"Mut braucht eine Stimme" von Peter Holzer – eine Rezension

Demokratisch entscheiden, diktatorisch umsetzen

Kommentar  20.12.2017
Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Mit seinem Erstlingswerk „Mut braucht eine Stimme“ ist dem Unternehmensberater Peter Holzer ein lesenswerter Ratgeber gelungen.
"Mut braucht eine Stimme: Wie Sie Ihrem Leben Wirkung geben" von Peter Holzer ist lesenswert
"Mut braucht eine Stimme: Wie Sie Ihrem Leben Wirkung geben" von Peter Holzer ist lesenswert

Ratgeber gibt es viele auf dem Markt: gute, weniger gute und schlechte. Woran merkt man, ob ein gelesenes Buch oder eine gehörte Keynote einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat? Wenn man sich auch noch nach einem Jahr zumindest an eine Schlüsselaussage aus dem Text oder der Rede erinnern kann.

Diese Regel gilt - zumindest für mich - für die Keynotes des "Förster & Kreuz-Gespanns", aber wahrscheinlich auch für das Buch "Mut braucht eine Stimme" von Peter Holzer. Aus seiner Tätigkeit als Unternehmensberater erzählt er in seinem Erstlingswerk, wie schwierig es in kleineren und größeren Unternehmen ist, neue Strategien oder Projekte festzulegen und danach die zur Realisierung der neuen Strategie oder eines weiteren Projekts notwendigen Maßnahmen durchzusetzen.

Wieder zuhören lernen

Denn es passiert sehr oft, dass der Chef etwas beschließt, ohne seine Mitarbeiter zu konsultieren, und danach erwartet er, dass all seine Beschlüsse sofort umgesetzt werden. Doch das funktioniert nur in den wenigsten Fällen, berichtet Holzer. Es ist essentiell, dass der Chef seine Führungsriege und die Key-Player in der Belegschaft mit auf die Reise mitnimmt, dazu braucht es aber eine konstruktive Streitkultur, die Holzer im heutigen Business-Leben vielfach vermisst.

"Viele Mitarbeiter würden gerne Klartext reden. Das tun sie auch, doch nur hinter vorgehaltener Hand. Aber nicht wenn der Chef im Raum ist" - dieses Phänomen ist wohlbekannt. Und deswegen fordert Holzer in seinem Buch zu mehr Streit. Er möchte diesen Begriff keinesfalls negativ besetzen und deswegen spricht er von der "Streitkultur".

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Diese ist aber seiner Meinung nach stark verkümmert. Man hat es einfach verlernt richtig zuzuhören, viele sogenannte "Zuhörer" hören gar nicht zu, sondern warten nur auf die erste kurze (Atem)Pause des Redners, um ihn zu unterbrechen und ihm die eigenen Argumente entgegen zu werfen. "Gleichzeitig dem Gegenüber mit voller Aufmerksamkeit zuhören und sich dabei Gedanken machen, was man als Nächstes sagt? Unmöglich!" Diese Erfahrung hat Holzer offenbar sehr oft gemacht.

Auf den Geschäftsalltag übertragen, rät Holzer dazu, die Meinungen der Mitarbeiter ernst zu nehmen, um anschließend im konstruktiven Streitgespräch die Entscheidung für ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung gemeinsam festzulegen, so dass alle Beteiligten dahinterstehen. Ist aber dieser Beschluss quasi demokratisch gefallen, dann gilt für die Führungsriege "diktatorisch" dafür zu sorgen, dass dieser Beschluss auch umgesetzt wird. Meilensteine sind einzuhalten und Hindernisse zu beseitigen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit - doch leider viel zu selten vorgelebt.

Hund und Katze

Auch Holzer arbeitet in seinem Buch stark mit Bildern. Er teilt die Menschen in "Hunden" und "Katzen": Hunde wollen stets gemocht werden, während Katzen ständig "ihr Ding durchziehen". "Dieser Gemocht-werden-wollen-Virus verseucht alle Lebensbereiche", so Holzer. Nicht dass er das "Gemocht werden" per se schlecht findet, das ist in den meisten Fällen überlebensnotwendig. Doch ab und zu muss man eben auch unbequeme Botschaften loswerden, und Katzen könnten das laut Holzer viel besser als Hunde.

Unternehmensberater Peter Holzer: "Gleichzeitig dem Gegenüber mit voller Aufmerksamkeit zuhören und sich dabei Gedanken machen, was man als Nächstes sagt? Unmöglich!"
Unternehmensberater Peter Holzer: "Gleichzeitig dem Gegenüber mit voller Aufmerksamkeit zuhören und sich dabei Gedanken machen, was man als Nächstes sagt? Unmöglich!"
Foto: Teresa Rothwangl

Angereichert wird das Buch durch persönlich angefärbte Geschichten aus dem Leben von Peter Holzer: Seine wechselvolle Berufslaufbahn, sein gesundheitsbedingter Bruch mit alten Gewohnheiten und seine Ode an seine Familie, die das Buch mit der richtigen emotionalen Note veredeln.

Insgesamt betrachtet ist "Mut braucht eine Stimme" von Peter Holzer auf jeden Fall lesenswert - und das nicht nur für diejenigen, die sich beruflich neu orientieren möchten, sondern für alle, die sichtbare Spuren auf dieser Welt hinterlassen wollen - so schön drückt es der Autor aus. Meine abschließende Bewertung: 4,5 von fünf möglichen Sternen.

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