Der Psychopath als Chef

02.09.2004

Ein charmanter und liebeswürdiger Chef ist ein echter Glückstreffer für die Mitarbeiter und für den Betrieb. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Charmebolzen außerdem ein Psychopath ist, ist aber leider genauso hoch. Das behauptet jedenfalls der US-Wirtschaftspsychologe Paul Babiak, der sich auf aktuelle Forschungen beruft. Die hätten ergeben, dass nicht alle Psychopathen zwingend als brutale Killer auf sich aufmerksam machen. Vielmehr arbeiteten die meisten ungestört in allen möglichen Berufszweigen und machen dabei die große Karriere.

"Psychopathen sind häufig liebenswürdig, haben Selbstbewusstsein und stehen auf Geld, Macht und Sex. Weil sie sich gut ausdrücken können, denkt jeder, sie hätten Visionen und wären zur Unternehmensführung geeignet", so der Psychologe. Nach Babiaks Ansicht werden manche dieser Psychopathen sogar ganz bewusst eingestellt - bedarf die heutige Geschäftswelt doch oft gewissenloser Chefs, die vor harten, schnellen Entscheidungen nicht zurückschrecken. "Ein Psychopath hätte keine Skrupel, einen ganzen Betrieb zu schließen, während einer wirklichen Führungspersönlichkeit die Entlassungen Leid tun würden." Langfristig aber ist ein Psychopath ein Problem für eine Firma, wie Babiak betont. "Sie sind ungeeignet für die tägliche Routinearbeit und nutzen die anderen Angestellten aus." Der Psychologe warnt davor, dass die Zahl der Wahnsinnigen in Unternehmen in den kommenden Jahren noch steigen werde. In seiner Karriere als Berater für US-Firmen seien ihm unter hundert Angestellten rund acht Psychopathen begegnet - alle waren in gehobenen Positionen.

Marzena Fiok

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