Das Thema Internet dominierte auch dieses Jahr die Comdex Fall 96

12.06.1996
LAS VEGAS: Rund 2.000 Aussteller - davon rund 600 Anbieter von Internet-Produkten - versammelten sich in der amerikanischen Glücksspieler-Metropole, um den etwa 215.000 Messebesuchern ihre Novitäten vorzuführen. Doch trotz der etwa 10.000 Produktvorstellungen waren richtungsweisende Exponate eher die Ausnahme.Von dem zur letztjährigen amerikanischen Computershow ausgebrochenen Network-Fieber war diese Jahr kaum noch etwas zu spüren. Dennoch dominierte das Thema Internet - nunmehr ergänzt um die beiden Begriffe Intranet und Extranet - auf der Comdex Fall 96. Neue PC-Modelle, davon einige von Unternehmen, die sich erstmals auf dieses Terrain wagen, Handheld-PCs mit Windows-CE als Betriebssystem, DVD-Player, digitale Kameras und Internet-Lösungen gehörten sicherlich zu weiteren Produktkategorien, die am meisten die Aufmerksamkeit des Publikums erheischten. Die überwiegende Mehrzahl der Aussteller zeigte sich sehr zufrieden über die Qualität der angereisten Besucher. Das ist nicht weiter verwunderlich, geht der Messeaufenthalt doch ordentlich an die Geldbörse: Flug in die Wüstenstadt, die fast schon astronomischen Preise für das Hotelzimmer (200 bis 500 Dollar pro Tag zur Messezeit sind keine Seltenheit) und der Erwerb einer Wochenkarte für 75 Dollar (Tageskarten sind nicht erhältlich) lassen die Fixkosten rasch in die Höhe schnellen. Wer hierfür dennoch das nötige Kleingeld aufbringt, den teilweise chaotischen Pendelverkehr von und zum Convention Center auf sich nimmt, kann sich aber dennoch nirgendwo besser über aktuelle Trends und Produktneuheiten der IT-Branche informieren. Eine Auswahl der Highlights und Innovationen, die teilweise zur kommenden CeBIT im nächsten Jahr in Hannover zu begutachten sind, hat ComputerPartner für Sie zusammengetragen.

LAS VEGAS: Rund 2.000 Aussteller - davon rund 600 Anbieter von Internet-Produkten - versammelten sich in der amerikanischen Glücksspieler-Metropole, um den etwa 215.000 Messebesuchern ihre Novitäten vorzuführen. Doch trotz der etwa 10.000 Produktvorstellungen waren richtungsweisende Exponate eher die Ausnahme.Von dem zur letztjährigen amerikanischen Computershow ausgebrochenen Network-Fieber war diese Jahr kaum noch etwas zu spüren. Dennoch dominierte das Thema Internet - nunmehr ergänzt um die beiden Begriffe Intranet und Extranet - auf der Comdex Fall 96. Neue PC-Modelle, davon einige von Unternehmen, die sich erstmals auf dieses Terrain wagen, Handheld-PCs mit Windows-CE als Betriebssystem, DVD-Player, digitale Kameras und Internet-Lösungen gehörten sicherlich zu weiteren Produktkategorien, die am meisten die Aufmerksamkeit des Publikums erheischten. Die überwiegende Mehrzahl der Aussteller zeigte sich sehr zufrieden über die Qualität der angereisten Besucher. Das ist nicht weiter verwunderlich, geht der Messeaufenthalt doch ordentlich an die Geldbörse: Flug in die Wüstenstadt, die fast schon astronomischen Preise für das Hotelzimmer (200 bis 500 Dollar pro Tag zur Messezeit sind keine Seltenheit) und der Erwerb einer Wochenkarte für 75 Dollar (Tageskarten sind nicht erhältlich) lassen die Fixkosten rasch in die Höhe schnellen. Wer hierfür dennoch das nötige Kleingeld aufbringt, den teilweise chaotischen Pendelverkehr von und zum Convention Center auf sich nimmt, kann sich aber dennoch nirgendwo besser über aktuelle Trends und Produktneuheiten der IT-Branche informieren. Eine Auswahl der Highlights und Innovationen, die teilweise zur kommenden CeBIT im nächsten Jahr in Hannover zu begutachten sind, hat ComputerPartner für Sie zusammengetragen.

