Der Fluch der Studie

11.02.2000
Lieber Drähte im Kopf als Gehirn im Chip

Die Allensbach-Umfrage zur Zukunft des Körpers, die der Deutsche Studienpreis zuletzt vorgestellt hat, ist ein weiteres Beispiel dafür, wohin der exzessive Genuss von Big Brother und artverwandtem Schwachsinn führt. Nicht nur, dass jeder Fünfte sich einen Turbolader für die kleinen grauen Zellen wünscht, nein, es wäre sogar dringend notwendig. Dass dies nur 21 Prozent einsehen, stimmt bedenklich. Immerhin würden doppelt so viele Hochschüler wie Volkschulabsolventen ihren eigenen Kopf auf einen fremden Körper verpflanzen lassen. Ein erster Beweis, dass Intelligenz nichts mit Schulbildung zu tun hat. Die Antwort, wie viele sich für einen fremden Kopf erweichen lassen könnten, bleibt die Umfrage schuldig. Auch bei allen anderen abgefragten Innereien, deren Palette von Gebärmutter bis Affenherz reichte, waren die höher Gebildeten viel eher zum Konsum bereit. Bei den Volksschülern schien die Resignation, sowieso einmal als Ersatzteillager herhalten zu müssen, genetisch vorbestimmt. Wie immer bei solchen, den Erhaltungstrieb stimulierenden Umfragen ist das Ergebnis doch sehr davon abhängig, wer fragt. Rosarote Welt, gibt es hier natürlich keine Hinterfragung, wo die Ersatzteile eigentlich herkommen sollen: Ob von abgeschlachteten Straßenkindern aus Gegenden in der Dritten Welt, aus den genetischen Großküchen arbeitsloser Biowaffenproduzenten oder der Restetonne mitteleuropäischer Krankenhäuser - sie sind eben da, im Überfluss, und jeder kann sich bedienen. Wenn also all das Kranke, Überflüssige und Unmögliche subtrahiert ist, bleibt nur noch die Chipgeschichte als Aufhänger, um im Mäntelchen einer ordinären Umfrage den Marktbedarf für Kleinhirnbeschleuniger zu ermitteln. Wie so oft in den letzten zehn Jahren wurden auch gleich Ossis und Wessis getrennt ausgewertet, wir sind ja ein Volk. Ohne auf das Niveau dieser Umfrage zu sinken: Beim Hirnchip ist bei den Wessis ein höherer Bedarf anzunehmen, ein kompletter Gehirntausch ist bei den ehemaligen Brüdern und Schwestern beliebter als im Westen. Also, ran ihr Bioniker und Chipfabrikanten, es darf bedarfsgerecht produziert werden. Markt und Ressourcen sind vorhanden, und da die Dummheit bekanntlich nicht ausstirbt, ist die Cash-Cow melkbereit. Jetzt bräuchten wir nur noch einen Distributor und ein Vertriebskonzept für den Fachhandel. Vielleicht reicht es sogar, den Chip nur in die Nähe des Gehirns zu bringen, um es zu stimulieren, so wie ein Handychip. Da soll es eine deutsche Firma mit Erfahrung geben.

Mein Fazit: Wir sollten beim Streifzug über die "Systems" in München nicht über die nervigen Girls mit Stift und Klemmbrett lächeln. Vielleicht entscheiden sie ja über unsere Zukunft?

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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