pleite gegangene Siemens-Ausgründung im IT-Sektor. (wl)

Zur Startseite