Ganz ähnlich wie bei traditionellen Sportarten sind mittlerweile auch e-Sportler in Vereinen sowie Ligen organisiert und tragen nationale Meisterschaften aus. Grund genug für den deutschen Forscher Christian Stahl, die Szene aus sportwissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen. Die noch unveröffentlichte Studie zeigt unter anderem, dass professionelle Computerspieler entgegen allen Vorurteilen nicht zwingend unsportlich sein müssen. "Ich habe in persönlichen Gesprächen öfters gehört, dass eine gute körperliche Verfassung sogar Vorraussetzung dafür ist, im e-Sport erfolgreich zu sein", bestätigt Stahl gegenüber pressetext.
Der typische e-Sportler ist zwischen 17 und 22 Jahren alt und männlich. Die Mehrheit der Teilnehmer der Studie sieht sich selbst als Profi, beziehungsweise als regelmäßiger Spieler - nur ein Fünftel bezeichnet sich selbst als Gelegenheitsspieler. Bei der Online-Befragung von 5.900 aktiven e-Sportlern auf den Seiten des e-Sport Bundes (ESB) und der e-Sport League (ESL) hatte die überwiegende Mehrheit angegeben, neben e-Sport auch konventionellen Sport zu treiben. Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball, Basketball oder Volleyball sind bei Computerspielern am beliebtesten.
Das Klischee des isolierten Jugendlichen vor dem Bildschirm müsse ebenfalls überdacht werden. "Viele Vereine organisieren sogenannte Bootcamps, bei denen sich die Mitglieder am Wochenende treffen und gemeinsam trainieren", erklärt der Sportwissenschaftler. Es sei überraschend gewesen, welch großer persönlicher und finanzieller Einsatz in der Organisation dieser Veranstaltungen stecke.
Trotzdem entwickeln sich zwischen den Spielern oft keine Freundschaften, die auch abseits des Wettkampfes gepflegt werden. "Auch im herkömmlichen Leistungssport tritt ab einem gewissen Grad der Professionalität die soziale Komponente in den Hintergrund", weiß Stahl. Ebenso sei die Wahrnehmung von Bekanntschaften bei Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, eine besondere. "Heute muss man jemanden nicht unbedingt getroffen haben, um ihn zu kennen", erklärt der Sportwissenschaftler. (pte)