Damit Vertragshändler Kreditanträge online einreichen können

21.11.2002
Bis vor einem halben Jahr nutzten Mitsubishi-Vertragshändler noch den veralteten BTX-Dienst, um mit der Firmenzentrale und der hauseigenen Bank elektronisch zu kommunizieren. Nun sind sieüber ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) angebunden.

Seit über 15 Jahren agiertdie MKG Kreditbank GmbH als Finanzierungshelfer beim Kauf von Neuwagen bei Mitsubishi. Mittlerweile erwerben 66 Prozent der Käufer ihren Neuwagen auf Pump - finanziert über die MKG. Kreditverträge seiner Kunden wickelt der Autohändler mit der MKG-Bank ab und beantragt dort darüber hinaus auch selbst Darlehen, etwa zum Ausbau seiner Werkstatt oder für Neuanschaffungen von IT-Equipment.

Um den damit einhergehenden Papierkrieg möglichst klein zu halten, nutzen die Mitsubishi-Händler seit Anfang der 1990er-Jahre den elektronischen Weg über BTX. Schon bald erwies sich dieser Dienst allerdings als Sackgasse: Online-Software-Updates erwiesen sich aufgrund der ständig steigenden Datenmengen als Ding der Unmöglichkeit. So bekamen die Händler alle sechs bis acht Wochen neue CDs zugeschickt, und sie sollten die Software auch noch selbst auf ihren PCs installieren - wahrlich keine kundenfreundliche Behandlung.

Erst der Siegeszug des Internet Mitte der 90er-Jahre öffnete hiereinen Ausweg - die abhörsichere Anbindung über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN). Die Implementierung der dazu notwendigen Infrastruktur übernahm bei den Händlern die 1992 gegründete MKGTochter Midata Service GmbH. Der IT-Dienstleister begann bereits 1999 mit einer Testinstallation, bevor das erste VPN im Januar 2000 in Betrieb ging. Es handelte sichdabei um eine softwaregestützte VPN-Lösung, wobei jeder einzelne PC-Client die einzelnen Datenpakete selbst verschlüsseln musste.

Doch das war immer noch nicht das Gelbe vom Ei - hoher Verwaltungsaufwand bei jedem Händler, keine zentrale Administration möglich -, und so entschloss sich Midata nach anderthalb Jahren, eine Router-basierende VPN-Lösung auszuprobieren. Damit wandern die Datenpakete beim Händler erstmals unverschlüsselt bis zum Router, werden dort verschlüsselt und danach zur MKG-Bank geschickt.

"Nach ersten Anläufen mit Lucent-Geräten entschieden wir uns schließlich für die DSL-Router X1200‘ von Bintec", erinnert sich Markus Dupont, leitender Projektmanager bei Midata. Ausschlaggebend für diese Wahl war die sehr gute Performance, mit der die Bintec-Router die Datenpakete nach IP-Sec verschlüsseln konnten. Außerdem arbeiteten die Lucent-Router nur via ISDN und teilten einer VPN-Verbindung lediglich einen statischen Schlüssel zu. "Die Bintec-Router erzeugen hingegen alle drei Minuten einen neuen Schlüssel", lobt Dumont die Nürnberger. Den noch etwa 100 mit Lucent-ISDN-Routern arbeitenden Mitsubishi-Vertragshändlern ordnet Midata alle paar Tage einen neuen Schlüssel zu, um die Verbindung vor Abhörversuchen zu sichern.

"Natürlich haben wir uns auchvergleichbare Cisco-Geräte angeschaut, aber die waren uns einfach zu teuer", so Dupont. Außerdem lobt der Projektleiter die gute Zusammenarbeit mit den Nürnbergern: "Von Bintec erhielten wir die Unterstützung, die uns ein US-amerikanischer Netzwerkhersteller sicherlich nicht angedeihen lassen würde." Hinzu kommt die Tatsache, dass Bintecs X1200-Router auch auf eine ISDN-Leitung ausweichen kann, falls einmal keine DSL-Verbindung zustande kommt.

Seit Mitte dieses Jahres hat nun der IT-Dienstleister insgesamt mehr als 500 Mitsubishi-Händler auf diese Weise an seine eigene Rechenzentrale und an die MKG-Bank angeschlossen. Bei den einzelnen Händlern fielen dabei erstmals keine Anschaffungskos-ten an: Sie mieten den BintecRouter für 77 Euro monatlich. Hinzu kommen natürlich noch dieOnline-Verbindungskosten. Einige der Verkäufer nutzen dabei die DSL-Flatrate von Schlund + Partner. "Bis Februar des kommenden Jahres wollen wir alle 820 Mitsubishi-Niederlassungen an unser Rechenzentrum anzubinden", gibt Dupont die Marschroute vor.

