Darf es ein wenig mehr sein?

15.11.2001
Alles wird leichter und andere Träume

Frühlingsgefühle im November beherrschen die Stimmung in der Branche. Zwar ist noch nicht sicher, ob das Wiederaufflackern geschäftlicher Tätigkeit nur ein jahreszeitlich bedingter Pups ist oder eine tatsächliche Marktbelebung. Dem enttäuschenden Start von Windows XP nach zu urteilen, bleibt es weiter schwierig. Im Internet knallt das Microsoft-Banner fast jede Newsseite unaufgefordert mit Werbung zu und vergrault dadurch potenzielle Käufer zusätzlich. Vielleicht wäre, wenn jeder XP-Käufer zukünftig von Bannerwerbung verschont würde, eine Absatzsteigerung zu erreichen. Zumindest der TV-Werbespot ist schön, wenn auch leider nicht zwingend. Gekauft hat, zumindest bei uns, noch keiner ein Update. Ein potenzieller Kunde legte bei einer telefonischen Preisanfrage nach der Vollversion lachend wieder auf, nachdem er die Summe hörte. Alles wird leichter, und fliegen ist sowieso schöner, zumindest ohne Flugzeug, suggeriert der Spot. Wäre ich einer dieser Microsoft-Hasser, die mit mehr oder minder geistigem Ausfluss die Diskussionsbretter füllen, meine Freude könnte kaum größer sein. Zudem die psychologische Deutung, im Traum fliegend Hindernisse zu überwinden, eher sexuelle Ursachen anspricht, anstatt die Beseitigung unlösbarer Albzustände mit bisheriger Software. Warum sollte jemand mit einem alten PC ein neues Betriebssystem brauchen, wenn noch nicht einmal neue Computer benötigt werden? Diese Frage wird sich in Redmond noch keiner gestellt haben. Ebenso, wozu eine X-Box im Frühling, wenn es doch schon jahrelang Playstation gibt? Nur, um zu beweisen, dass dann auch Spielkonsolen abstürzen können? Bleibt die Frage, was überhaupt zum Jahresendgeschäft werden soll. Neue Konsolen, Spiele, Drucker, Rechner, alles bisher Fehlanzeige. Was es an Neuem aus dem klassischen Ladengeschäft gibt, lockt nicht einmal in der Provinz an die real existierenden Schaufenster. Dagegen sollen Digitalkameras, DVD-Player und DSL-Zugänge gefragt sein wie nie. Wer weiß, vielleicht ist die so lange gebeutelte Textilindustrie zur Weihnachtszeit am Drücker, oder es gibt noch ein Auto. Überraschend zu diesem Zeitpunkt ist das erwachende Interesse des Handwerks und vieler KMUs am Internet. Nach jahrelangem Hin und Her präsentieren sich inzwischen immer mehr Landkreise und Städte mit Dienstleistungsportalen. Ansässige Unternehmen können sich hier meist kostenlos präsentieren. Die Linkmöglichkeit auf die eigene Seite verheißt Hardware- und Dienstleistungsumsatz. Hoffen wir es!

Mein Fazit: Und immer wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Noch nie war ein Spruch aus dem Poesiealbum für den Markt treffender!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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