Das Internet beflügelt den Markt für NAS-Lösungen

05.04.2000
Ähnlich wie im Marktsegment der Storage Area Networks (SANs) herrscht bei Network Attached Storage-Lösungen (NAS) derzeit Hochkonjunktur. Mit breitem Produktspektrum - angefangen beim Entry-Level-NAS-Laufwerk bis hin zur Enterprise-NAS-Lösung - reagieren immer mehr Anbieter auf die explodierende Nachfrage nach flexibel skalierbaren Netzwerk-Speicherlösungen.

Der Netzwerkmarkt entwickelt sich mehr und mehr zum IT-Wachstumsmotor. Als "Trojanisches Pferd" erweist sich aber das Internet. Denn traditionelle Server-basierte Speicherkonzepte können die ständig wachsenden Anforderungen des World Wide Web - insbesondere im Hinblick auf Hochverfügbarkeit und Skalierbarkeit - nicht mehr erfüllen. Die konsequente Nutzung des Internet zur Abwicklung von Geschäftsprozessen konfrontiert Unternehmen mit eskalierenden Investitionskosten. Hier steht der Bereich Datenspeicherung im Mittelpunkt: Nach Prognosen von Dataquest werden in den nächsten zwei bis fünf Jahren 75 Prozent aller Ausgaben für Computer-Hardware auf Massenspeicherprodukte entfallen.

Als Gewinner dieser Entwicklung könnten sich Network-Attached-Storage-Lösungen erweisen. Sie wurden ja speziell für den flexib-len Ausbau von Speicherkapazitäten in heterogenen Netzwerken konzipiert. Hardware und das "schlanke" Betriebssystem sind bei NAS-Lösungen für die Datenverwaltung und den Datentransport über das Netzwerk optimiert. Der Aufwand für Installation, Konfiguration und Verwaltung verringert sich.

Besser NAS als Windows 2000?

Die Problematik Server-basierter Speicherarchitekturen ist bekannt: Hat ein File- oder Applikationsserver die Grenzen seiner Speicherkapazität erreicht, muss zum Einbau neuer Platten das Netzwerk vollständig heruntergefahren und der Server komplett abgeschaltet werden. Nach dem Neustart stellt der Systemadministrator oft genug fest, dass die zusätzlichen Speicherprozesse und das zugehörige Festplatten-Management die Leistung der Applikationen spürbar reduzieren - Auswirkungen, die nicht nur bei Internet-Anwendungen mit Hochverfügbarkeitsanspruch mittlerweile untragbar sind.

Wie aktuelle Erhebungen belegen, ist der alternative Einsatz von NAS-Lösungen heutzutage kein Geheimtipp mehr. Für knapp 80 Prozent der IT-Verantwortlichen in amerikanischen Unternehmen ist NAS bereits ein fester Begriff. Von diesen Umfrageergebnissen zeigt sich Andy Walsky, European-Business-Manager NAS bei Quantum, wenig überrascht: "Im Vergleich zu kompletten NT- oder auch Netware-Systemen bieten NAS-Server höhere Kompatibilität zum günstigeren Preis. In vielen Fällen ist allein die NT-Server-Lizenz teurer als unser kompletter Snap-1000-NAS-Server", so der Quantum-Manager weiter.

Auch die Einführung von Windows 2000 wird nach Ansicht der Branchenexperten an der Misere nichts ändern - ganz im Gegenteil: "Auf der einen Seite verspricht Windows 2000 Leistungszuwachs und einfachere Administration via Active Directory. Auf der anderen Seite verlangt es jedoch Investitionen in Hardware- und Software-Upgrades, verursacht eine erhöhte Belastung der bestehenden Sys-temressourcen und erfordert umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen beim IT-Personal", fasst Pu Xiang, Senior-Analystin bei Dataquest, das Für und Wider zusammen. Nach ihrer Überzeugung könnte die Einführung von NAS-Lösungen in vielen Fällen eine sinnvolle Alternative zur aufwendigen Migration auf Windows 2000 darstellen. Für die Dataquest-Mitarbeiterin liegen die Vorteile klar auf der Hand. "Investitionskosten werden reduziert, und es erfolgt kein Einschnitt in bestehende Netzwerkstrukturen. Ferner bleiben die Trainingskosten gering, wie auch die Ausgaben für Service und Wartung."

