DEC will mit Alpha-Rechnern das Workstations-Geschäft auf Touren bringen

04.12.1996
MÜNCHEN: Im umkämpften Markt für Workstations startet Digital Equipment mit einem Bundle aus Alpha-Rechnern, Grafik-Karten und -Adaptern sowie dem DEC-eigenen 64-Bit-Unix-Release 4.0 eine neue Offensive. Die "Never-ending-Story" um die schnellste Workstation schlägt ein weiteres Kapitel auf.Während das PC-Geschäft von Digital Equipment Corp. zu wünschen übrig läßt und sich Kapitalanleger auf ein entsprechend schlechtes Ergebnis einrichten (vergleiche Artikel S. 32), treibt DEC seine Pläne, im Unix- und Windows- NT-Markt mit schnellen Workstations Punkte zu machen, voran. "Wir wollen die führenden Anbieter von Workstations werden", legt Danny Guez, Europa-Manager für Workstations bei DEC, die Meßlatte für DEC - sehr - hoch.

MÜNCHEN: Im umkämpften Markt für Workstations startet Digital Equipment mit einem Bundle aus Alpha-Rechnern, Grafik-Karten und -Adaptern sowie dem DEC-eigenen 64-Bit-Unix-Release 4.0 eine neue Offensive. Die "Never-ending-Story" um die schnellste Workstation schlägt ein weiteres Kapitel auf.Während das PC-Geschäft von Digital Equipment Corp. zu wünschen übrig läßt und sich Kapitalanleger auf ein entsprechend schlechtes Ergebnis einrichten (vergleiche Artikel S. 32), treibt DEC seine Pläne, im Unix- und Windows- NT-Markt mit schnellen Workstations Punkte zu machen, voran. "Wir wollen die führenden Anbieter von Workstations werden", legt Danny Guez, Europa-Manager für Workstations bei DEC, die Meßlatte für DEC - sehr - hoch.

Für das hochgesteckte Ziel, von dem DEC laut Marktforscher IDC beispielsweise in Deutschland noch weit entfernt ist (vergleiche Grafik), werden jetzt neue Alpha-Rechner der Serie 255 und 500 mit neu entwickelten Grafikadaptern namens "Powerstorm" sowie das neue, DEC-eigene Unix-Release 4.0 in die Waagschale geworfen. Aber da im Workstation-Markt das Microsoft-Betriebssystem Windows NT einen ernstzunehmenden Kontrahenten der Unix-Derivate darstellt und diesen zumindest im skalierungsfreien Low-end-Bereich zunehmend Punkte abknöpft, setzt DEC ebenso auf Windows NT. "Der NT-Markt wird zwar zu etwa 97 Prozent von Intel-Chips beherrscht, aber von den restlichen drei Prozent, die auf das Konto von RISC-Rechner gehen, wollen wir die Hälfte haben. Das wären weltweit knapp eine Million Rechner", erklärt Jürgen Brettel, Leiter Marketing Systems Business Unit bei DEC Deutschland in München, gegenüber ComputerPartner.

Alpha-Strategie für Unix- und Windows NT

In den Rechnern geben die Prozessor 21164 den Takt vor, die DEC auch bei den High-end-Bolliden Alphastation 650/333" einsetzt. Der Prozessor, der frisch aus den Entwicklungslabors von DEC kommt, wartet je nach Rechner mit 64-, 128- und 256-Bit-Speicherbus-Pfaden auf, was ihnen zusammen mit Taktraten von 233 MHz, 300 MHz, 333 MHz und ab Juni auch 400 MHz in die vorderste Reihe bei Workstations stellt. "Wir haben in allen Bereichen die Führung übernommen," ist sich DEC-Manager Guez sicher.

Als Vorteil sieht er aber nicht nur die Rechnerleistung an, die, verglichen mit den Workstations der Konkurrenz, nach DEC-eigenen Teststellungen mit dreifach schnellerer Geschwindigkeit glänzt, sondern auch die 64-Bit-Version des DEC-Unix-Betriebssystems 4.0. "Wir haben bereits die 64-Bit-Version. Für Unternehmen heißt das: Sie müssen nicht mehr migrieren", erklärt Guez und spielt dabei auf die HP- und SCO-Ankündigung an, nächstes Jahr mit einer 64-Bit-Version von Unixware auf den Markt zu gehen. Doch Guez weiß auch, daß Geschwindigkeit allein im Workstations-Markt wenig nützt, sondern erst mit Software der Markt zu erobern ist. Deshalb ist für DEC klar, daß allein eine zweigleisige Strategie den Alphas zum Erfolg führen kann. Die sieht so aus: DEC will Software-Entwickler aus dem Unix-Lager mittels Leistung erreichen und damit dem Intel-Lager mit dem Pentium-Pro den Riegel vorschieben. "Der Alpha-Chip lebt nur, wenn er um den Faktor zwei schneller ist als die Konkurrenz", erklärt Guez.

