Industrie 4.0

Der ratlose Verbraucher und das intelligente Heimnetzwerk

11.08.2014
EMEA Sales Director bei Ipswitch
Die Vorstellung, dass der Kaffeeautomat automatisch neue Kapseln bestellt, bevor sie ausgehen, klingt gut, nicht wahr? Oder wie wäre es, wenn der Kühlschrank Bescheid gibt, dass Milch besorgt werden sollte?

Dies sind nur einige Beispiele für smarte Anwendungen, wie sie in den mit großer Spannung erwarteten intelligenten Häusern und Wohnungen zu finden sein könnten. Der Trend zu Smart Home ist auf dem Vormarsch. Marktforscher erwarten einen weltweiten Umsatz mit Smart-Home-Produkten von über 15 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2015. Laut einer Studie von Fittkau & Maaß Consulting sind 78 Prozent der Deutschen an der Smart-Home-Technik interessiert.

Zu den eingesetzten Smart Home-Applikationen gehören jedoch Geräte, und dazu gehört ein immer komplexeres IT-Heimnetzwerk, das sie verbindet. Wie alle IT-Netzwerke erfordert es eine zuverlässige Verwaltung. Die Haushalte der Zukunft werden - was ihre IT angeht - im Wesentlichen wie kleine Unternehmen sein, an deren Netzwerk zahlreiche Geräte angeschlossen sind. Während Unternehmen jedoch über ihre eigene (interne oder ausgelagerte) IT-Abteilung verfügen, in der Netzwerkverwaltungs-Spezialisten das Netzwerk schützen und sich darum kümmern, dass alles so arbeitet, wie es soll, fragt man sich, was die Heimanwender tun werden.

Wenn also vernetzte Geräte die Haushalte erobern und das Internet of Things zur Normalität wird wer soll zuhause der IT-Administrator sein? Wie kann sichergestellt werden, dass die vernetzten Geräte abgesichert sind, ordnungsgemäß arbeiten und alle sicherheitsrelevanten Software-Updates erhalten? Wie können Anbieter intelligenter Geräte und Technologieunternehmen Verbrauchern bei der Verwaltung ihrer Netzwerke helfen? Müssen wir alle in unserer Freizeit zu "Amateur-IT-Admins" werden, oder wird eine neue Art von Serviceanbietern entstehen, die sich um unsere vernetzten Heimumgebungen kümmern?

Eines steht fest: Wenn wir zuhause sind, möchten wir uns nicht mit IT-Problemen herumärgern. Und ganz gleich, ob im Privat- oder Arbeitsleben: Es wäre uns lieber, wenn die Verwaltung von Technologie nicht so komplex wäre.

Ein guter Ausgangspunkt, um das Management des Heimnetzwerks richtig anzupacken, besteht darin, die Herausforderungen zu identifizieren, denen sowohl professionelle IT-Manager am Arbeitsplatz als auch die Amateure im Smart Home gegenüberstehen:

Beide sollten wissen,

• wie viele Geräte mit dem Internet oder Netzwerk verbunden sind

• welchen Status die Geräte haben: Welches läuft gerade und welches nicht? Gibt es Leistungsprobleme, bei denen ein Gerät beispielsweise läuft, es aber unglaublich langsam ist?

• wie die Ursache eines Problems gefunden werden kann, wenn sie nicht offensichtlich ist ("das kleine grüne Licht leuchtet zwar, aber es passiert nichts")

• wer welche Geräte verwendet

• wie die Geräte konfiguriert sind

• wo sich die Geräte befinden.

Mit einem schnellen Blick auf diese Checkliste lässt sich das Heimnetzwerk mit ganz anderen Augen sehen. Auch wenn viele Anwender bislang dachten, sie hätte gar kein Netzwerk zuhause, zeigt sich mit diesen Fragen oft das Gegenteil.

