Der Neue aus Feldkirchen

12.12.2002
Seit dem 1. August dieses Jahres ist Hannes Schwaderer Country-Manager bei Intel für Deutschland, Österreichund die Schweiz. Nach den ersten 100 Tage im Amt zieht Schwaderer ein Resümee des vergangenen Jahres.

Auf die Frage, wie man In-tel-Chef Deutschland wird, schmunzelt Schwaderer und erklärt kurz und knapp: "Die Stelle war ausgeschrieben, ich habe mir den Job zugetraut und mich beworben. Kurze Zeit später war ich Country-Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Außerdem hatte ich das Glück, ein hoch motiviertes Team übernehmen zu können." An den Vorgaben seines Vorgängers hat Schwaderer noch nichts ändern müssen. "Wir haben gute Produkte und wollen das Channel-Programm noch weiter ausbauen", erklärt er. Neue Tools und das Training für Intels Partner stehen ganz oben auf seiner Aufgabenliste. Die Garantieregelung umfasst jetzt auch einen Vorabaustausch. "Wenn einer unserer Partner einen defekten Chip moniert, senden wir ihm schon vorab einen neuen zu", erklärt Schwaderer. "Dann braucht unser Partner nur einmal zum Kunden zu fahren und kann gleich den defekten Prozessor gegen den neuen tauschen. Das spart ihm Zeit, und der Kunde freut sich. Die defekte CPU schickt der Fachhändler dann zu uns, und die Sache ist für ihn erledigt."

Schwaderer sieht im Fachhandel einen wichtigen Partner. "Ein Drittel unserer Produkte setzen wir in Deutschland über den Channel ab", freut sich Schwaderer. "Weltweit ist die Verteilung etwa 50:50", führt er weiter aus. Nur in den stark wachsenden Märkten im Osten und in Asien überwiegen mit bis zu 90 Prozent die Boxed-Versionen von Intel-CPUs. In diesen Märkten tummeln sich viele kleine Systemintegratoren, die selbst PCs zusammenbauen. In Deutschland dagegen ist das Geschäft fest in der Hand großer PC-Bauer, die den Markt unter sich aufgeteilt haben. Lokale System-Builder spielen in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle.

"Die Geschäfte im deutschen Markt sind etwas schwächer gelaufen, als geplant", gibt Schwaderer dann zu. Trotz 7,9 Millionen verkaufter PCs in Deutschland musste Intel den Forecast um eine halbe Million Euro nach unten korrigieren. "Gleichzeitig hat Intel in Deutschland aber deutlich Marktanteile gewonnen", freut sich Schwaderer. Rund 15 Prozent des Marktes konnte der Chipgigant in Deutschland im vergangenen Jahr zurückerobern.

"Bei einer Rezession werden die Märkte neu verteilt", erklärt Schwaderer. "Deutsche Consumer sind sehr an der Technik interessiert", führt er weiter aus. "In der Regel kaufen sie nur Geräte, die den Stand der heutigen Technik widerspiegeln. Ich mache es ja auch nicht anders", gibt er zu. "Wenn ich mir einen neuen PC kaufe, ist es immer das neueste Modell - dann habe ich wieder mindestens zwei Jahre Ruhe und kann sicher sein, dass auch alle aktuellen Spiele darauf laufen werden."

Nach Ansicht von Schwaderer laufen Intel-basierende Geräte zudem äußerst stabil. "Weltweit sind etwa 3.000 Ingenieure bei Intel nur damit beschäftigt, Hard- und Software für die Chips zu validieren", berichtet er stolz. Außerdem habe Intel den Vorteil, dass alle wichtigen Komponenten eines Rechners, wie beispielsweise Chipsatz, CPU, Memory und zum Teil auch die Grafik, alle aus einer Hand kämen. Bei einem derart komplexen System, wie es heute ein PC darstellt, ist dies mit Sicherheit kein Nachteil. "Unsere Komponenten arbeiten immer zusammen", glaubt er.

