CHS: Frisches Kapital soll weiteres Wachstum finanzieren

09.05.1997
FüRSTENFELDBRUCK: Entgegen anderslautender Meldungen aus der Gerüchteküche der IT-Branche geht es der CHS-Gruppe nach Angaben von Unternehmenschef Helmut Schmitt gut. Die Integration von Merisel und die Zusammenlegung der Läger seien erfolgreich über die Bühne gegangen und durch die jetzt abgeschlossene Kapitalerhöhung habe das Unternehmen wieder mehr finanziellen Spielraum, weil die Eigenkapitaldecke gestärkt wurde.Wir versuchen nicht, aus jeder Neuakquisition eine CHS zu machen, sonst könnten wir das nicht verdauen", erklärt Helmut Schmitt, Geschäftsführer der CHS Electronics Deutschland GmbH, seine Übernahmestrategie. Für den Distributor bestand durchaus die Gefahr sich zu überheben, denn ein Firmenerwerb jagte den nächsten: im September 1996 Merisel, einige Monate später Frank & Walter. Doch damit nicht genug: Gerade wurde die Einverleibung des Nischendistributors Karma abgeschlossen, als das Unternehmen bereits die Übernahme des norwegischen Distributors Santech Micro Group ASA ankündigte.

FüRSTENFELDBRUCK: Entgegen anderslautender Meldungen aus der Gerüchteküche der IT-Branche geht es der CHS-Gruppe nach Angaben von Unternehmenschef Helmut Schmitt gut. Die Integration von Merisel und die Zusammenlegung der Läger seien erfolgreich über die Bühne gegangen und durch die jetzt abgeschlossene Kapitalerhöhung habe das Unternehmen wieder mehr finanziellen Spielraum, weil die Eigenkapitaldecke gestärkt wurde.Wir versuchen nicht, aus jeder Neuakquisition eine CHS zu machen, sonst könnten wir das nicht verdauen", erklärt Helmut Schmitt, Geschäftsführer der CHS Electronics Deutschland GmbH, seine Übernahmestrategie. Für den Distributor bestand durchaus die Gefahr sich zu überheben, denn ein Firmenerwerb jagte den nächsten: im September 1996 Merisel, einige Monate später Frank & Walter. Doch damit nicht genug: Gerade wurde die Einverleibung des Nischendistributors Karma abgeschlossen, als das Unternehmen bereits die Übernahme des norwegischen Distributors Santech Micro Group ASA ankündigte.

Um sich bei den vielen Neuerwerbungen nicht den Magen zu verderben, verfolgt CHS in der Regel einen dezentralen Ansatz. "Die übernommenen Firmen bleiben erst einmal selbständig und werden nicht auf den Kopf gestellt. Sie behalten ihr eigenes Management und verwalten ihr eigenes Geld, nur das Reporting hält die Firmen zusammen", erläutert der Geschäftsführer in einem Gespräch mit ComputerPartner.

Durch die Übernahmen entwickelte sich CHS zum größten Distributor in Deutschland, aber auch das innere Wachstum kann sich laut Schmitt sehen lassen: "Wir liegen über Plan, der bei einem inneren Wachstum von 25 Prozent lag. Ich bin zufrieden mit der Geschäftsentwicklung." Für dieses Geschäftsjahr rechnet die CHS-Gruppe mit einem Deutschland-Umsatz von über drei Milliarden Mark. Weltweit erwartet die CHS Electronics Inc. einen Umsatz von über fünf Milliarden Dollar. Die Netto-Rendite im ersten Halbjahr lag bei knapp 0,9 Prozent, wird sich aber voraussichtlich noch um 0,2 Prozentpunkte nach oben bewegen, freut sich Schmitt.

Meldungen, daß es dennoch zwischen den Mitarbeitern in Rosengarten und Fürstenfeldbruck zu zum Teil massiven Konflikten kam, wischt Schmitt unwirsch vom Tisch: "Davon ist mir nichts bekannt." Die beiden Firmen CHS und Merisel wurden in fünf Geschäftseinheiten aufgeteilt, drei davon sitzen in Fürstenfeldbruck und zwei in Rosengarten. Seit Mai gibt es ein einheitliches Telefonsystem. Welche Nummer ein Händler wählt, ist egal. Auch die Zusammenlegung der Läger habe reibungslos innerhalb von zwei Monaten geklappt, berichtet Schmitt stolz. Jetzt baut er einen Außendienst auf, der VARs und Systemhäuser im mittleren Kundensegment betreuen soll.