Für die Windows NT-Software hingegen, bei der "Entwickler Schlange stehen", (Zitat Guez), setzt DEC auf eine sogenannte "Tuning"-Strategie und auf mächtige Koalitionäre. Zum Beispiel auf SAP, die "im Bereich der betriebswirtschaftlichen Software Windows NT auf Alpha-Rechnern saloonfähig werden", ist sich Guez sicher. Daß die DEC-Strategie auch im NT-Bereich bereits Früchte trägt, steht für das Unternehmen fest: "Wir verzeichnen bei NT eine Zuwachsrate von über 150 Prozent im Jahr 1995" rechnet Guez vor.

Alpha-Rechner + Grafik-Systeme = Power-Bundle

Wie sehr man bei DEC auf die Neuentwicklung setzt, läßt sich auch daran ablesen, daß dem Alpha-Rechner gleich neue Grafikkarten spendiert wurden. Mit den PCI-basierten Grafikadaptern "Powerstorm", die im Markt für 2D-, 3D-Anwendungen - inklusive Videoanimation in Echtzeit - zum Zuge kommen sollen, kann DEC die Alphas "in allen Bereichen anbieten, in denen komplexe grafische Anwendungen gefragt sind. Dazu zählen Automation, Design, Case- und Videoanwendungen. Unsere Vorstellung ist auch hier, in den Domänen von HP, SUN und SGI Anteile zu sammeln", skizziert Michael Savello, Leiter Grafik- und Multimedia-Workstations bei DEC, die Absichten seines Unternehmens.

Als Vorteil der Grafikadapter, in die "weiterhin kräftig investiert wird", gibt DEC an, daß die Alpha-Rechner nunmehr "auf alle professionellen Grafikanforderungen optimal eingestellt sind und wir sie günstig anbieten können", freut sich Savello. Dadurch verspricht sich DEC Marktvorteile, da Unternehmen die Rechner "aus einem Guß erhalten. Ihre Investition ist sicher und sie müssen nicht mit zweifelhaften Nachbesserungen ihre Rechner auf die verlangte Grafikleistung aufrüsten", erklärt Savello.

Leistungen der Alpha-Rechner und Grafik-Systeme

Als Leistungsmerkmale der Alpha-Rechner gibt DEC unter anderem an:

Das Einsteigermodell Alphastation 255 ist mit 233 MHz beziehungsweise 300 MHz getaktet und bietet Hauptspeicher von 32 bis optional 512 MB RAM an. Außerdem einen MB Sekundär Cache (Level 2), zwei 64-Bit-PCI-Steckplätze, ein PCI/ ISA-Steckplatz sowie die Unterstützung von minimal 1,05 GB internen Festplattenspeicherplatz, maximal bis zu sechs GB Speicherplatz. Die beiden Rechner bieten Ethernet und Audio-Unterstützung an, sind mit zwei Grafikadaptern und einer Powerstorm-Karten des Typs 3D10 ausgerüstet und werden wahlweise mit Windows NT, DEC-Unix Version 4.0 oder DEC Open VMS ausgeliefert. Ihr Preis beginnt bei 12.710 Mark.

Das Modell Alpha 500 gibt es in den drei CPU-Varianten 266 MHz, 333 MHz und - ab Juli - 400 MHz. Der Hauptspeicher reicht von 64 MB RAM bis zu optionalen 512 MB RAM; die Rechner bieten einen 256-Bit-Speicherbus, 2 MB Cache Level 3, vier PCI-Steckplätze, davon drei 32-Bit-Steckplätze und einen 64-Bit- Steckplatz, sowie bis zu acht GB internen Festplattenspeicherplatz. Sie werden mit Ethernet- und Fast-Ethernet-Unterstützung angeboten, enthalten eine 3D30-"Powerstorm"-Grafikkarte sowie zwei Grafikadapter. Sie werden ebenfalls wahlweise mit DEC-Unix Version 4.0 oder DEC Open VMS ausgeliefert. Für die Windows NT-Version steht eine abgespeckte Version zur Verfügung. Der Preis der Alpha-500-Rechner beginnt bei 34.950 Mark.

Die Powerstorm-Grafikkarten reichen von der Version 3D10 über die 3D30- und 4D20-Karten bis zur 4D60-Karte, die DEC für den Sommer angekündigt hat. Die Version 3D10 weist 8 Bit Farbtiefe auf, bietet eine Auflösung von 1.280 mal 1.024 Punkte, 2D- und 3D-Vektorunterstützung. Sie ist OpenGL-kompatibel und kostet 718 Mark.

Die Version 3D30 enthält zusätzlich einen "Dithering"-Algorithmus, mit dem 24-Bit-Bilder angezeigt werden können. Sie kostet 1.431 Mark.

Mit der Version 4D20 können 3D-Draht- und -Volumenmodelle dargestellt werden. Mit ihr können mehrere Farbbildspeicher angezeigt werden. Ihre Auflösung beträgt 1.600 mal 1.200 Punkte und sie kostet 4.491 Mark.

Die 4D60-Karte schließlich kann auch noch Oberflächenstrukturen in Echtzeit darstellen. Sie wird zirka 15.000 Dollar kosten.

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