Die Nachfrage nach Smart-Home-Lösungen steigt, das Marktpotential ist gewaltig. Laut einer aktuellen Studie des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK von 2014 haben rund 40 Prozent der deutschen Haushalte ein konkretes Interesse an der Vernetzung ihres Eigenheims - im Besonderen gilt die Nachfrage Lösungen zum Energiesparen und zur Sicherheit. Und abgesehen von Smartphones, Laptop und Tablets - den zuhause am häufigsten verwendeten vernetzten Geräten - werden intelligente Uhren (Smart Watches), Verbrauchszähler (Smart Meters) und Rauchmelder in Privathaushalten bereits immer beliebter. Ein intelligenter Zähler beispielsweise sendet eine Nachricht an das Handy oder die Armbanduhr, wenn das Licht oder die Heizung nicht ausgeschaltet werden. Der intelligente Rauchmelder informiert, wenn ein Feuer im Haus erkannt wird.

Laut einer aktuellen Studie des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK von 2014 haben rund 40 Prozent der deutschen Haushalte ein konkretes Interesse an der Vernetzung ihres Eigenheims - im Besonderen gilt die Nachfrage Lösungen zum Energiesparen und zur Sicherheit.
Laut einer aktuellen Studie des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK von 2014 haben rund 40 Prozent der deutschen Haushalte ein konkretes Interesse an der Vernetzung ihres Eigenheims - im Besonderen gilt die Nachfrage Lösungen zum Energiesparen und zur Sicherheit.
Foto: Eaton

Zudem ist davon auszugehen, dass elektrische Geräte der nächsten Generation standardmäßig einen Sensor besitzen, der intelligente Apps über eine Netzwerkverbindung unterstützt. Daher werden die Anforderungen an das Heimnetzwerk, mehr Daten, Anwendungen und Geräte unterzubringen, in einigen Fällen wohl deutlich steigen. Und mit diesen neuen Anforderungen und dem vermehrten Datenverkehr im Heimnetzwerk steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefläuft. Mit der Anzahl der Geräte wächst das Risiko, dass das Heimnetzwerk ausfällt. Datenflüsse werden kompliziert und das Risiko langsamer Datenübertragungen steigt. Wenn viele Geräte auf das Netzwerk zugreifen dürfen, ist es schwieriger, unbekannte Geräte zu bemerken. Dies ist vergleichbar mit den Problemen, die Netzwerkmanager durch den Aufstieg von BYOD (Bring your own device) hatten und immer noch haben. Durch die Flut unterschiedlicher Geräte wird das Netzwerk anfälliger für böswillige Angriffe, etwa durch Viren und Malware.

Um sicherzustellen, dass das Heimnetzwerk dauerhaft ordnungsgemäß arbeitet, muss es überwacht werden. Eine Reihe von Überwachungstools für Verbrauchernetzwerke sind zwar erhältlich; die Auswahl ist jedoch beschränkt und die Frage, ob sie wirklich für intelligente Häuser mit Apps geeignet sind, ist noch nicht beantwortet. Außerdem weiß der durchschnittliche Verbraucher - bei dem es sich im Allgemeinen nicht um einen IT-Experten handelt - wahrscheinlich noch nicht einmal, dass es diese Tools gibt und dass sie notwendig sind, um die Heimumgebung am Laufen zu halten.

Von Verbrauchern kann nicht erwartet werden, dass sie die komplexe Technologie, die sukzessive Einzug in ihre Haushalte erhält, genauso beherrschen wie Systemadministratoren, die geschult sind, stets die aktuellen Trends verfolgen und dafür bezahlt werden. Doch wer wird dann das intelligente Heimnetzwerk verwalten? Anbieter von Netzwerktechnologien haben eine Verantwortung dafür, Verbraucher darin schulen, die vernetzten Geräte in ihren Haushalten ordnungsgemäß einzurichten und zu verwalten sowie sie aktuell und synchronisiert zu halten. Doch sie werden die Wissenslücke der Verbraucher nicht alleine füllen können. Für Netzwerk- oder Serviceanbieter, die dies sehen und entsprechend handeln, besteht daher die Chance, mit Lösungen für Verbraucher zu punkten, die die Überwachung von Heimnetzwerken und den damit verbundenen Geräten übernehmen, oder entsprechende Service-Pakete schnüren. Vielen Menschen ist es eine Menge wert, wenn der Kaffee nie ausgeht. (jbr)

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