Desktop contra mobil

Darüber, dass inzwischen alle großen Notebook-Hersteller auch mobile Geräte mit Desktop-CPUs einsetzen, ist Schwaderer nicht be- sonders glücklich. Auf den ekla-tanten Preisunterschied zwischen Desktop-CPU und mobiler Variante angesprochen, erklärt Schwaderer: "Mobile CPUs stellen eine Weiterentwicklung der Desktop-Prozessoren dar. Eine Weiterentwicklung ist jedoch enorm teuer, und deshalb müssen wir für die mobile Variante auch mehr Geld verlangen - aber die bietet dafür auch mehr, ist fast genauso schnell und geht aber wesentlich sparsamer mit der zugeführten elektrischen Energie um. Wer unterwegs auf sein Notebook angewiesen ist und wirklich mobil arbeiten möchte, kommt um einen mobilen Prozessor nicht herum." Einzig, wer keinen großen PC in der Wohnung haben möchte, kann auf ein Notebook mit Desktop-CPU zurückgreifen. Eingeschränkt mobil arbeiten kann man mit einem solchen Modell auch, allerdings sollte ei-ne Steckdose in Reichweite sein. Mit dem neuen Prozessorsystem Banias, das in der ersten Jahreshälfte 2003 erscheinen wird, soll das mobile Arbeiten noch wesentlich effizienter werden, erklärt Schwaderer weiter. Besonders die drahtlose Kommunikation wird in den nächsten Jahren eine immer wichtigere Rolle spielen, glaubt er. "Wireless Fidelity wird sich etablieren", ist seine feste Überzeugung. Weitere Informationen zu Banias wollte Schwaderer aber nicht preisgeben.

Jammern oder anpacken?

Obwohl Intel in den letzten zwei Jahren nur schwarze Zahlen geschrieben hat, ist Schwaderer mit der heutigen konjunkturellen Entwicklung nicht besonders glücklich. Weltweit sind die Märkte eingebrochen. Trotzdem hat Intel in den beiden vergangenen Jahren rund 21 Milliarden Dollar für Entwicklung und Forschung ausgegeben. Das ist pro Monat eine Milliarde Dollar. Schwaderer zitiert seinen obersten Chef Craig Barrett: "Man kann sich nicht aus einer Rezession heraussparen." Schwaderer will die Rezession nutzen, um sich mit neuen innovativen Produkten besser im Markt zu positionieren. "2002 hat Intel mehr neue Produkte als jemals zuvor in der Firmengeschichte herausgebracht", freut sich Schwaderer. "Wir haben inzwischen all unsere Prozesse auf 130 Nanometer umgestellt, und neue Fabs arbeiten nur noch mit 30 Zentimeter großen Wafern", führt er weiter aus. "Da bekommen wir 2,4 mal so viele Chips aus einem Wafer wie bei den früheren 20 Zentimeter durchmessenden Silizium-Scheiben."

Allerdings sind für die neuen großen Wafer komplett neue Maschinenparks notwendig. Umrüsten geht nicht. "Eine Fertigungsstraße, die für 20-Zentimeter-Wafer gebaut wurde, kann auch nur solche Wafer bearbeiten", erklärt der Country-Manager. "Für die neuen Wafer müssen auch neue Fertigungsstraßen her."

Schwaderer glaubt, dass Intel mit neuen Produkten und innovativer Technologie im nächsten Jahr seine Vormachtstellung weiter ausbauen kann. Mit den Worten von Andy Groove: "Rezessions always ends (Rezessionen hören irgendwann auf)", verabschiedet sich Schwaderer. www.intel.de

ComputerPartner-Meinung:

Trotz Wirtschaftsflaute investiert Intel viel Geld in Forschung und Entwicklung. Da die Manager des Unternehmens glauben, dass man sich nicht aus einer Rezession heraussparen kann, wollen sie, sobald die Wirtschaft wieder anzieht, mit neuen Produkten an vorderster Front dabei sein. Dieser Weg scheint mir der einzig gangbare zu sein, denn irgendwann ist die konjunkturelle Schwäche überwunden, und der Konsum steigt wieder an. Wer bis dahin die Hände in den Schoß gelegt hat, hat dann das Nachsehen. (jh)

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