Der deutsche TK-Markt trotzt allen Kassandrarufen

18.04.2002
Der deutsche Telekommunikationsmarkt entwickelt sich besser, als es die Stimmung in der Branche derzeit vermuten lässt. Das legt jedenfalls der Jahresbericht der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post nahe.

Die Lage am deutschen TK-Markt sei besser als die vorherrschende Stimmung, meint Matthias Kurth, Präsident der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP). Schließlich sei das Marktvolumen im vergangenen Jahr um 15 Prozent von 55,2 auf 63,4 Milliarden Euro angewachsen. Auch der Vorwurf, gegen den einstigen Ex-Monopolisten Deutsche Telekom zu wenig Durchsetzungsvermögen zu zeigen, ficht den Chefregulierer nicht an. Denn seinen Angaben zufolge konnte der Wettbewerb der Telekom seinen Anteil am Gesamtumsatz mittlerweile auf gut 40 Prozent ausbauen. Dabei gehe mit 37 Prozent der Löwenanteil der Einnahmen bereits aufs Konto der Mobilfunkanbieter, während auf Festnetztelefonie nur noch 33 Prozent der Einnahmen entfallen.

Nachdem Ende 2001 bereits 56,3 Millionen Handykunden regis-triert worden sind, stoße der deutsche Mobilfunkmarkt laut Kurth jedoch zusehendst an seine Grenzen. Konnten die Betreiber im Jahr 2000 noch mit über 100 Prozent Wachstum von 23 auf 48 Millionen Nutzer auftrumpfen, mussten sie sich im vergangenen Jahr mit etwas mehr als acht Millionen Neukunden bescheiden.

Bescheiden nahm sich auch der Anstieg der Beschäftigtenzahlen in der Branche aus. Die ist gerade mal um 0,46 Prozent auf 241.800 Arbeitnehmer gewachsen. Davon unbeirrt wertet Kurth die Zunahme der Beschäftigten in der Branche aber dennoch als positives Signal.

Internet: Kritik an Ortsnetz-Übermacht der Telekom

Große Genugtuung bereitet Kurth die Entwicklung des Internet in Deutschland. 30 Millionen oder knapp die Hälfte aller Bundesbürger ab dem Alter von 14 Jahren seien mittlerweile schon "drin", 2,1 Millionen per Breitbandanschluss sogar schon superschnell.

Auch die Nutzungsdauer sei stark gestiegen, was der Reg-TP-Präsident unter anderem darauf zurückführt, dass die Zugangskosten vergangenes Jahr im Schnitt um 30,5 Prozent gesunken sind. Mehr als 2.000 Anbieter, darunter 240 Sprachdienste sprächen zudem für einen gesunden Wettbewerb. Das sehen einige Telekom-Herausforderer anders. Denn noch immer kontrolliert die einstige Monopolgesellschaft 97 Prozent aller Ortsnetze. So predigen die Branchenverbände VATM und Breko schon seit langem, dass ein konsequenteres Vorgehen gegen die Ortsnetz-Übermacht der Telekom zu einer wesentlich kräftigeren Marktentwicklung beitragen würde. Kurth lässt das aber nicht gelten. Seiner Ansicht nach sind die Probleme im deutschen TK-Markt vielmehr auf Überkapazitäten, eine veränderte Erwartungshaltung der Investoren sowie auf eine Fehleinschätzung der Nachfrage zurückzuführen.

Alle diese Hürden seien im globalen Kontext zu sehen und ließen sich durch ein Eingreifen seiner Behörde nicht lösen. Erst vor wenigen Wochen hat das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden, dass die Deutsche Telekom die so genannte "letzte Meile" für Mitbewerber freigeben muss (siehe ComputerPartner Online vom 25.02.02).

www.regtp.de

www.vatm.de

www.brekoverband.de

ComputerPartner-Meinung:

Im Sinne günstigerer Preise fürs Telefonieren und Surfen im Internet ist es sicherlich wünschenswert, die Monopolstellung der Deutschen Telekom ein Stück mehr aufzubrechen. Fragt sich nur, ob die auf mehr Marktöffnung drängenden Mitbewerber bereit wären, auch jenseits der Ballungsräume Basistelefondienste bereitzustellen. Dazu ist die Deutsche Telekom nämlich verpflichtet, zu mehr aber auch nicht. Denn DSL fehlt in den neuen Bundesländern fast gänzlich. (kh)

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