Compaq wird Netz-Equipment-OEM

28.01.1999

DORNACH: Vor drei Jahren etabliert, verabschiedet sich jetzt die Netzwerk-Abteilung von Compaq. Sie wird den PC-und Serverabteilungen zugeordnet. Marktbeobachter allerdings rätseln, ob der IT-Komplettanbieter sich nicht für eine Netzwerker-Übernahme rüstet.Rund zwei Milliarden Dollar Umsatz sollen die Netzwerker bei Compaq im nächsten Jahr bilanzieren können. Weshalb sich etwa IDC-Analyst Pim Bilderbeek sicher ist, Compaq werde noch dieses Jahr auf Akquisitionstour gehen: "Sie müssen jemand kaufen", meint er mit Blick auf die hochhängenden Trauben der Company.

Den naheliegendsten Einkauf zu tätigen, nämlich Netzwerker Cabletron, der 50 Prozent seines Umsatzes mit Compaq macht und sowieso auf Brautschau ist, weist Compaq-Manager Ian Whiting als bloße Spekulation zurück: "Es gibt dafür keine Pläne."

Entsprechend will im Dornacher Deutschland-Quartier auch Wolfgang Hackenberg, Direktor Communications Products, von irgendwelchen Übernahmeplänen nichts wissen:

"Wir haben bei Cabletron Zugriff auf die Entwicklung und auf die Produktlinie. Daran wird sich in Zukunft nichts ändern", erklärt er.

Was die von Marktbeobachtern als Rückzug aus dem Kreis der Anbieter von Netzwerkkomponenten gewertete Integration der Low-End-Produkte wie Netzwerkkarten und Modems in die PC-Sparte sowie der Hubs und Switche in die Serverabteilung anbelangt, stellt er so dar: "Wir verstehen uns als Anbieter für Komplettlösungen."

Allerdings dementiert er nicht, daß der hauseigene, rund 100köpfige Entwicklerstab, der vor allem Komponenten für den High-End-Bereich entwarf, in Zukunft weniger zu tun haben wird: "Im High-End-Bereich beziehen wir Produkte von Cabletron und Exterme Networks", zeichnet er den Fahrplan auf.

Als Highend-Anbieter braucht Compaq umfassende Kompetenz

Bei Marktbeobachtern findet diese von Compaq als "Outsourcing" bezeichnete Strategie allerdings wenig Beifall. "Als Komplettanbieter im Unternehmensbereich, zumal im High-End-Segment, muß Compaq mehr tun, als Komponenten zuzukaufen", ist sich ein Beobachter sicher. Den noch nicht unterzeichneten OEM-Vetrag mit Cabletron hält er lediglich für eine vorübergehende Lösung. "Die Signale, die von Cable-

tron kommen, sind für mittlere und große Unternehmen nicht gerade ermutigend", meint er.

Damit liegt er auf der Linie von Marktforscher Gartner, demzufolge Image und Zukunftsvisionen als wesentliche Faktoren für die Entscheidung verantwortlich sind, bei welchem Hersteller von Netzausrüstung eingekauft wird. Weshalb angesichts der jetzigen Lage das Ziel Compaqs, für "durchgängige Kommunikationslösungen der attraktivste IT-Anbieter zu sein" (Hackenberg), so manches Unternehmen kalt lassen dürfte. Und damit auch den Handel. (wl)

Compaq-Manager Hackenberg verteidigt die Integration der Netzwerkabteilung in die Geschäftseinheiten PC und Server: "Wir agieren als Lösungsanbieter, nicht als Server-, PC- oder Netzanbieter."

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