Wenn Kinder keine positiven Gefühle ausdrücken können - etwa durch Umarmung, Lachen oder zumindest Lächeln - raten US-Forscher zur Hellhörigkeit. Treten außerdem ständig Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Traurigkeit oder Konzentrationsprobleme auf, so könnte es sich um eine depressive Störung handeln, berichten sie in der Zeitschrift "Journal of Child Psychology and Psychiatry". Österreichische Kollegen aus der Kinderheilkunde relativeren diese Empfehlungen allerdings.
Die Forscher um Nestor Lopez-Duran untersuchten 140 Mütter und 202 Kinder jährlich vom späten Kleinkindalter bis zum neunten Lebensjahr. Stets stellte man ihnen Aufgaben, die sich dazu eignen, positive oder negative Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Teils hatten die Mütter selbst frühere Depressionen hinter sich, weshalb auch deren Kinder ein erhöhtes Risiko für diese Störung besaßen. Teils besaßen die Mütter jedoch keine derartige Vorgeschichte.
In den Videoaufnahmen der Tests unterschieden sich Kinder von einst depressiven Müttern kaum von Gleichaltrigen, was das Ausmaß ihrer negativen Emotionen betrifft. Bei den positiven Gefühlen waren sie jedoch weitaus zurückhaltender. "Finden Kinder an nichts Freude, könnte das darauf deuten, dass sie auch Probleme im Umgang mit negativen Stimmungen haben - und in Folge anfälliger für depressive Störungen sind", schließen die US-Forscher.
Skeptisch darüber äußert sich der Grazer Psychosomatiker Peter Scheer . "Wie Menschen Gefühle äußern, wird durch viele Faktoren bestimmt - wie etwa die Kultur. Depressions-Checklisten aus den USA mit Fragen wie 'Kannst du zeigen, dass du fröhlich bist?' würden bei allen Japanern eine Depression diagnostizieren. Auch in Österreich sind positive Regungen scheinbar verboten", so der Experte. Dass Kinder aus Hochrisikogruppen besondere Aufmerksamkeit brauchen, sei allerdings vertretbar.
Originalartikel unter http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1469-7610.2010.02331.x/full (pte/haf)