Der Spiegel
"Der Spiegel" hat Intershop-Gründer Stephan Schambach interviewt (Spiegel Online vom 6. Januar 2001):
Spiegel: Aber Sie haben doch die aufgestellten Geschäftsziele völlig verfehlt - wie kürzlich EM.TV. Haben Sie die Anleger für dumm verkauft?
Schambach: Nein, absolut nicht. In Europa konnten wir unsere Zahlen erreichen, zum Teil sogar übererfüllen, in den USA dagegen haben wir zweifellos daneben gelegen. Wir wurden dort von einer lähmenden Kaufzurückhaltung völlig überrascht, vor allem im Hightech-Sektor.
Spiegel: War es nicht früher absehbar, dass Intershop im vierten Quartal in Nordamerika statt 20 Millionen nur 4 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften würde?
Schambach: Die meisten Deals waren fertig verhandelt und bedurften nur noch der Unterschrift. Kurz vor dem Jahreswechsel aber haben viele große Unternehmen Order bekommen, wegen der schlechten Konjunkturaussichten Investitionen zu verschieben oder zu streichen. Noch bis zum Freitag vor Silvester haben wir eine ganze Anzahl von unterschriebenen Verträgen erwartet, die aber blieben aus.
Euro am Sonntag
"Euro am Sonntag" vom 7. Januar sieht grundlegende Fehler, die zum amerikanischen Einbruch Intershops geführt haben:
Während Intershop hier zu Lande jedem halbwegs am Internet Interessierten ein Begriff ist, hat man es in den Vereinigten Staaten nicht geschafft, zu einer Brand, also einem Markennamen zu werden. Intershop ist dort ein No-Name geblieben - kaum zu glauben bei einem Unternehmen, das mitten im kalifornischen Silicon Valley sitzt. Zudem sei man mit der Enfinity-Software für Großkunden "sehr spät auf den Markt gekommen". (...) Das Produkt selbst bekommt von allen Seiten nur Bestnoten. (...)
Doch das beste Produkt hat keine Chance, wenn es nicht bekannt gemacht und verkauft wird. Hier liegt der Hauptfehler, den Schambach und sein Management begangen haben. Sie versäumten es, für den amerikanischen Markt eine Crew aufzubauen., die es mit dem Marktführer Broadvision, aber auch den immer zahlreicheren Mitbewerbern aufnehmen kann.