Chips im Dreierpaket bedrohen Notebook-Markt

28.11.2002
Intel plant, ab nächstem Jahr Chips im günstigeren Dreierpaket anzubieten. In Taiwan wird das nicht nur begrüßt, sondern ruft auch Befürchtungen wach, dass in Wirklichkeit die Konkurrenz ausgehebelt werden soll und die Margensituation sich damit künftig noch mehr verschlechtere.

Intels Plan, Notebook-CPU, Chipsatz und Kommunikationschip künftig im günstigeren Dreierpaket anzubieten, wird in Taiwan nicht nur begrüßt. Vielmehr wurde von Analysten und Herstellern die Besorgnis geäußert, dass damit in Wirklichkeit die Konkurrenz um AMD und Via ausgehebelt werden soll und die Margensituation sich noch weiter verschlechtere.

Derzeit liegt der Anteil von Intel-Chips in Notebooks aus Taiwan bei 80 bis 90 Prozent. In vielen Fällen werden neben Intel-Prozessoren aber auch durchaus Chipsätze anderer Hersteller verbaut. Sollte das "All-in-One"-Paket im Markt akzeptiert werden, würde Intel die Konkurrenz an die Wand drücken. Damit grassiert in Taiwans Industrie, die mehr als 60 Prozent des Weltmarktes beschickt, die Befürchtung, dass es künftig kaum noch eine preisliche Differenzierung geben wird.

"Standardisierung schadet der Industrie"

"Standardisierung schadet der Industrie. Unterschiedliche Sportwagen haben unterschiedliche Maschinen. Differenzierung ist ein Wettbewerbsvorteil für die Hersteller." Mit diesen Worten wurde Barry Lam, CEO des weltgrößten Notebook-Herstellers Quanta Computer (Guangda Diannao), von einer chinesischsprachigen Tageszeitung zitiert.

Intel-Marketingleiterin Deborah Yan weist die Kritik zurück: "Der Prozessor arbeitet auch mit anderen Chipsets und Kommunikationschips zusammen. Es wird also weiterhin so viele Wahlmöglichkeiten wie zuvor geben."

Derzeit hat AMD 10 bis 20 Prozent des Notebook-Prozessorenmarktes inne. Transmeta kommt auf einen deutlich geringeren Marktanteil und würde als "erster "herausgekickt", wenn Intel im nächsten Jahr den neuen "Banio"-Prozessor auf den Markt bringt und sein Chipangebot im Dreierpaket lanciert, so ein Analyst aus Taiwan. "Choice is Price" (Auswahl macht den Preis) erklärt er und weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass AMD-Chips in der Regel immer etwas günstiger sind als die von Intel.

Hewlett-Packard (HP) und Direktanbieter Dell als Hauptabnehmer präferieren beide Intel-Chips, lassen sie aber nicht exklusiv verbauen.

Sollte Chipkrösus Intel sich mit seinem neuen Konzept durchsetzen, würden die Margen der Hersteller mit gravierenden Auswirkungen auf den Gesamtmarkt noch weiter als bisher nach gedrückt, warnt eine PC-Analystin bei der internationalen Investmentbank ABN Amro in Taipeh.

www.intel.com

www.amd.com; www.via.com

ComputerPartner-Meinung:

Sollte Intel mit dem geplanten Angebot Erfolg haben, hätte das nicht nur Auswirkungen auf Taiwans Industrie, sondern auf den gesamten Notebook-Markt, der schon jetzt immer stärker unter Margen- und Konsolidierungsdruck gerät. Leidtragende wären nicht zuletzt die Händler, weil keine große Wahl der Lieferanten mehr bleibt. (kh)

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