Der deutsche PC-Markt krankt an der schwachen Nachfrage bei Unternehmen

28.02.2002
Wie bereits berichtet, ist der deutsche PC-Markt laut IDC im vergangenen Jahr um knapp zwölf Prozent eingebrochen. Woran das lag, hat das Marktforschungsinstitut in einer Gesamtanalyse der unterschiedlichen Segmente und Branchengrößen untersucht.

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr laut IDC 6.362.191 Desktop-PCs, Notebooks und PC-Server verkauft (siehe auch ComputerPartner 5/02, Seite 24). Das sind 11,8 Prozent weniger als im Jahr 2001. Als Grund für den Einbruch gibt das Marktforschungsinstitut in seiner erst jetzt veröffentlichten Abschlussanalyse für den deutschen PC-Markt vor allem die schwache Nachfrage im Unternehmenssektor an. Die üblichen Jahresendbudgets flossen zu spärlich, um dem Profimarkt neuen Auftrieb zu geben. Und selbst die Verbraucher ließen sich schließlich nicht mehr durch Preisnachlässe ködern, um die Kassen zu Weihnachten heller klingen zu lassen, so die Einschätzung von IDC-Analystin Stefania Lorenz: "Trotz besserer Performance im Desktop-Segment war der deutsche PC-Markt im vierten Quartal von der fehlenden Zuversicht der Verbraucher und von gedeckelten Unternehmensbudgets geprägt."

Nicht alle schreiben rote Zahlen

Hauptleidtragender der rückläufigen Aufträge der Unternehmen war Platzhirsch Fujitsu Siemens, dessen Absatz im vergangenen Jahr um 21,6 Prozent eingebrochen ist. Noch empfindlicher getroffen hat es den einstigen Weltmarktführer Compaq, der im vierten Quartal 40,7 Prozent weniger PC-Systeme verkaufte als ein Jahr zuvor. Damit ist der zweitgrößte Anbieter in den letzten drei Monaten des zurückliegenden Jahres sogar hinter Hewlett-Packard (HP) auf den dritten Platz zurückgefallen ist. Als Grund für den rapiden Einbruch gibt IDC an, dass Compaq wegen der einsetzenden Rezession zuletzt auch im Consumer-Segment an Boden verloren hat. Unterm Strich ergab sich für Big Q im Jahr 2001 somit ein sattes Minus von 27,2 Prozent. Ähnlich schlimm erging es der PC-Marktkette Vobis, deren Absatz über das Gesamtjahr um 24 Prozent abgesackt ist.

Dass es aber auch anders geht, zeigten HP und Dell. Beide konnten ihre Verkaufszahlen mit preisaggressiven Angeboten um 23,5 beziehungsweise 31,1 Prozent mächtig steigern.

Mit minus 16 Prozent am stärksten eingebrochen ist der deutsche Markt für Desktop-PCs, während der für Notebooks um 2,2 und der für Intel-basierende Server um drei Prozent jeweils leicht gewachsen ist. Was den Notebook-Markt gerettet hat, ist ein 60-prozentiger Nachfrageschub bei den Verbrauchern, deren erste Wahl im vierten Quartal Gericom war. Im Unternehmenssektor haben die Anbieter dagegen elf Prozent weniger Por-tables verkauft als im Jahr 2000.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Den Einbruch im deutschen PC-Markt nur mit der Rezession zu erklären ist zu einfach. Denn von Rezessionsängsten war zu Weihnachten wenig zu spüren. Die Tageszeitung "Die Welt" konstatierte bei den Deutschen sogar einen leichten Hang zum Luxus. Vielleicht sind die vielfach mit reichlich Rechenpower überversorgten Verbraucher wie bei Handys einfach PC-müde geworden. Gleiches gilt auch für die Unternehmen, die sich zum Millenniumswechsel 1999/2000 neu eingedeckt haben. Denn wer braucht schon einen 1,4-GHz-Rechner, wenn es für Office-Anwendungen 600 MHz auch tun? (kh)

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