Das Ende für Windhorst Electronics:Ex-Wunderkind gibt Rahden auf

10.05.2002
Die Windhorst Electronics GmbH in Rahden macht am 30. Juni dicht. Mehr als der Name würde damit vom westfälischen Markt nicht verschwinden, lästern die so genannten Marktbegleiter. Nachfrageflaute und rote Zahlen werden als Gründe für die Schließung gehandelt.

Mit der Windhorst Electronics in Rahden startete das einstige Wunderkind und Helmut-Kohl-Freund Lars Windhorst seine Karriere als Unternehmer. Heutzutage ist Michael Douglas sein neuer Kumpel. Der Hollywoodstar, mit dem Windhorst eine Firma für Filmrechte besitzt, kam sogar zur Einweihungsfeier der Berliner Büroräume am Potsdamer Platz 1. Der Heimatstandort Rahden ist auf Windhorsts Prioritätenliste nach unten gerutscht. Ende Juni ist Schluss in Rahden: trotz neuem Logistikzentrum und Büroräumen auf vier Etagen - Gesamtfläche immerhin satte 5.600 Quadratmeter.

Erst Anfang des Jahres hatte Windhorst Electronics die neuen, pompösen Büroräume mit "eigenem Fitness-Center für die Mitarbeiter" bezogen. so das Unternehmen. "Davon wurde nur eine Etage, wenn überhaupt, genutzt", lästert ein Unternehmenskenner. Für das neue Gebäude und die "riesige Lagerhalle", so ein Mitarbeiter, soll jetzt ein Untermieter gefunden werden. Da man Rahden aber wohl kaum als Metropole bezeichnen kann, dürfte das für Windhorst noch zum Problem werden.

40 Mitarbeiter erhielten vergangene Woche ihre fristgerechte Kündigung. "Es ist im heutigen Marktumfeld zunehmend uninteressant, ein klassisches Computer- und Komponentendistributionsgeschäft mit Lagerhaltung und Telefonvertrieb in Deutschland zu betreiben", teilte die Windhorst AG als Begründung mit. Steffen John, Operating Manager, war bis Redaktionsschluss noch an seinem Arbeitsplatz. Ihm steht, wenn er einwilligt, ein Umzug nach Berlin bevor.

Die Gründe für die Schließung in Rahden sind schnell aufgezählt und nicht wirklich überraschend: Bereits im vergangenen Jahr gingen die Umsätze in den Keller. "Heute verkaufen wir monatlich die Menge, die wir vorher wöchentlich abgesetzt haben", sagt ein Mitarbeiter resigniert gegenüber ComputerPartner. Außer der vielzitierten Marktflaute kamen bei Windhorst Electronics auch hausgemachte Probleme dazu: Nach Aussage von Insidern hat das Rahdener Unternehmen nicht mehr profitabel gearbeitet. Zuletzt war Windhorst Electronics wohl ein Zuschussunternehmen für die in Berlin ansässige Windhorst-Gruppe. Andererseits zog das Mutterunternehmen, wenn es notwendig war, auch wieder Geld ab. "Ein kontinuierliches Geschäft konnte man so gar nicht aufziehen", berichtet ein Ex-Mitarbeiter. Die Exklusiv-Distribution für Sampo-Monitore soll ebenfalls hinfällig sein. Der zuständige Windhorst-Mitarbeiter arbeite jetzt direkt für den taiwanischen Hersteller, berichtet ein Wettbewerber.

Die Homepage www.windhorst.de ist nicht mehr erreichbar.

ComputerPartner-Meinung:

2002 stehen kleinere und mittlere Distributionsunternehmen vor einem radikalen Ausleseprozess. Überraschend war das Aus für Windhorst Electronics zwar nicht, aber auch andere, lokal agierende Distributoren werden in der nächsten Zeit vor der Frage stehen, ob die ausschließliche Vermarktung von Massenprodukten bei gleich bleibenden Kosten für Personal/Logistik bei sinkender Nachfrage und Margen, noch Sinn macht. (ch)

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