Compaqs neuer Deutschland-Chef

26.08.1999

DORNACH: Der Gegensatz könnte größer nicht sein: Die Nachfolge der eher reservierten Compaq-Chefin Gerrit Huy in Deutschland tritt ein Mann an, dem die Kommunikation im Blut liegt.Peter Mark Droste haßt unliebsame Überraschungen. Und so richtig in Rage gerät er, wenn Vereinbartes nicht eingehalten wird. "Da halte ich auch mit nichts hinterm Berg", grollt er. Kein Zweifel: Droste, der sonst mit gewinnender Energie und stetigem Lächeln um die Augenwinkel herum plaudert, läßt in Krisensituationen sicher nicht mit sich spaßen. Der gebürtige Frankfurter ist kein Betriebswirt mit juristischem oder marketingorientiertem Hintergrund, sondern diplomierter Nachrichtentechniker, der jahrelang die Berliner Entwicklungs- und Produktionsabteilung von Nixdorf leitete. Und dem auch weiland Heinz Nixdorf noch ab und an mal auf die Schulter klopfte.

"Ich dachte damals: Die wirklich guten Leute gehen in die Entwicklung. Für Marketing und dergleichen hatte ich keinen Sinn", erinnert er sich und schmunzelt.

"Meine Kollegen hätten niemals gedacht, daß ich da weggehe". Tat er aber nach 18 Jahren letztendlich doch, nämlich als der Siemens-Nixdorf-Deal anstand. "Mir war schon in der Merger-Phase klar, daß die Kulturen der beiden Unternehmen extrem unterschiedlich sind".

So folgte er 1990 nur zu gerne dem Ruf von Eckhard Pfeiffer, damals noch Europa-Chef von Compaq. Der wollte ihn vor allem wegen seines technischen Know-hows. "Und bei Compaq hat man mir dann schnell beigebracht, daß es noch mehr gibt als die Entwicklung der Produkte." Die Position des Vice President Technical Support forderte ihm einiges ab: Dienstleistungorientierung, Partnergeschäft, Kundenansprüche, "ich habe das alles von der Pike auf

gelernt", blickt Droste zurück.

So gründete er beispielsweise die Compaq Care Center und baute ein Partnerprogramm für die Wartung von Compaq-Produkten auf. Reibereien blieben nicht aus, Droste erinnert sich an tumultartige Auseinandersetzungen mit den Handelspartnern. Daraus hat er vor allem eine Lehre gezogen: "Wann immer wir etwas wegnehmen, müssen wir auch etwas Gleichwertiges geben."

Seither verringerte der Sportsmann Droste (Tennis, Golf und Laufen) niemals sein Tempo auf seinem stetigen Weg nach oben. Ohne sich zu scheuen, auch mal gegen den Compaq-Strom zu schwimmen. "Schon von jeher hat mich dieses auch intern vorhandene Image gestört, Compaq sei eine Marketing-Company. Mir war es wichtig, lösungsorientiert zu denken und entsprechende Lieferanten heranzuholen." Baan gehörte dazu, SAP - mit dem Erfolg, daß er letztendlich die Position des World-wide Vice President NSIS (Networking and System Integration Services) für die Enterprise Applications Organisation inne hatte. Neun Monate blieb er in den USA und zog dort seine Jogging-Runden ("Meine Laufschuhe nehme ich überall mit hin.").

Als das Angebot kam, doch zurück nach Deutschland zu kommen, zögerte er nur kurz. "Für meine Familie war das ideal - und unser Haus in Egmating hatten wir sowieso nicht verkauft", erklärt er bündig seine Entscheidung. Und im Hinblick auf seine neue Wirkungsstätte: "Ich übernehme das Haus in geordnetem Zustand", zieht er vor seiner Vorgängerin Huy den Hut. Sie habe die schwierige Phase der Integration von DEC in die Compaq-Kultur gut gemeistert.

Aber Droste weiß sehr wohl, daß ihn kein leichtes Leben erwartet. Die DEC-Eingliederung ist im September zwar formell durch die Zusammenführung der beiden Unternehmen endlich unter Dach und Fach. Doch die Erfahrung Siemens/Nixdorf steckt ihm immer noch in den Knochen. Den langen Atem eines Marathon-läufers kann er bei seiner neuen Aufgabe jedenfalls gut gebrauchen. An der Wand seines Büros prangt denn auch seine Teilnahmeurkunde am Berlin-Marathon 1991: 42,195 Kilometer in drei Stunden dreißig. Kein schlechter Schnitt für jemanden, der eigentlich kaum noch Zeit für seine Hobbys hat. Trotzdem: Träumen darf man ja. Er will Compaq zum

lösungsorientierten Komplettanbieter machen. Das ist sein Ziel. Sein Wunsch: Vor der Jahrtausendwende nochmal am Berlin-Marathon teilnehmen. "Und wenn ich dieses Mal viereinhalb Stunden brauche." (du)

Peter Mark Droste: Als Neuer in Compaqs Deutschland-Geschäftsführung verfügt der Marathon-Läufer nicht über das schlechteste Rüstzeug - langen Atem und eisernen Willen.

Zur Startseite