Handheld-PCs

Zwar behaupten böse Zungen nach wie vor, daß es keinen nennenswerten Markt für PDAs (Personal Digital Assistant) gibt, aber dennoch tauchen immer wieder neue Entwicklungen auf. Nach Apple, Sharp und Psion wollen nun einige weitere Branchengrößen zum Sturmangriff blasen und den Markt für Handheld-PCs (HPC) neu aufmischen. Der endgültige Durchbruch soll nämlich nunmehr endgültig bevorstehen. Kein geringerer als Softwareprimus Microsoft hat mit einer stark abgespeckten Version von Windows, an das das Kürzel CE (Consumer Electronics) angehängt wurde, den Hardwareherstellern ein Betriebssystem an die Hand gegeben, das selbst hartnäckige Zauderer überzeugen soll. Optisch seinem großen Bruder sehr ähnlich, soll es vor allem bei PC-Anwendern die Hemmschwelle senken, sich beim Kauf eines HPC mit einer neuen Oberfläche und ungewohnter Bedienung vertraut machen zu müssen. Word, Schedule und Excel sind in Minimalaustattung bereits integriert und knapp hundert Soft- und Hardwarefirmen entwickeln derzeit Zubehör und Anwendungen, was das Zeug hält.

Bisher haben sich sieben Unternehmen (Casio, Compaq, Hewlett-Packard, Hitachi, LG Electronics, NEC und Philips) dazu entschlossen, ein Endgerät auf den Markt zu bringen. Davon war allerdings lediglich das Gerät von Casio - unter der Bezeichnung "Cassiopeia" - bereits zum Preis von 499 Dollar auf der Comdex erhältlich. Es wartet mit einem 480 mal 240 Pixel großem und hintergrundbeleuchtetem LCD-Bildschirm auf, der auf Stifteingabe reagiert und besitzt einen Erweiterungsschacht für PC-Karten. Die mitgelieferten Anwendungen sollen vor allem Geschäftsleute ansprechen, Fax-, E-Mail- oder Pager-Software werden beispielsweise mitgeliefert. An Schnittstellen offeriert Cassiopeia einen RS-232C- und einen Infrarot-Port, der Arbeitsspeicher hat je nach Modell die Dimension von 2 oder 4 MB. Nach Aussage des Herstellers liegt die durchschnittliche Betriebsdauer des 380 Gramm schweren Geräts mit zwei handelsüblichen Mignon-Batterien bei etwa 20 Stunden. Wie bei allen anderen Modellen der weiteren Hersteller, die allesamt im Laufe des nächsten Jahres ihre Geräte auf den Markt bringen wollen, arbeiten die HPCs mit einem stromsparenden RISC-Prozessor. Branchenkenner werten dies als deutliches Anzeichen dafür, daß Microsoft anscheinend nicht mehr weit davon entfernt ist, auch Windows 95 - oder dessen Nachfolger - für RISC-Maschinen anzubieten.

Internet-Lösungen

Kaum noch zu überblicken ist die Flut an neuen Produkten rund um das World Wide Web. Im Bereich der Intranet-Lösungen sind sicherlich die Ankündigungen seitens Netscape und Microsoft interessant (siehe Kästen mit Keynote-Reden). Beachtenswert sind auch einige Lösungen von kleinen, aber technologisch sehr innovativen Softwarehäusern, die mit ihren Miniaturständen das Gros der rund 600 Aussteller zum Thema Internet ausmachten. So stellte beispielsweise das Unternehmen Millenia mit Sitz im kalifornischen Saratoga (www.msw.com), mit dem Produkt "E-Mail-Reader" eine Software vor, die es dem Anwender ermöglicht, sich seine elektronische Post weltweit via Telefon vorlesen zu lassen. Millenium will damit insbesondere Geschäftsreisende ansprechen. Diese sollen nunmehr nur noch zum Telefonhörer greifen, das Voice-Modem, welches am heimischen oder im Büro befindlichen PC angestöpselt ist, anrufen und schon können sie sich sprachgesteuert die eingegangenen E-Mails vorlesen lassen. Kostenpunkt für die Software, die Windows 95 und einen Pentium-Rechner voraussetzt: 90 Dollar.

Ein Tool zur Diagnose, ob alle Links, die sich auf einem Internet- oder Intranet-Server befinden, nicht ins Nirwana führen, sondern eine tatsächlich existierende Web-Seite aufrufen, bietet die ebenfalls in Kalifornien beheimatete Firma Blue Sky Software in La Jolla an. Nach erfolgtem Durchlauf - laut Aussage des Unternehmens untersucht die Software knapp 10.000 Links in 30 Sekunden - erhält der Administrator eine Liste aller fehlerhaften Links und kann diese wahlweise neu verknüpfen oder löschen. Die für knapp 150 Dollar erhältliche Software läuft unter Windows 95 und Windows NT, eine Demoversion, die 45 Tage uneingeschränkt läuft, kann unter www.blue-sky.com heruntergeladen werden.

