Das Netzwerk in den Griff bekommen

11.06.2004
Sniffer Technologies, ein Geschäftsbereich von Network Associates, hat eine ganze Reihe an neuen Netzwerk-Mananagementsystemen herausgebracht. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Ursprünglich ein reines Netzwerk-Analysewerkzeug, entwickelte sich die Sniffer-Produktpalette (www.sniffer.com) im Laufe der Jahre zu einem mächtigen Managementsystem. Nun bietet die mit der Entwicklung und Vermarktung der Lösungsreihe betraute NAI-Division (www.nai.com) zum ersten Mal Software zum Verbessern der Applikations-Performance auf Netzwerkebene an. Das Ganze nennt sich "Appera Application Manager 1.0", und damit soll der Systemadministrator die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit der im Netzwerk ablaufenden Applikationen jederzeit im Blick haben.

Applikationserkennung inklusive

Zu den wichtigsten Modulen des Systems zählen Application Discovery, Hyper-Locking sowie Time Interval Separation. Erster Baustein überwacht die von den Anwendungen herrührenden Datenströme; er klassifiziert diese Pakete und wertet deren Geschwindigkeit aus. Application Discovery erkennt nicht nur Standardsoftware wie Office, ERP oder CRM, sondern auch kundenindividuelle Lösungen oder Eigenentwicklungen.

Die Komponente "Hyper-Locking" vermag einzelne Client/Server-Applikationen festzuhalten (Funktion "Lock") und danach noch näher unter die Lupe zu nehmen ("Drill-down"). Probleme, die nur zu bestimmten Zeitpunkten auftreten, können am besten mithilfe des Moduls "Time Interval Separation" analysiert werden. Hier guckt die Software eben alle 5, 10, 15 oder 30 Minuten nach, was im Netzwerk los ist.

Apperas Systemvoraussetzungen beim Agent sind recht üppig: nur Windows-XP-Betriebssystem (SP1), mindestens ein Intel-Pentium-4-Prozessor mit 1 GHz Taktrate und 128 KB Cache, Arbeitsspeicher nicht unter 1 GB sowie eine 25 GB fassende Festplatte. Die Management-Konsole begnügt sich hingegen auch mit Windows 2000/NT 4.0, Pentium III (800 MHz), 256 MB RAM und 350 MB freiem Speicherplatz auf der Festplatte.

Eng verwandt ist der Application-Manager mit der Netzwerk-Überwachungslösung "Sniffer Distributed 4.5". Ähnlich aufgebaut wie der Netzwerkmanager wartet die neue Software auch mit der gleichen Benutzeroberfläche auf. Übrigens: Appera lässt sich relativ problemlos zu einer kompletten Netzwerk- und Applikations-Performance-Managementlösung aufrüsten. Dieses Gesamtsystem aus Appera und Distributed soll laut Hersteller in der Lage sein, das gesamte Unternehmensnetzwerk zu überwachen. Es analysiert den Datenverkehr und soll auch bei der Beseitigung von Fehlern im Netz helfen. Die Preise für die Appera-Software beginnen bei 5.000 Euro, Sniffer Distributed 4.5 gibt es für 7.000 Euro aufwärts.

Die neue Version von Sniffer Distributed (4.5) enthält verfeinerte Filter für IP-Adressen, diese lassen sich nun anhand der TCP/UDP-Ports, eines ASCII/Hex-Musters oder mit beliebigen Wildcards analysieren. Darüber hinaus vermag die Software nun auch etwas mit Daten anzufangen, die über das Citrix-eigene Protokoll ICA versendet werden. Speichernetzwerke mit den Protokollen Fibre Channel over IP sowie iSCSI stellen für Distributed ebenfalls kein unüberwindliches Hindernis mehr dar.

Im Expertenmodus ist der Systemadministrator nun in der Lage, die Alarmierungskaskaden besser zu steuern. So lassen sich etwa Applikationen oder gar ganze Netzwerksegmente mit verminderter Leistungsfähigkeit kontrolliert herunterfahren.

Auch als Appliance lieferbar

Die Sniffer-Distributed-Software bietet der Hersteller auch im Bundle mit Hardware an. Die daraus hervorgehende Appliance "s6040" kommt nun ebenfalls neu auf den Markt. Ausgelegt für große Unternehmensnetze erfasst die Lösung den gesamten Datenverkehr; sie kommt auch in "Asymmetric Routing" und "Load balanced"-Umgebungen zurecht. Außerdem soll die Appliance in der Lage sein, Gigabit-Ethernet-Links zu überwachen. Multimedia-Pakete wie Voice over IP, Videos und Audiodaten werden von dem Modul "Sniffer Voice" erfasst; "Sniffer Mobile" liefert einen Überblick über die mobile IP-Kommunikation im Core.

Ferner stellt der s6040 detaillierte Berichte über die Nutzung der Netzwerk-Infrastruktur bereit. Aufgeschlüsselt nach Usern, Applikationen und Protokollen erhält so der Systemadministrator eine Übersicht über das Nutzungsverhalten in seinem Netzwerk. Auch Zeiten und Orte einer jeden Transaktion hält die Appliance fest und übermittelt sie an die "Netflow"-Management-Konsole. Die Preise für die Sniffer-Appliance beginnen bei 30.000 Euro.

Meinung des Redakteurs

Bald ist Sniffer Technologies kein Bestandteil mehr von Network Associates. Der Sicherheitsspezialist verkauft die Division für 275 Millionen Dollar an eine Investorengruppe. Diese wiederum will ein Unternehmen mit dem Namen Network General gründen; so hieß früher schon einmal der Hersteller von Sniffer-Lösungen. In etwa einem Monat soll der Deal abgeschlossen sein, dann dürfte mehr über die Zukunft von Sniffer zu erfahren sein.

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