Glaubt man den Analysten, stehen im NAS-Markt derzeit alle Ampeln auf Grün. Von den in diesem Jahr verkauften 200.000 Systemen wird der NAS-Markt auf eine Million im Jahr 2003 anwachsen, besagt eine Dataquest-Prognose. Im gleichen Zeitraum soll der Umsatz von 1,3 auf 6,7 Milliarden Dollar steigen.

Vom Nischendasein zum Massenmarkt

War das NAS-Segment in der Vergangenheit ein klassischer Nischenmarkt, liest sich die Liste der heutigen Anbieter wie das "Who is Who" der IT-Branche. An vorderster Front stehen die führenden Festplattenhersteller, die sich in Zeiten weiterhin sinkender Harddisk-Preise im NAS-Markt endlich zählbare Umsatzgewinne versprechen. Das zur Entwicklung von NAS-Lösungen notwendige Server- und Netzwerk-Know-how haben sie der Einfachheit halber durch Unternehmensbeteiligungen oder Komplettakquisitionen eingekauft: Quantum übernahm Meridian Data, Western Digital erwarb Connex Inc, Maxtor sicherte sich das Wissen des NAS-Anbieters Creative Design Solutions (CDS), und Seagate akquirierte mit Xiotech einen der führenden Entwickler von virtuellen Speichern.

NAS-Pioniere wie Axis Communications, Auspex Systems, Network Appliance oder Procom geraten dabei unter zunehmenden Wettbewerbsdruck - allerdings nicht nur von der Seite der Festplattenhersteller. Nach IT-Schwergewichten wie Sun und EMC sind mit Compaq, Hewlett-Packard und Dell mittlerweile auch drei der führenden Server-Hersteller direkt oder über OEM-Partnerschaften in den NAS-Markt eingedrungen.

Zukünftig WAS statt NAS?

Trotz durchgehend optimistischer Marktprognosen besteht nach Ansicht von NAS-Experten, die sich kürzlich zu einem internationalen Symposium in Scottsdale, Arizona, trafen, noch jede Menge an Informationsbedarf. "Der größte Bremsklotz für NAS ist nach wie vor die bei vielen potentiellen Kunden herrschende Konfusion zwischen NAS- und SAN-Konzepten", lautet ihr übereinstimmendes Resümee.

Marketing und Aufklärungsarbeit verbessern und eine gemeinsame Plattform für die weitgehend prop-rietären NAS-Systeme erarbeiten, heißen die beiden Hauptaufgaben der Anbieter. Darüber hinaus gilt es, die Performance von bestehenden Systemen samt der zugehörigen Management-Tools weiter zu steigern sowie zusätzliche Einsatzbereiche und "Value Adds" für NAS-Lösungen zu erschließen.

Der zunehmenden Dominanz von Internet-Applikationen trägt Aus-pex mit einem dedizierten Speichesystem für E-Commerce-Anwendungen Rechnung. "Web Attached Storage" (WAS) heißt die im Hinblick auf Web-Caching und Web-Serving optimierte NAS-Komplettlösung des US-Anbieters. "WAS trennt die Datenspeicherung komplett von den Web- und Applikation-Servern, erleichtert damit das Backup und ermöglicht ein sehr schnelles Update der Web-Seiten", erklärt Rolf Lange, Geschäftsführer der deutschen Auspex-Niederlassung in München.

Wann es zum Durchbruch bei der Akzeptanz von NAS-Konzepten kommt, hängt nach Überzeugung von Fredrik Nilsson, dem verantwortlichen Produkt-Manager beim schwedischen NAS-Spezialisten Axis Communications, davon ab, inwieweit es Händlern und Lösungsanbietern gelingt, potentiellen Anwendern die NAS-Philosophie zu vermitteln. "NAS tritt nicht in Konkurrenz zu bestehenden File-Servern. Dafür ist diese Technologie leicht zu integrieren und macht keine bereits getätigten Investitionen hinfällig", führt der Schwede aus. (sd)

www.axis.com

www.maxtor.com

www.snapserver.com

www.webattachedstorage.com

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