Dann könnten tatsächlich alle Vertragshändler bequem technische Unterlagen oder Werkstatt-Handbücher bei Mitsubishi online ordern. Bereits heute bestellen sie ihre Ersatzteile ausschließlich auf rein elektronischem Weg, eine Fax-Alternative existiert schon lange nicht mehr.

Und noch ein weiterer Vorteil ergibt sich daraus: Nachdem alle an das VPN-Netz angeschlossenen Mitsubishi-Händler über eine Digitalkamera verfügen, können sie im Zweifelsfall Fotos vom beschädigten Fahrzeug an die Konzernzentrale per E-Mail versenden. "Vor allem bei Lackschäden auf fabrikneuen Fahrzeugen kommt so etwas schon häufiger vor", verrät Dumont.

Open-Source-Schlüssel

Technisch gestaltet sich die VPN-Verschlüsselung relativ einfach: Das eine Ende des VPN-Tunnels bildet der DSL-Router beim Händler, und am anderen Ende bei der MKG-Bank müsste im Prinzip ein entsprechendes Gegenstück stehen, etwa ein Enterprise Access Router aus Bintecs X500er-Familie. Doch Midata entschied sich für eine weitaus billigere und dennoch genauso zuverlässige Alternative: einen Standard-PC mit drei Netzwerkkarten. So ausgestattet ist dieser ohne weiteres in der Lage, alle Online-Anfragen der Mitsubishi-Händler zu bewältigen. Auf diesem Rechner läuft Linux als Betriebs-system, und die eigentliche Entschlüsselung der ankommenden verschlüsselten Datenpakete besorgt die Open-Source-Software "Free S/WAN".

Bei dieser Kombination würde Midata auch heute noch bleiben, falls ein neuer Kunde ähnliche Services wie der Mitsubishi-Händler in Anspruch nehmen möchte. "Will jemand hingegen seinen VPN-Tunnel in Eigenregie managen, können wir ihm aber auch ruhigen Gewissens eine End-to-End-Bintec-Lösung empfehlen. Allerdings ist das eine Preisfrage", skizziert Dupont seine künftige VPN-Strategie.

www.bintec.de; www.bollbuck.de

www.freeswan.org

www.midata.de

www.mitsubishi-motors.de

www.mkg-bank.de

ComputerPartner-Meinung:

Viele potenzielle Kunden zögern, Netzwerk-Equipment eines deutschen Herstellers wie Bintec einzusetzen. Dabei haben die Nürnberger ihre Hausaufgaben gemacht und offerieren zuverlässige Lösungen. Zudem sind diese billiger als Produkte des Marktführers Cisco und arbeiten hervorragend mit quelloffener Software zusammen.(rw)

Solution Snapshot

Kunde: alle Mitsubishi-Vertragshändler

Projektanforderung: DFÜ-Anbindung der Mitsubishi-Vertragshändler an die Zentralen der MKG Kreditbank GmbH und der Mitsubishi Motors Deutschland GmbH

Lösung: Hardware: gängige PCs mit Ethernet-Netzwerkkarten

VPN-Verschlüsselungssoftware: Free S/WAN unter Linux

Netzwerkinfrastruktur: DSL-Router X1200 von Bintec

Distributor: Tech Data Deutschland GmbH

VAR: Midata Service GmbH

Schieferstein 5

Industriegebiet West

65439 Flörsheim

www.midata.de

Ansprechpartner: Markus Dupont, leitender Projektmanager

Tel.: 06145 50 6-57 2

Fax: 06145 50 6-10 0

E-Mail: m.dupont@mkg-bank.de

Kontaktaufnahme: seit zehn Jahren bestehendes Geschäftsverhältnis von Mitsubishi zu Midata Service, Tochter der MKG Bank

Projektverlauf: 1999: VPN-Testphase

Januar 2000 bis Mitte 2001: virtuelles privates Netz mit Verschlüsselung am Client

ab Mittte 2001: Installation der Router-basierenden VPN-Lösung (Verschlüsselung am Router)

seit Dezember 2001: Anbindung der Vertragshändler an die Mitsubishi-Zentrale

Ende Februar 2002: Abschaltung des BTX-Systems

voraussichtlich Februar 2003: alle Vertragshändler nutzen VPN

größte Herausforderung: eine kostengünstige VPN-Lösung für Händler herauszufinden

Projektdauer: mit 18 Monaten ein halbes Jahr unter Plan

Zeitaufwand: pro Router 35 Minuten

Kosten: 77 Euro Monatsmiete für den Router plus Internet-Verbindungskosten

Service und Wartung: durch Midata Service

Benefit für Kunden: Schnelle, günstige und sichere Internetanbindung der Vertragshändler an Mitsubishi und die Finanzierungsbank; verbesserte Arbeitsabläufe bei Leasing- und Kreditgeschäften zwischen den Händlern und der Bank

Benefit für VAR: Potenzielle Neukunden sind bereits auf die Bintec-Free S/WAN-VPN-Kombination aufmerksam geworden.

Zur Startseite