Panasonic macht sich das Internet für eine neuartiges Faxgerät zunutze. Dieses liest wie gewohnt Dokumente ein, wandelt diese dann allerdings in eine TIFF-Datei um und sendet diese dann in E-Mail-Manier durch das Netz der Netze. Verfügt die Gegenstelle über ein gleichartiges Gerät, wird die Datei dekomprimiert und auf Papier ausgegeben. Im anderen Fall landet das "Internet-Fax" als E-Mail auf dem Rechner des Empfängers. Dieser kann die Datei dann beispielsweise in einem Zeichenprogramm laden und von dort aus ausdrucken. Somit entfallen laut Panasonic künftig die hohen Kosten für die Übermittlung von Faxen bei Fernverbindungen.

Unternehmen, die gezwungen sind, ihre Web-Seiten in mehreren Sprachen vorzuhalten, sollen mit "Internet with an Accent", einem integrierten Software-Paket der Firma Accent Worldwide, angestammt im kalifornischen Newport Beach, in die Lage versetzt werden, diese automatisiert übersetzten zu lassen. Für knapp 100 Dollar soll der Käufer dann in der Lage sein, in 30 Sprachen Web-Seiten zu kreiren und zu veröffentlichen.

Der ebenfalls in Newport Beach ansässige Anbieter AirMedia (www.airmedia.com), ein Unternehmensbereich der Firma Ex Machina, hat sich der Entwicklung von Produkten zur drahtlosen Kommunikation verschrieben. Vergleichbar einem Radio- oder Fernsehsender strahlt das Unternehmen sein Nachrichtenangebot - wobei es sich hierbei um Web-Seiten handelt - über den Äther. Mittels eines speziellen Empfängers kann der PC-Anwender sich mit einem Browser durch das Angebot von Nachrichten aus den verschiedensten Bereichen hangeln oder seine E-Mail lesen, die ebenfalls per Funk zugestellt wird. Amerikanische Informationsanbieter wie beispielsweise CNN, CompuServe, Reuters, Sports Network, Ouote.com und andere speisen bereits ihre Inhalte ein. Nach Auskunft des Unternehmens ist ein gleichartiger Dienst, der 24 Stunden täglich ausgestrahlt wird, auch für Europa geplant. Er soll bereits im kommenden Jahr starten. Zum Preis von 149 Dollar und einem Jahresbeitrag von 25 Dollar erhält der Anwender die Software "Newscatcher" und den in Form einer schwarzen Pyramide gestalteten Empfänger.

Digitale Kameras

Von hohem Interesse bei den Besuchern waren digitale Kameras. Hitachi zeigte beispielsweise einen ersten Prototypen einer Kamera, die Bilder nach dem Videostandard MPEG (Motion Picture Expert Group) aufzeichnen kann. Die Speicherkapazität liegt dabei bei etwa 3.000 Standfotos oder 20 Minuten Videosequenz. Der Preis soll sich bei etwa 2.000 Dollar bewegen. Minolta stellte mit seinem Produkt "Dimage V" erstmals eine Kamera für den Consumer-Markt vor. Dabei läßt sich die Linse nicht nur wie bei Sonys Neuling stark schwenken, sondern sogar vom Gehäuse abnehmen. Die technisch weiterentwickelte Kamera von Casio "QV300" schießt Bilder nunmehr in VGA-Qualität. Auch Agfa zeigte einen neuen digitalen Knipser für den Heimgebrauch. Die unter der Bezeichnung "ePhoto 307" erhältliche Kamera soll etwa 550 Dollar kosten. Hersteller Epson will mit der "PhotoPC 500" ebenfalls ein Modell in dieser Preiskategorie anbieten. Die Neuentwicklung von Fuji trägt den Namen DS-7 und hat einen LCD-Monitor integriert, der zur Kontrolle und Ansicht der Bildmotive dienen soll. Der geschätzte Straßenpreis soll laut Aussage des Anbieters bei etwa 700 Dollar liegen.

