Das GHz-Rennen als Prestigeduell

16.03.2000

Am Montag letzter Woche stellte AMD den ersten 1.000-MHz-Athlon vor. Diesen Prestigeverlust konnte Prozessorkrösus Intel nicht auf sich sitzen lassen und präsentierte zwei Tage später ebenfalls einen 1-GHz-Pentium-III. Konkurrenz soll ja das Geschäft beleben. Doch was soll das Rennen um das letzte Quäntchen Geschwindigkeit? Weder Intel noch AMD haben dabei den Endkonsumenten oder den Fachhandel im Sinn. Es geht nur ums Prestige. Damit werden Intel und AMD wieder auf allen Titelseiten genannt. Ankündigen und vorstellen kann man viel. Intel hat bereits auf der Cebit den Nachfolger des Pentium III, den mit 1,5 GHz getakteten Willamette, vorgestellt. Doch auch dieser Prozessor wird frühestens im vierten Quartal verfügbar sein. Und bis die 1-GHz-CPUs von Intel und AMD in den Regalen stehen, wird auch noch einige Zeit vergehen.

AMD und Intel sollten bedenken, dass eine hohe Taktfrequenz nicht alles ist. Denn auch die anderen Komponenten im PC müssen mit der Schnelligkeit der Prozessoren fertig werden. Das ist aber nicht der Fall. Eine Verdoppelung der Taktfrequenz innerhalb eines Jahres zeigt zwar den technologischen Vorsprung der beiden Chipgiganten. Doch hier kommen Peri-pheriehersteller nicht mehr mit. Die Folge: Der Dauerwettstreit um den schnellsten Prozessor ohne Integration der Peripherie ist sinnlos. Die hohe Rechenleistung der CPU verpufft.

Zum Beispiel wird sich bei den 1.000-MHz-Prozessoren der Speicher als Nadelöhr herausstellen. Selbst PC133 ist mit der hohen Taktfrequenz des Prozessors überfordert. Und was macht der Prozessor, wenn er seine Daten nicht im Arbeitsspeicher ablegen kann? Er wartet auf die langsamen Speicherbausteine, womit die Performance des Rechners wieder dahin ist.

Um wirklich die hohe Geschwindigkeit des Prozessors nutzen zu können, müssen neue Speichertechniken und Motherboards her. Und das darf der Fachhandel wieder einmal seinen Kunden erklären. Denn nur mit einem Prozessortausch ist es nämlich nicht getan. Selbst wenn das Motherboard für den neuen Prozessor vorbereitet ist, der integrierte Speicher, sieht man einmal von Rambus-Bausteinen ab, ist es jedenfalls nicht.

Es wird höchste Zeit, dass CPU-Hersteller endlich umdenken. Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange bei der Takterhöhung nämlich erreicht. Dass es auch anders geht, zeigt Sun mit dem Magic. Dieser Prozessor braucht keine hohen Taktfrequenzen und bietet trotzdem eine hohe Performance mit Standardbauteilen. Der Trick beim Magic besteht in seiner Skalierbarkeit. Wird eine höhere Rechenleistung gewünscht, schaltet man einfach mehrere Prozessoren parallel. Und das lässt sich ganz einfach machen, denn erstens kostet der Chip nicht viel, und außerdem braucht er weniger Leistung. Vielleicht sollten beide Hersteller nicht immer darauf schielen, was der andere macht, sondern auch mal einen Blick über den Tellerrand werfen. Auch andere Unternehmen haben geniale Erfinder.

Hans-Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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