Das Fernsehen ist digital

20.06.2006

von Boris Böhles

Viele wissen es gar nicht: Nahezu jeder Haushalt kann mitlerweile digitales Fernsehen empfangen - ob über Satellit, Kabel oder Antenne. Doch ohne einen entsprechenden Tuner bleibt der Fernseher schwarz. Es muss also investiert werden. Lesen Sie hier, warum es sich lohnt.

Das Digitalfernsehen DVB (Digital Video Broadcasting) wird in absehbarer Zeit die alt gediente Analogtechnik verdrängen, unabhängig davon, ob das Fernsehsignal über eine Satellitenschüssel, terrestrisch (via Antenne) oder über Kabel empfangen wird. Vor allem im terrestrischen Bereich ist in vielen Gebieten Deutschlands bereits nur noch digitales DVB-T-Fernsehen zu empfangen. Das bisherige analoge Signal wurde partiell abgeschaltet. Neben dem Empfang über Satellit (DVB-S) kann man seit diesem Jahr auch über einen Kabelanschluss (DVB-C) nicht nur Pay-TV-Angebote sondern auch alle Free-TV-Sender digital empfangen, und es liegt nahe, dass über kurz oder lang aus der Fernsehbuchse im Wohnzimmer ausschließlich digitale Nullen und Einsen purzeln.

Für den Empfang der Digitalsignale benötigt man einen so genannten DVB-Tuner, der die digitalen Bild- und Tonsignale decodiert. Heutige Fernseher oder Festplattenrekorder sind nämlich - bis auf wenige Ausnahmen - nicht in der Lage, die digitalen Daten zu lesen, da sie nur über einen internen Analogtuner verfügen. Allerdings gibt es bereits Geräte mit integriertem Digitaltuner wie zum Beispiel den LCD-Fernseher "LDE-HD32S" (mit DVB-S2) von Humax. Wer also mit der Anschaffung eines neuen TV-Geräts liebäugelt und noch keine digitale Settop-Box besitzt, sollte eventuell auf solche Geräte warten, da man schlichtweg Platz spart.

Warum Digital- fernsehen?

Es gibt mehrere Gründe für den Umstieg auf die Digitaltechnik. Zum einen können viel mehr Programme auf einer Frequenz übertragen werden und zum anderen erhält der Zuschauer neben mehr Programmen zusätzliche Funktionen und Angebote, die Fernsehen zu einem Multimedialen Erlebnis machen. Denn die von der DVD bekannten Funktionen wie anamorphe 16:9-Bilder, Sourround-Sound, verschiedene Tonspuren und Untertitel gehören beim Digitalfernsehen zur Standardausstattung, vorausgesetzt, der Sender strahlt die Features auch aus. Dies ist aber immer häufiger der Fall. Gerade Spielfilme werden mit echtem 5.1-Ton ausgestrahlt, sodass Besitzer einer Heimkinoanlage in den Genuss echten Sourround-Sounds kommen. Daneben bieten viele Fernsehstationen eine Reihe Spartenkanäle ausschließlich in digitaler Form an. Und das Wichtigste: Der digitale Empfang öffentlich-rechtlicher und privater Free-TV-Sender ist ohne zusätzliche Kosten gewährleistet. Daneben gibt es natürlich weiterhin die kostenpflichtigen Pay-TV-Angebote.

Die Auswahl an Settop-Boxen, wie man die Digitalreceiver auch nennt, ist groß und wird zunehmend unübersichtlicher. Sie reicht von Geräten, die lediglich Digitalsignale umwandeln, um sie für Fernseher kompatibel zu machen, bis hin zu Geräten mit interner Festplatte und Anschluss für den PC. Außerdem sind die meisten Receiver nur für einen einzigen digitalen Übertragungsweg (Satellit, Antenne oder Kabel) geeignet. Allerdings gibt es auch Modelle, die gleichzeitig DVB-S und DVB-C kompatibel sind. Praktisch sind auch so genannte Twin-Tuner-Varianten, die das Aufnehmen einer Sendung ermöglichen, während man eine andere schaut. Zu bedenken ist, dass künftiges HDTV-Fernsehen nicht mit den meisten aktuellen DVB-Receivern empfangen werden kann, da anstelle des Videokompressionsverfahrens MPEG-2 das neue MPEG-4 zum Einsatz kommt.

Für hoch auflösenden Fernsehgenuss sind also spezielle DVB-Receiver notwendig. Im Moment ist das HDTV-Angebot, vor allem im Free-TV-Bereich, sehr überschaubar. Die Entwicklung geht aber eindeutig Richtung HDTV, so dass man morgen schon wieder in die Röhre schauen könnte, wenn man sich heute einen "herkömmlichen" DVB-Receiver zugelegt hat. Deshalb sollte man gut überlegen, ob man sich teure Spitzenmodelle ohne HD-Unterstützung im Moment zulegen sollte. Wenn HD-Fernsehen kommt, sind sie nutzlos.

Stolpersteine

Es gibt Settop-Boxen mit und ohne ein so genanntes Common Interface (CI). In diesen Slot kann man ein Common Access Modul (CAM) inklusive Smartcard einstecken. Solch eine Smartcard wird benötigt, um verschlüsselte Sender zu entschlüsseln. Kabelkunden brauchen für den Empfang von privaten Free-TV-Sendern fast immer eine Smartcard, da nahezu alle Kabelbetreiber die Sender verschlüsselt ausstrahlen. Die Freischaltung per Smartcard lassen sich die Kabelbetreiber selbstverständlich durch eine einmalige Gebühr bezahlen. Die Ausnahme bildet der Betreiber Kabel BW, der sämtliche Free-TV-Programme unverschlüsselt anbietet. Satellitennutzer kommen bislang in den Genuss von unverschlüsselten Free-TV-Sendern, allerdings ist zu befürchten, dass auch hier bald eine "Grundverschlüsselung" zum Einsatz kommt. Es empfiehlt sich daher für alle Kunden, von vornherein eine Settop-Box mit vorhandenem CI anzuschaffen, um für alle Fälle gerüstet zu sein.

Wer Geld übrig hat und noch nicht über einen Festplattenrekorder verfügt, greift zu einem DVB-Receiver mit integrierter Festplatte. Mit diesen Geräten kann man digitales Fernsehen aufzeichnen. Leider gibt es noch keine Geräte mit integriertem DVD-Rekorder, um aufgenommenen Sendungen und Filme zu archivieren. Hier könnte man auf die Idee kommen, einen zusätzlichen DVD-Rekorder anzuschaffen und Aufzeichnungen vom DVB-Receiver zu überspielen. Diese Varainte hat allerdings einen Haken: DVD-Rekorder können nur analoge Signale verarbeiten. Somit verliert man beim Überspielen sämtliche Vorteile des Digitalfernsehens wie Mehrkanalton, Sprachspuren oder Untertitel. Über einen Umweg ist es allerdings sehr wohl möglich, Digitalfernsehen verlustfrei auf eine Silberscheibe zu bringen. Die meisten Festplatten-Settop- Boxen lassen sich beispielsweise über USB mit einem PC verbinden. So kann man Videomaterial auf den PC überspielen und dort brennen. Allerdings dürfte diese Variante für die meisten Anwender nicht in Frage kommen, da der Aufwand doch zu groß ist.

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