Während Merisel mit CHS verschmolzen wurde, bleibt Frank & Walter als eigenständige Firma bestehen. "Frank & Walter kümmert sich um die 25.000 Kunden im unteren Segment, um die Studenten und Schrauber", so der Deutschland-Chef.

Ganz so reibungslos jedoch gingen die vielen Übernahmen des Distributors nicht über die Bühne: Im zweiten Quartal stockte der Motor wegen einer zu geringen Eigenkapitaldecke des Unternehmens. Diese Probleme seien aber nach dem erfolgreichen Aktienverkauf vorbei. 13 Millionen Aktien wurden zum Preis von 31,75 Dollar an institutionelle Anleger verkauft.

Störungen im zweiten Quartal

Mit mehr Geld in der Haushaltskasse erwartet Schmitt ein kräftiges Wachstum. Zum einen sollen die Niederlassungen in Osteuropa und Lateinamerika stark zulegen, zum anderen setzt er fest auf das Konzept der "fokussierten Distribution" (siehe Kasten).

Einen weiteren Trend und die Möglichkeit, als Distributor Margen im zweistelligen Bereich zu erwirtschaften, sieht der CHS-Vormann im Bereich Value Added Distribution. Dazu wurde im Januar die Digital Network Services (DNS) ins Leben gerufen. Während Schmitt für das erste Geschäftsjahr einen Umsatz von 120 Millionen Mark plant, soll sich dieser Betrag im nächsten Jahr "mindestens verdoppeln". Damit DNS auch international als Value Added Distributor präsent ist, plant CHS den Zukauf von Firmen in der Tschechischen Republik, in Großbritannien und in der Schweiz. Auch in Österreich wird eine DNS-Niederlassung aufgebaut werden, die Zentrale bleibt aber in Deutschland. (is)

CHS Electronics Deutschland GmbH

Viele Distributionsmodelle unter einem Dach

Die Firmen Karma, CHS, Frank & Walter und DNS vertreten unterschiedliche Distributions-Ansätze innerhalb der CHS-Gruppe.

CHS bezeichnet sich selbst als "whole sale" Distributor und arbeitet nach dem Modell der "fokussierten Distribution". Das heißt, daß das Unternehmen pro Produktgruppe nur mit einem oder zwei Herstellern zusammenarbeitet. Die begrenzte Herstellerzahl - sie soll von zirka 120 auf 100 gesenkt werden - soll das Abschreibungsrisiko gering halten und den Lagerumschlag erhöhen. "Ein Broadline-Distributor wie zum Beispiel Ingram Micro hat über 1.000 Hersteller, TechData über 600", erklärt Helmut Schmitt, Geschäftsführer von CHS. Auf die Frage, ob ein Händler dennoch alle Produkte von seinem Unternehmen geliefert bekommt, antwortet er: "Ja, natürlich. So wie wenn ich in eine Apotheke gehe, bekomme ich auf jeden Fall ein Mittel gegen meine Krankheit." Ein weiterer Vorteil bestehe auch darin, daß sich die Produktmanager um weniger Waren intensiver kümmern können. Die Marge von CHS beträgt laut Schmitt 6,5 Prozent, die Kosten 4,5 Prozent.

Der Neuerwerb Karma ist zwar mit nur rund einem Dutzend Herstellern im Programm ein Nischendistributor, trotzdem aber "der größte Distributor für Festplatten" (Schmitt). Ein relativ kleines Team von 30 Mitarbeitern in Troisdorf und das Prinzip des "centralized warehousing" halten die Kosten auf 2,2 Prozent (Marge 5,5 Prozent). "Centralized Warehousing" heißt, daß die Ware erst in einem zentralen Lager in Amsterdam zwischengelagert und dann je nach Bedarf in die einzelnen Länder verfrachtet wird. Deswegen liegt die Ware dort nur 3 bis 4 Tage und verursacht so weniger Kosten.

Frank & Walter, ebenfalls dieses Jahr zum Firmenbund dazugekommen, könne man zwischen dem Nischendistributor Karma und dem "whole seller" CHS ansiedeln.

Digital Network Services (DNS) ist ein Value Added Distributor für Projektgeschäfte, spezialisiert auf Systemlösungen und Java-Anwendungen. "Oft vergehen sechs bis zwölf Monate bis zu einem Geschäftsabschluß," meint Schmitt. Für DNS erwartet er einen Umsatz von 120 Millionen Mark im ersten Geschäftsjahr bei einer Marge von 15 Prozent.

CHS-Geschäftsführer Schmitt arbeitete vor zwölf Jahren schon einmal im selben Gebäude, allerdings für National Semiconductor.

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