PCs und Peripherie

Wenig Neues - abgesehen vom Eintritt der Unternehmen Sony und Toshiba in den Desktop-Markt - gab es bei den PC-Herstellern zu sehen. Beide Produzenten zielen mit ihren Home-PCs nicht auf die eher technisch versierte Käuferschicht ab. Harte Fakten wie Prozessorleistung, Arbeitsspeicher oder Festplattenkapazität sind in den Hintergrund gerückt. Vielmehr versuchen sie durch gefälliges Design und hochwertige Audio-, Kommunikations- und Videokomponenten die universelle Einsatzfähigkeit des PCs in den Vordergrund zu rücken. Wer dennoch einige Eckdaten zu den Neuvorstellung wissen will - hier einige Details: Derzeit hat Toshiba drei Rechner im Angebot. Einstiegsmodell ist der Infinia 7130 mit einem 133-MHz-Pentium-Prozessor, 16 MB Arbeitsspeicher und einer 1,5 GB großen Festplatte. 166 MHz Taktfrequenz, bei gleichem Arbeitsspeicher und Festplatte mit 1,9 GB Kapazität bietet der Infinia 7160. An der Spitze steht der Infinia 7200 mit einer 200-MHz-Pentium-CPU, 32 MB RAM und einer Festplatte mit 3 GB. Zusätzlich integriert ist ein TV- und Radio-Tuner, ein Video-Board und eine Fernbedienung. Zur Grundausstattung gehört bei allen Rechnern ein CD-ROM-Laufwerk (achtfach), ein Modem (28.8 kb/s), Lautsprecher und der Universal Serial Bus Port. Die Preise liegen zwischen etwa 1.700 und 2.800 Dollar, optional ist ein 17-Zoll-Monitor für 750 Dollar erhältlich. Nach Europa, respektive Deutschland, sollen die Rechner im Frühjahr nächsten Jahres kommen. Ob auf der CeBIT 97 allerdings schon die angekündigte Business-Linie und Infinia-Rechner mit eingebautem DVD-Laufwerk zu besichtigen sind, steht noch in den Sternen.

Die technischen Features der beiden Sony-PCs, die ebenfalls nach Europa kommen sollen, lesen sich ähnlich: Der VAIO PCV-70 und der VAIO PCV-90 werden je von einem Pentium-Chip mit 166 bzw. 200 MHz angetrieben. Der Arbeitsspeicher ist mit 32 MB ausgestattet, die Größe der Festplatte liegt bei 2,1 und 2,5 GB. Modem, CD-ROM-Laufwerk, Sound- und MPEG-Karte und rund 30 Softwaretitel gehören ebenfalls zur Ausstattung. Die Preise liegen bei knapp 2.000 bzw. 2.300 Dollar, ein ebenfalls optional erhältlicher Monitor (15 Zoll) kostet etwa 500 Dollar. Etwas besonderes hat sich Sony im Bereich Kundenunterstützung einfallen lassen. Das eingebaute Modem erlaubt Daten- und Sprachübertragung auf einer Telefonleitung. Das Servicepersonal an der Hotline hat somit die Möglichkeit, sich gleichzeitig mit dem Kunden zu unterhalten und auf dessen Festplatte zuzugreifen. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, daß Sony für Deutschland einen ähnlichen Service implementieren wird - Datenschützer werden dies zu verhindern wissen.

Ebenfalls beim Unterhaltungselektronik-Riesen Sony gab es eine Internet-TV-Box zu sehen. Das von der Firma WebTV Networks entwickelte Gerät (Philips ist ebenfalls Lizenznehmer und wird ein ähnliches Produkt auf den Markt bringen) wird an den heimischen Fernseher angeschlossen und erlaubt den Zugriff auf das Internet sowie den Versand und Empfang von E-Mails.

Abgesehen davon, daß sich die Kapazitäten der Festplatten immer weiter in astronomische Höhen bewegen und die beiden Hardwarehersteller LG Electronics und Mitsumi ein CD-ROM-Laufwerke mit sechzehnfacher Datentransferrate vorstellten, gab es auf dem Gebiet der Massenspeicher kaum Novitäten, die das verwöhnte Fachpublikum in Staunen versetzen hätte können. Im Kampf um einen würdigen Nachfolger der zwischenzeitlich mit 1,4 MB Kapazität nicht mehr ganz zeitgemäßen Floppydisk, meldete sich nunmehr auch Mitsumi zu Wort. Das Unternehmen hat ein Laufwerk entwickelt, das nicht 130 MB Daten auf speziell entwickelte Disketten schreibt, sondern auch bei Verwendung der heute üblichen Formate seinen Dienst nicht verweigert. Mitsumi ist nun auf der Suche nach OEM-Partnern und PC-Herstellern, die das Hybrid-Laufwerk in ihre Rechner integrieren. Der Preis des UHC-Drives (Ultra High Capacity) soll sich nach Aussage des Herstellers unter 100 Dollar bewegen.

Erste Modelle der zum Nachfolger des CD-ROM-Laufwerks annoncierten DVD-Spieler waren ebenfalls vertreten. Panasonic, Pioneer, Sony und Toshiba sind als Vorreiter zu nennen.

In Stückzahlen sollen die ersten Geräte, die dann Silberscheiben mit Kapazitäten zwischen 4,7 und 17 GB sowie die herkömmlichen CD-ROM-Formate abspielen können, allerdings erst im Laufe 1997 lieferbar sein. Dann sollen auch einige PCs das Laufwerk in sich tragen. (cm)

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